„Ich brauche diese positive Anspannung“

Jörg Burghardt aus Kirchenkirnberg hat es als Profizauberkünstler wie viele Kollegen der Unterhaltungsbranche dieser Tage alles andere als leicht. Umso mehr freut es ihn, sich nun auf der Fernsehbühne zeigen zu können. Samstag ist er bei „Das Supertalent“ zu erleben.

„Ich brauche diese positive Anspannung“

Jörg Burghardt wird sich am Samstagabend bei seinem Auftritt in der RTL-Show „Das Supertalent 2020“ darin versuchen, die Gedanken von Evelyn Burdecki zu lesen. Sie gehört neben Dieter Bohlen, Bruce Darnell und Chris Tall zur Jury der Sendung. Foto: privat

Von Christine Schick

KIRCHENKIRNBERG. Wer mit Jörg Burghardt spricht, merkt schnell: Der Mann brennt für seinen Beruf. Als professioneller Zauberkünstler, Comedian, Büttenredner und Messepromoter (wir berichteten) ist er bundesweit unterwegs, um die Menschen zu unterhalten. Doch das von Corona geprägte Jahr war für ihn natürlich kein einfaches. „99 Prozent der Auftritte sind abgesagt worden“, erzählt er und erinnert sich, wie es war, zu Hause in seiner neuen Wahlheimat Kirchenkirnberg zu sitzen, um zu beten, dass es im verbliebenen Zeitfenster in Sommer und Herbst mit den neu vereinbarten Terminen doch noch klappt. Eine Ausbildungsmesse beispielsweise sei gefühlt nur wenige Tage zuvor gecancelt worden, und „jetzt geht erst mal nichts mehr“. Der 54-Jährige stellt sich auf einen harten Winter ein und geht davon aus, dass erst eine erfolgreiche Impfstoffentwicklung wirkliche Entspannung bringen kann.

Jörg Burghardt ist aber kein Mensch, der zum Klagen neigt und sich in dieser Hinsicht festbeißt. Zwar müsse man mit dieser Enttäuschung leben, aber gleichzeitig spricht er der baden-württembergischen Landesregierung ein großes Lob aus. Denn die Sofort- und Überbrückungshilfen bedeuteten für ihn eine ganz entscheidende Unterstützung in dieser Zeit. Sehr viel schwieriger seien die Programme auf Bundesebene zu durchschauen. Die Ansprechpartner des Landes erlebt er als engagiert und ist „extrem dankbar, andernfalls hätte ich möglicherweise Hartz IV beantragen müssen“. Da er aber über viele Jahre Steuern gezahlt habe, fände er es nun auch fair, unterstützt zu werden. 2019 hat es ihn der Liebe wegen vom nordrhein-westfälischen Lippstadt in den Schwäbischen Wald und den Murrhardter Teilort Kirchenkirnberg verschlagen.

Wichtig und tröstlich findet er den Zusammenhalt der Veranstaltungs- und Kulturbranche, der beispielsweise über das Bündnis „#Alarmstufe Rot“ zum Ausdruck kommt. Aber die Frage, wie es auf mittlere Sicht auch finanziell weitergeht, ist nicht der einzige Aspekt, der für ihn von Bedeutung ist. Jörg Burghardt möchte einfach in seinem Beruf aktiv, er möchte im Training bleiben. Also hat der 54-Jährige angefangen, an Live-Online-Show-Konzepten zu arbeiten. Sein Büro hat er mittlerweile mit ein paar Requisiten und zwei Kameras ausgestattet, um sich an die digitale Bühnensituation heranzutasten. Das hieß zunächst, an den technischen Details zu tüfteln. Beispielsweise musste er sich von seinem blauen Vorhang als Hintergrund verabschieden, weil die Kamera sehr viel besser mit einer weißen Überdecke mit schwarzen Punkten klarkommt.

Neben Weißabgleich, Autofokus und einer guten visuellen Umsetzung ist aber vor allem entscheidend, den Zuschauer zu fesseln. „Die Herausforderung ist, die Spannung aufrechtzuerhalten“, sagt Jörg Burghardt. Die einzelnen Bausteine der Show müssen gut aufeinander abgestimmt sein. Festgestellt hat er, dass ihn besonders interaktive Elemente motivieren, die er bei den Vorstellungen auf der Plattform Zoom durch ausgewählte Teilnehmer integrieren kann. Solch eine im Vergleich zu einem Auftritt in einem Theater reduziertere und fokussiertere mediale Präsentation muss ziemlich sitzen. „Wenn ich im Video gut war, war ich wirklich gut“, sagt der Profiunterhalter. Dabei hilft ihm, dass – egal ob er als Zauberkünstler, Comedian, Büttenredner oder Messepromoter auftritt – er sein komplettes Programm und seine Kunststücke auswendig, sozusagen im Schlaf vorführen und sich ganz auf die Kamera beziehungsweise die Zuschauer konzentrieren kann. Dieses Arbeiten für seine Bühnenpräsenz gehört nicht nur ganz selbstverständlich dazu, es ist für ihn auch in psychologischer Hinsicht wichtig. „Ich brauch diese positive Anspannung“, sagt der mehrfach ausgezeichnete Magier. Allein dieses Jahr – während der Phase, in der Auftritte im September noch möglich waren – hat er beim Drei-Länder-Wettbewerb der Zauberkunst in Regensburg gleich zweimal gepunktet und sich den Haupt- sowie Publikumspreis geholt. Lässt sich die Bewerbung bei der RTL-Show „Das Supertalent“ als logische Konsequenz nach diesem Schritt in eine digitale Auftrittssituation sehen? Für Jörg Burghardt war etwas anderes entscheidend, man könnte sagen, er musste vor allem von sich selbst überzeugt sein. „Die Voraussetzung für die Bewerbung war, eine tolle Show zu haben und die Menschen wirklich überraschen zu können.“ Natürlich darf er vor der Ausstrahlung keine Details nennen, verrät aber, dass er sich an das Experiment wagen will, Evelyn Burdeckis Gedanken zu lesen, die mit Dieter Bohlen, Bruce Darnell und Chris Tall in der Supertalent-Jury sitzt. Schon kein leichtes Unterfangen, wenn man sich sehr gut kennt, aber in diesem Fall treffen zwei Menschen aufeinander, die sich bisher noch nie begegnet sind. Jörg Burghardt betont, dass es sich um ein Experiment handelt, das auch schiefgehen könne, und alles spontan abläuft. Fest steht jedenfalls, dass er das Team mit seiner Bewerbung überzeugt hat.

Für die Berichterstatterin hält er eine kleine Kostprobe seines Könnens während des gemeinsamen Telefonats bereit: Über eine Homepage, die Wikipedia-Artikel zählt, und die spätere Eingabe eines ihm nicht mitgeteilten Suchbegriffs errät Jörg Burghardt das Substantiv auf der neu aufgerufenen Seite, das sich die Redakteurin aus dem längeren Text herausgesucht hat. Absolut erstaunlich, wenn auch die eigenen grauen Zellen rufen: Vermutlich gibt es dafür eine Erklärung. Ein echter Profi, keine Frage.

Auftritt und weitere Infos

Diesen Samstag, 21. November, um 20.15 Uhr ist Jörg Burghardt in der RTL-Show „Das Supertalent“ zu sehen. Wer an diesem Abend keine Möglichkeit hat, die Sendung zu sehen: Die Folgen von „Das Supertalent“ gibt es nach der TV-Ausstrahlung zum nachträglichen Abruf kostenlos im Internet bei TVNow auf der Homepage mit der Adresse www.tvnow.de.

Weitere Infos zu Jörg Burghardt finden sich im Netz unter www.joerg-burghardt.de.