Holzeinschlag ist derzeit teurer als der Erlös

Die Sulzbacher Gemeinderäte machen sich im Gemeindewald ein Bild vom aktuellen Zustand des Waldes. Die Schäden sind enorm.

Holzeinschlag ist derzeit teurer als der Erlös

Die Gemeinderäte bekamen bei ihrem Waldbegang keine guten Nachrichten zu hören. Die Holzpreise sind im Keller, die Bäume extrem hitzegeschädigt. Foto: privat

SULZBACH AN DER MURR (pm). Nachdem im Jahr 2020 der zehnjährige Forsteinrichtungszeitraum zur Hälfte abgelaufen ist, hat Bürgermeister Dieter Zahn die anstehende Zwischenrevision zum Anlass genommen, den Gemeinderat zu einem Waldbegang in den Sulzbacher Gemeindewald einzuladen. Die Leiterin der Unteren Forstbehörde, Dagmar Wulfes, sowie Gemeindeförster Axel Kalmbach informierten an verschiedenen Standorten im Gemeindewald über die aktuell wichtigsten Themen in der Holz- und Forstwirtschaft. Zuerst wurden noch Abläufe und Wirkungsweise der kurz vor dem Abschluss stehenden Bodenschutzkalkung näher erläutert, bevor an einem ersten Waldbild mit zahlreichen abgestorbenen Weißtannen das Ausmaß der derzeitigen Waldschäden verdeutlicht wurde. Sturmereignisse und vor allem die klimabedingten, großflächig auftretenden Dürreschäden der letzten zwei Jahre haben den Holzabsatz derart verschlechtert, dass bei Holzpreisen von unter 25 Euro je Festmeter die Aufarbeitung des kalamitätsbedingt eingeschlagenen Nadelholzes inzwischen teurer ist als der Ertrag.

Auch die Weißtannen und die Laubbäume leiden unter der Dürre.

Besorgniserregend in diesem Zusammenhang ist die Tatsache, dass nicht nur Fichten, sondern auch andere Nadelbäume wie beispielsweise die heimische Weißtanne unter den Klimabedingungen leiden und infolge von Dürre und Schädlingsbefall großflächig absterben.

An einem weiteren Waldbild konnte verdeutlicht werden, dass jedoch auch die Laubbäume, insbesondere die Buche, vom Klimawandel betroffen sind und auf zahlreichen Standorten vertrocknen, wobei das Holz der Buche sehr schnell entwertet wird und die Bäume in kürzester Zeit zusammenbrechen. Darüber hinaus sind weitere Laubbaumarten durch Schädlinge bedroht, etwa die Esche, die seit Jahren durch einen Pilz stark dezimiert wird. Als Fazit musste festgestellt werden, dass momentan fast alle heimischen Baumarten unter Klimaveränderungen und Schädlingen leiden und auch zukünftig mit vielen Risiken belastet sein werden.

Anhand einer mehrjährigen Douglasienkultur sowie einer mit Eichen geplanten Wiederaufforstung wurde ausführlich über den Waldumbau in klimastabile Mischwälder diskutiert. Die Fichte, als wichtige Wirtschaftsbaumart, wird nach den derzeitigen Prognosen sicherlich nur noch in Beimischung und nur noch auf Zeit eingesetzt werden.

Im Hinblick auf die Klimaveränderung werden bei der Wiederbewaldung von Kalamitätsflächen darüber hinaus sehr viele ausländische Baumarten als Alternativen angedacht. Allerdings steht man hier erst ganz am Anfang, da eine konkrete Aussage über die Eignung von einzelnen Baumarten erst getroffen werden kann, wenn diese über mehrere Jahrzehnte bei uns angepflanzt und beobachtet worden sind. Außerdem kann auch der Flächenumfang nur begrenzt sein, da die fremdländischen Baumarten als Neophyten durchaus negative Auswirkungen auf die heimische Tier- und Pflanzenwelt haben können und manchen Naturschutzzielen entgegenstehen.

Eine weitere Möglichkeit besteht darin, solche heimischen Baumarten zu pflanzen, von denen man schon länger weiß, dass sie in entsprechenden klimatischen Verhältnissen wie sie etwa in Südosteuropa herrschen zurecht kommen. Zielvorgabe bei der Wiederbewaldung – so die mehrheitliche Meinung zum Abschluss des Waldbegangs – sollte daher die Vielfalt an Baumarten sein. Auf jeden Fall steht für alle, die im Wald tätig sind, eine Jahrhundertaufgabe bevor, die auch kommende Generationen beschäftigen wird.

700 Hektar Gemeindewald

Der Gemeindewald Sulzbach an der Murr ist einer der großen Körperschaftswälder im Rems-Murr-Kreis. Er hat einen Umfang von 700 Hektar. Vor Kurzem wurde bei einer Fläche von über 400 Hektar eine Kalkung durchgeführt. Der Gemeindewald umfasst 18 Prozent der Gemeindemarkung.

Eine Besonderheit im Gemeindewald ist das Arboretum beim Hummelbühl: Dort werden über 25 einheimische, aber auch fremdländische Bäume erklärt.

Die Gemeinde beschäftigt einen Gemeindeförster und drei Waldarbeiter.