„Ich bin der Schulleiter des Übergangs“

Thomas Maier, der auch schon die Max-Eyth-Realschule als Stellvertreter leitete, geht nach acht Jahren als Rektor der Backnanger Schickhardt-Realschule in den Vorruhestand – mit ruhigem Gewissen, wie er im Gespräch mit unserer Zeitung berichtet.

„Ich bin der Schulleiter des Übergangs“

Thomas Maier sitzt in der Mensa der Schickhardt-Realschule in Backnang, die er als sein „Baby“ bezeichnet. Foto: A. Becher

Von Bernhard Romanowski

Backnang. „Es war eine intensive Zeit“, sagt Thomas Maier, der Rektor der Schickhardt-Realschule in Backnang. Acht Jahre lang leitete er die Einrichtung. Am 1. September aber ist Schluss damit: Dann geht er in den vorzeitigen Ruhestand. Sein mitunter schwärmerischer Ton, wenn er seinen bisherigen Lebenswandel schildert, lässt erahnen: Er ist Überzeugungstäter, was seinen Job angeht, liebt, was er tut, und sieht seinen Beruf als „tiefe Berufung“, wie er sagt.

Müsste er sich selbst beschreiben, würde er sich als „Schulleiter des Übergangs“ bezeichnen. Er meint damit den Übergang vom 2004 aufgelegten Bildungsplan zum Bildungsplan 2016, als die verbindliche Grundschulempfehlung zum Besuch der weiterführenden Schule wegfiel. „Die wünsche ich mir als entschiedener Realschul-Mann zurück. Da mache ich keinen Hehl draus.“

Übergang meint für ihn aber auch die Bemühungen, die nötig waren, um die Schickhardt-Realschule trotz der Wiedereinführung des G-9-Gymnasiums in der Taus „im unmittelbaren Einzugsbereich unserer Schule“ und trotz der Einführung der Gemeinschaftsschule an der benachbarten Mörikeschule und in Großaspach auf Kurs zu halten und auch zukünftig fest in der Backnanger Schullandschaft zu verankern. Dazu musste er viel Motivationsarbeit leisten und Überzeugungskraft beweisen. „Ich hatte neben einem sehr engagierten und tollen Kollegium ein hervorragendes Schulleitungsteam mit meinem Stellvertreter Matthias Eichele zur Verfügung. Auch mit Karin Rausch im Sekretariat und mit Bernhard Thomalla als Hausmeister hatte ich Glück und habe durch die beiden eine äußerst gute Unterstützung erfahren“, betont Maier.

Die Auswirkungen von Corona auf das Schulleben trafen ihn tief.

Als sein „Baby“ bezeichnet Maier die Mensa „Schicke Möhre“ und die zwei neuen Unterrichtsräume, die im Dezember 2018 in Betrieb genommen werden konnten und nicht zuletzt mit Blick auf die künftige Entwicklung des Backnanger Areals für die Internationale Bauausstellung (IBA) und daraus folgende Schülerzuzüge entstanden waren. Mit den Anbauten wurde seine Schule zur Ganztagsrealschule der offenen Form, wozu er und seine Kollegen auch ein Konzeptbuch entworfen hatten und sich über die Unterstützung vom damaligen Oberbürgermeister Frank Nopper und seinen Mitarbeitern Astrid Szelest und Siegfried Janocha sehr freuten. Auch die Backnanger Vereine partizipieren heute von dieser Einrichtung und nutzen sie gerne für ihre Veranstaltungen.

Die Liebe zur Musik nimmt viel Platz im Leben von Thomas Maier ein. Er selber spielt Kontra- und auch E-Bass, ist ein leidenschaftlicher Jazzer, steht auf Dixie bis Bebop und verehrt Genregrößen wie Ron Carter. Musik habe ihm unwahrscheinliche Erfahrungen im gefühlhaften Erleben beschert und sei zudem eine Universalwissenschaft, die solche Disziplinen wie Mathematik, Chemie und Physik verbinde. Die Vermittlung von Geschichte und Gemeinschaftskunde, die er ebenfalls unterrichtete, lag ihm aber auch am Herzen.

Freilich war nicht alles eitel Sonnenschein in seiner Rektorenzeit. Schüler zu sanktionieren – Maier vermeidet das Wort „bestrafen“ – war seine Sache nicht, das viel ihm schwer, wie er es schildert. Die Auswirkungen von Corona ließen ihm ebenfalls das Herz bluten: keine Ausflüge mehr, keine AGs, keine Schulreisen. Vergangenes Jahr sollte eigentlich die „Tour de Schickhardt“ stattfinden, ein großer Schulausflug auf den Spuren des Namensgebers der Realschule unter anderem mit Empfang beim Freudentaler Oberbürgermeister. Das ging coronabedingt nicht. „Schule ist doch mehr als Unterricht. Schule lebt. Gemeinsame Aktionen sind die Würze des Schullebens“, so Maier dazu.

Umso mehr freut er sich sagen zu können, dass Schüler, Eltern und Lehrer im Umgang mit der Pandemie alle an einem Strang gezogen und die notwendigen Maßnahmen vorbildlich umgesetzt haben. Ein Highlight seiner Karriere war indessen das 50. Jubiläum der Schickhardt-Realschule, das 2015 gefeiert wurde. „Auch die Tage der offenen Tür, die Reisen unserer Schüler nach Irland, London und Berlin – im Grunde alle Gelegenheiten, wenn die Schule der Öffentlichkeit offenstand und Begegnungen im Vordergrund standen, haben mich immer freut“, bekennt Maier. Dass solche Dinge möglich wurden, sei auch dem „hoch engagierten Förderverein“ geschuldet, der sich auch bei der laufenden Verbesserung der Verkehrsverbindung der Schule sehr einbringt. Auch auf die Sanierung des Technikraums, die Modernisierung der Turnhalle oder die die Neugestaltung von Homepage und Logo der Schickhardt-Realschule blickt Maier nicht ohne Stolz zurück. „Ich kann ruhigen Gewissens gehen“, ist er sich deshalb sicher.

Dem Blick zurück folgt schnell ein Blick nach vorn. „Leinen los“ steht auf einer Kaffeetasse, die Kollegen ihm geschenkt haben. Denn sie wissen um seine Leidenschaft fürs Bootfahren. Mit seiner Frau, der Autorin Annette Hölzel, und den beiden Kindern war er oft in einer geliehenen Motoryacht unterwegs und schwärmt davon, morgens nach einer guten Tasse Kaffee den 6-Zylinder-Motor zu starten und loszutuckern. Maier: „das ist Entschleunigung pur.“ Wenn er dann in naher Zukunft den Motorbootführerschein „Binnen und See“ in der Tasche hat, will er die küstennahen Gewässer erkunden, nachdem er sich im Dezember eine Auszeit auf seiner geliebten Insel Spiekeroog gegönnt haben wird. Auch die Wiederbelebung der „Literatour Backnang“, möglichst schon im November 2022, hat er sich auf die Fahnen geschrieben. Im Förderverein der Schule will er sich engagieren und der neuen Leitung gerne als Berater zur Seite stehen, wenn Bedarf dafür besteht.

Liebe zum Kontrabass

Thomas Meier wurde 1958 in Waldenburg geboren. Nach dem Umzug mit den Eltern nach Künzelsau besuchte er dort die Grundschule, die Realschule und ging aufs Wirtschaftsgymnasium in Öhringen. Nach seinem Militärdienst bei den Fliegern studierte er Mathematik und Musik in Ludwigsburg. Nach dem Referendariat in Gündelsheim trat er seine erste Stelle als Lehrer in Sachsenheim im Kreis Ludwigsburg an und wechselte nach Ilsfeld. Von 2005 bis 2013 war er als stellvertretender Leiter der Max-Eyth-Realschule in Backnang tätig. Nunmehr acht Jahre lang hat er die Stelle als Rektor der Backnanger Schickhardt-Realschule inne. Er spielt leidenschaftlich gerne Kontrabass und hat in seiner Laufbahn zahlreiche Konzerte mit seinen Schülern und Lehrerkollegen auf die Beine gestellt. Neben Mathe und Musik unterrichtete er auch Geschichte und Gemeinschaftskunde. Am 1. September beginnt offiziell sein Vorruhestand. (rom)