Hühnerhof will in die Nähe der Burg

Der Landwirt Martin Föll plant, zwei Ställe mit 12000 Legehennen auf dem Plateau bei der Burg Lichtenberg zu bauen. Die Gemeinde Oberstenfeld lehnt das Einvernehmen ab, um mit ihm unter anderem über Parkplätze für eine Burggastronomie verhandeln zu können.

Hühnerhof will in die Nähe der Burg

Auf dem Gelände des ehemaligen Islandponyhofs sollen die Legehennenställe bei der Burg Lichtenstein entstehen. Foto: K. Schmalz

Von Oliver von Schaewen

Oberstenfeld. Stören Ställe bei der Sicht auf die Burg Lichtenberg? Diese Frage beschäftigt derzeit die Gemeinde Oberstenfeld neben einigen anderen rund um das Projekt von Martin Föll. Der Landwirt betreibt im Großbottwarer Ortsteil Sauserhof einen Legehennenbetrieb – und möchte ihn auf dem Gelände bei der historischen Stauferburg um zwei Ställe für 12000 Tiere und Silos erweitern. Die Oberstenfelder Gemeinderäte im Technischen Ausschuss verweigerten dem Projekt jedoch ihr Ja.

Das Areal vor der Burg war lange Zeit als Islandponyhof genutzt worden, bevor es Föll erwarb. Die Veränderung wird kritisch beäugt: „Alles, was da gebaut wird, darf der Burg nicht schaden“, sagte etwa der SPD-Rat Hanns-Otto Oechsle, der das Wahrzeichen des oberen Bottwartals auf einigen Gemälden verewigt hat. Er war am Donnerstag einer der Räte, die mit sechs zu vier Stimmen knapp die Oberhand behielten.

Ob die Ansicht der Burg aber tatsächlich gestört wird, erscheint nicht klar. Der CDU-Fraktionschef Oliver Beck meinte, an einem Verschandeln der Burg sei nichts dran. Die Gemeinde will das im Verfahren klären lassen – notfalls durch eine Modellierung. Das Nein der Räte ermöglicht der Gemeinde überhaupt, mit Martin Föll zu verhandeln. „Nur wenn wir heute ablehnen, können wir in Gespräche eintreten“, sagte der Oberstenfelder Bürgermeister Markus Kleemann, der auch in anderen Punkten einen Optimierungsbedarf erkennt. So bildeten die beiden entfernt voneinander geplanten Ställe eine Splittersiedlung. Föll wolle den vorgelagerten Parkplatz der Gemeinde für die Zufahrt nutzen, erklärte Kleemann am Freitag. „Wenn wir zugestimmt hätten, wären diese Parkplätze einfach weggefallen.“

Überhaupt erscheint der kleine Parkplatz als Schlüssel dafür, die Burg Lichtenberg für Besucher attraktiver zu machen. „Wir möchten erreichen, dass der geplante Biergarten auf der Burg entstehen kann“, sagte der Oberstenfelder Rathauschef. Das Landratsamt Ludwigsburg verlange vom Investor jedoch den Nachweis von 42 Parkplätzen bei einer Fläche von 380 Quadratmetern. Wenn der Biergarten doppelt so groß werden solle, brauche der Investor 84 Parkplätze. Dies sei aber laut Kleemann nur zu erreichen, wenn der Hühnerhof Grund für eine Parkplatzerweiterung zur Verfügung stelle – darüber wolle er mit den Beteiligten reden wie auch über eine finanzielle Ablösung der Stellplätze durch den Burginvestor.

Ob die Gemeinderäte in puncto Verkehr auf der kleinen Zufahrtsstraße zur Burg mitziehen, müssen die weiteren Gespräche zeigen. Andreas Fender von den Freien Wählern etwa wies auf Platzprobleme im Begegnungsverkehr hin. Auch seien Erholung suchende Fußgänger dort unterwegs.

Eine Lanze für die Hühnerställe auf dem Lichtenberg brach die Freie-Wähler-Rätin Annette Kori. Sie sieht in dem Hof ein „Vorzeigeprojekt“ mit regionalen Produkten, kurzen Wegen und artgerechter Tierhaltung. Sie riet, dem Unternehmer keine Knüppel zwischen die Beine zu werfen. Die Bauten fügten sich sehr gut in die Landschaft ein. Der Stall an der Zufahrtsstraße zur Burg solle in einer Senke gebaut werden und sei von der Straße her gar nicht einsehbar.

Martin Föll trägt den Beschluss mit Fassung. „Es war keine Ablehnung des Projekts – die Gemeinde möchte ja mit mir sprechen.“ Er sehe für die Naherholung auf dem Lichtenberg Vorteile, denn er wolle Besuchern etwa durch einen Schauraum Einblicke in die Haltung der frei laufenden Hühner ermöglichen und strebe einen Automatenverkauf an. Einen Gegensatz zum Biergarten sehe er nicht, zumal er störende Emissionen durch den Bau von Kotlagerhallen und den wöchentlichen Abtransport in eine Biogasanlage vermeiden könne. Föll sieht im Miteinander mit dem Biergarten eher eine Symbiose. „Wenn die Mutter mit den Kindern unsere Hühner anschaut, geht der Vater schon mal nach vorne ein Weizenbier trinken.“

Seine geplanten Ställe hält Föll mit der Umgebung für vereinbar. Die beiden Gebäude müsse er in einem Abstand voneinander bauen, weil seine jeweils 6000 Hühner einen freien Auslauf von 2,4 Hektar pro Stall bräuchten. „Wir haben die beiden Legehennenställe wegen der Vorgaben der Biozertifizierung nicht anders auf diese Fläche legen können.“ Der Auslauf dürfe nicht weiter als 150 Meter vom Stall entfernt sein.

In der Parkplatzfrage will Martin Föll die weiteren Gespräche mit der Gemeinde abwarten. „Ich bin da ganz offen und würde mich freuen, wenn es zu einer Lösung kommt, die allen Beteiligten weiterhilft.“

Das Landratsamt Ludwigsburg könne zum geplanten Hühnerhof noch keine Aussage machen, teilt der LRA-Sprecher Frank Wittmer mit. „Zum Baugesuch finden derzeit die Beteiligungen der betroffenen Fachbereiche statt und es sind zunächst die Rückläufe abzuwarten.“ In Sachen Burggastronomie seien die Erschließung und die Parkplatzfrage noch ungeklärt.