„Ich habe einen Riesenspaß dabei“

Das Interview: Witzeerzähler Oliver Gimber ist im Internet ein Star – Auf Einladung der Volksbank kommt er ins Bürgerhaus

Vom Malermeister zum Comedystar: Diese ungewöhnliche Karriere hat Oliver Gimber hingelegt. Mit seinem „Witz vom Olli“ genießt der Pforzheimer im Internet Kultstatus: Die Videos, die er in seinem Auto aufnimmt, werden auf Youtube und Facebook zigtausendfach geklickt. Auch live tritt der 55-Jährige in ausverkauften Hallen auf. Dabei hat er von seinem Erfolg erst gar nichts mitbekommen, wie er im Interview verrät.

„Ich habe einen Riesenspaß dabei“

Sein Auto ist sein Studio: Jede Woche nimmt Oliver Gimber hier zweimal den „Witz vom Olli“ auf und bringt seine Fans zum Lachen. Foto: S. Tag

Von Kornelius Fritz

Herr Gimber, wie viele Witze haben Sie im Kopf gespeichert?

Ohne zu übertreiben, würde ich sagen, dass ich so zwischen 700 und 800 Stück abgespeichert habe.

Und wie können sie sich die alle merken? Mir gelingt es kaum, zwei oder drei Witze zu behalten.

Bei mir sind das Bilder im Kopf. Zu jedem Witz gibt es ein spezielles Bild, das ich abspeichere. Beginnt ein Witz damit, dass eine alte Frau zum Arzt kommt, dann merke ich mir die Kombination „Arzt und Oma“. Ich muss den Witz dann auch nicht mehrfach lesen, sondern nur einmal. Wenn er gut ist, hab ich ihn sofort intus.

Sie bekommen von ihren Fans ja reichlich Witze zugeschickt. Wie wählen Sie aus, was als „Witz vom Olli“ taugt?

An einem normalen Tag bekomme ich etwa 40 bis 50 Witze geschickt, neulich waren es sogar mal 400 Witze an einem Wochenende. Im Durchschnitt sind darunter aber nur ein bis zwei pro Tag, die tauglich sind. Es sind natürlich auch viele Doppellungen dabei. Alleine den Metzgereiwitz mit der „fetten Groben“ habe ich bestimmt schon 500-mal geschickt bekommen. Aber immer, wenn ich denke, jetzt habe ich wirklich alles schon mal gehört, kommt wieder was, wo ich denke: Was für ein unglaublicher Megakracher.

Im Internet sind Sie mittlerweile ein Star. Ihre Witzvideos werden bei YouTube bis zu eine Million Mal geklickt. Geplant war Ihre Comedykarriere aber nicht. Stimmt es, dass Sie am Anfang gar nicht mitbekommen haben, wie sich Ihre Videos im Netz verbreiten?

Das ist tatsächlich so. Die ersten viereinhalb Jahre habe ich davon überhaupt nichts mitbekommen. Angefangen hat es vor über acht Jahren. Ein Freund von mir ist damals nach Neuseeland ausgewandert und hat mir über WhatsApp geschrieben: „Olli, erzähl doch mal einen Witz. Hier kann keiner Witze erzählen.“ Daraufhin habe ich angefangen, Videos mit Witzen in unsere Stammtischgruppe zu schicken. Die bestand damals aus sieben Leuten. Irgendwann kam dann ein Kumpel zu mir und hat gesagt: „Olli, erzähl doch mal einen Witz mit einer Widmung für deine Fans in Stuttgart.“ Von denen wusste ich gar nichts. Erst vor drei Jahren habe ich dann meinen eigenen YouTube-Kanal gestartet und mich bei Facebook angemeldet. Vorher hatte ich damit nichts am Hut.

Haben Sie eine Erklärung dafür, warum Sie als Witzeerzähler so gut ankommen?

Ich glaube, das hat mehrere Gründe. Das ist zum einen das Thema Authentizität: Ich bin, wie ich bin, eine ehrliche Haut und habe einen Riesenspaß dabei. Zum anderen habe ich das Ganze nach wie vor nicht monetarisiert, das heißt, es gibt bei mir keinerlei Werbung. Und viele sagen auch, dass in den Videos meine positive Einstellung und meine Lebensfreude rüberkommen. Erst heute hat mir einer geschrieben: „Olli, seit du donnerstags und sonntags Witze hochlädst, sind das meine Lieblingstage.“

Ein Grund für Ihren Erfolg ist sicher auch Ihr ansteckendes Lachen. Wenn Sie über Ihre eigenen Witze lachen, muss man einfach mitlachen, selbst wenn die Pointe gar nicht so toll ist. Können Sie auf Kommando lachen oder finden Sie die Witze wirklich so lustig?

Das Lachen ist echt. Ich stelle mir zu den Witzen Bilder vor – manchmal reale, oft auch im Comicstil. Und dann muss ich wirklich lachen.

Sie sind von Beruf eigentlich Malermeister, haben in Pforzheim einen eigenen Betrieb mit mehr als 20 Mitarbeitern. Wie hat sich Ihr Leben verändert, seit Sie nebenbei Comedystar sind?

Ich habe mein Zeitmanagement komplett auf den Prüfstand stellen müssen. Ich war früher noch als Gutachter für Schimmelschäden tätig. Das habe ich aufgegeben. Auch meine Hobbys Motorradfahren und Golfspielen habe ich beendet, weil ja auch noch ein bisschen Zeit für die Familie da sein muss.

Haben Sie denn nie überlegt, sich ganz auf Ihre Comedykarriere zu konzentrieren?

Wenn es nach meinem Manager ginge, würde ich das Fulltime machen, aber ich habe die Befürchtung, dann verliert es seinen Charme. Ich glaube, mit 55 bin ich dafür auch zu alt. Ich weiß, was ich mit meinen zwei Malerbetrieben habe. Ich bin ja seit 1991 selbstständig und nächstes Jahr 40 Jahre in diesem Beruf tätig. Das erdet einen ungemein. Ich habe deshalb schon ziemlich früh zu meinen Mitarbeitern gesagt: Egal, was passiert, ich werde bis zu meinem 65. Lebensjahr der Firma vorstehen und nicht, weil das Pferd Comedy gerade schneller läuft als das Pferd Handwerk, den Sattel runtermachen und aufs nächste Pferd setzen. Dafür bin ich zu sehr mit meinem Unternehmen verwurzelt. Da hängen viel Herzblut und Lebensfreude dran und natürlich auch Tradition.

Können Sie mit Ihren Kunden und Mitarbeitern überhaupt noch ernsthaft reden oder müssen Sie die ganze Zeit Witze erzählen?

Natürlich gibt es Kunden, die sagen: „Mensch, Herr Gimber, jetzt hauen Sie doch mal einen raus.“ Aber ich kann da schon differenzieren, und es gehört natürlich auch eine gewisse Ernsthaftigkeit dazu, ein Unternehmen in der Größe zu führen. Was aber nicht heißt, dass man nicht auch humorvoll sein darf.

Seit einiger Zeit treten Sie auch live in ausverkauften Hallen auf. Wie muss man sich Ihr Programm vorstellen? Erzählen Sie zwei Stunden lang einen Witz nach dem anderen?

Nein. Mein Programm, das es eigentlich gar nicht gibt, heißt „Planlos durch die Nacht“. Denn ich schreibe ja nicht wie ein klassischer Comedian ein Programm, das ich dann auswendig lerne, sondern das entwickelt sich von Auftritt zu Auftritt. Ich erzähle Dinge, die ich in meinem Leben erlebe – sei es als Comedian, sei es als Handwerksmeister, sei es in meiner Freizeit – immer im Dialog mit meinem Publikum. Und natürlich erzähle ich an so einem Abend auch rund hundert Witze.

Kommen Ihre Witze überall gleich gut an?

Nein, das variiert. In Regensburg bin ich mal mit meinen Witzen über katholische Geistliche ziemlich aufgesessen. Da war die Stimmung plötzlich ein wenig gedrückt. In Zürich hatte ich einen Auftritt, da konnte es nicht weit genug unter der Gürtellinie sein. Ende des Jahres habe ich meinen 200. Auftritt. Da entwickelt man ein feines Gespür, was geht und was nicht.

Und dann passen Sie Ihr Programm spontan den Vorlieben des Publikums an?

Ja, genau. Das kann ich so aus der Hüfte schießen.

Wir können dieses Interview natürlich nicht beenden, ohne dass Sie noch einen Witz erzählen. Haben Sie noch einen Zwölfender der europäischen Weltklasse auf Lager?

Meine liebsten Witze sind die, die nah an der Realität sind. So wie der, bei dem das Ehepaar durch die Fußgängerzone geht und die Frau sagt: „Helmfried, schau mal, die Frau da vorne hat die gleichen Leggins an wie ich.“ Und er antwortet: „Ja, mein Schatz, aber bei dir sind die Blumen viel, viel größer.“