„Ich möchte niemanden ärgern“

Wolfgang Schopf ist der vierte Bürgermeisterkandidat in Aspach – Der 61-Jährige möchte mehr direkte Bürgerkommunikation

Familienmensch, Beethoven-Fan und Gemeinderatsmitglied: Der 61-jährige Wolfgang Schopf hat alle mit seiner Kandidatur überrascht. Es ist ihm ernst, auch wenn einige Aspacher ihm das Gegenteil unterstellen. In der Gemeinde ist er durch seine Ehrenämter bekannt. Mit Herz, Weitblick und Tatkraft möchte er „ein richtiger Schultheiß“ sein.

„Ich möchte niemanden ärgern“

Durch die Erfahrungen, die Wolfgang Schopf in seinem Beruf als Feuerwehrmann gemacht hat, kann ihn „nichts mehr erschüttern“. Foto: A. Becher

Von Silke Latzel

ASPACH. Auch wenn ihm laut eigener Aussage von manchen Menschen anderweitiges unterstellt wird: Wolfgang Schopf nimmt seine Kandidatur ernst und möchte Bürgermeister von Aspach werden. Der 61-Jährige steht mit seinem E-Auto an der Bushaltestelle gegenüber der Kreissparkasse in Großaspach. Schon von Weitem ist er zu sehen, denn der große rote Schirm, der seinen Wahlstand kennzeichnet, ist nicht zu übersehen. Schopf ist der einzige Kandidat, der nicht parteilos antritt. Seit vier Jahren sitzt er im Gemeinderat und ist Vorsitzender der SPD-Fraktion.

Wolfgang Schopf ist bekannt in Aspach. Nicht nur durch seine Arbeit im Gemeinderat, sondern auch durch sein ehrenamtliches Engagement in der evangelischen Kirche und beim CVJM, in dem er bis Juli 2018 Vorstand war. Seinen „Straßenwahlkampf“ hat er in zwei Bereiche geteilt: Ein paar Termine absolviert er an seinem Stand, will Ansprechpartner für die sein, die ihn direkt aufsuchen. Teil zwei findet an den Haustüren der Bürger statt: Klingeln, vorstellen, das Gespräch suchen – für Schopf kein Problem, er weiß, wie er mit den Bürgern sprechen muss. Und wird im Wahlkampf zum Dank auch mit Kaffee und Brezeln versorgt, die ihm von Passanten geschenkt werden.

„Ich brauche weder das

Geld noch das Ansehen“

Im Gemeinderat ist Schopf nicht unumstritten. „Ein paar der Gemeinderatsmitglieder sind etwa auf mich zugekommen und haben mich gefragt, wen ich mit meiner Kandidatur ärgern will. Und meine Antwort ist immer: niemanden.“ Er habe aktiv nach einem jungen Menschen gesucht, der sich in Aspach im Sinne der SPD als Kandidat aufstellen lassen möchte, selbst bei der Landes-SPD habe er angefragt – ohne Erfolg. „Deshalb habe ich mit der Abgabe meiner Bewerbung auch bis zum Schluss gewartet, weil ich die ganze Zeit dachte, ich finde noch jemanden.“ Schopf glaubt nicht, dass er auf verlorenem Posten steht und chancenlos gegen Sabine Welte-Hauff ist, auch wenn er sich explizit nicht als deren Gegner bezeichnet. „Vor allem die Menschen in den Weilern wissen, dass ich einer von ihnen bin und weiß, mit welchen Problemen sie zu kämpfen haben.“

Schopf lebt mit seinem Schwiegervater Albert Schmückle in Altersberg. Der 94-Jährige ziert auch den Flyer, den Schopf im Wahlkampf verteilt. „Ich bin 1992 mit meiner Frau von Esslingen nach Aspach gezogen, um ihren Vater zu versorgen.“ 2008 dann ein Schicksalsschlag: Schopfs Frau stirbt, der damals 51-Jährige ist plötzlich Witwer, muss sich um drei Kinder und seinen dementen Schwiegervater kümmern. „Das war in den ersten Jahren natürlich nicht einfach“, erzählt er Passanten, die ihn auf seiner Wahlkampftour nicht nur auf politische, sondern auch auf persönliche Themen ansprechen. Noch immer kümmert sich Schopf um seinen Schwiegervater. „Wir verstehen uns blendend. Körperlich ist er noch rüstig, nur der Kopf macht nicht mehr mit.“ Niemals würde der Bürgermeisterkandidat „seinen“ Albert ins Pflegeheim geben. „Ich bin ein Familienmensch, habe schon meine Großmutter versorgt, nach meinem Onkel geschaut und meine Eltern gepflegt bis sie gestorben sind“, so Schopf, der von seinem Schwiegervater liebevoll „’s Wölfle“ genannt wird. „Das, was ich bin, dazu gehört auch die Familie, dazu gehört, dass man sich umeinander kümmert und füreinander da ist.“

Der Berufsfeuerwehrbeamte, der mit 60 Jahren pensioniert wurde, braucht immer eine Aufgabe. „Ich suche die Herausforderung, deshalb möchte ich Bürgermeister werden. Ich brauche weder das Geld noch das Ansehen, ich gehe einfach dorthin, wo ich gebraucht werde, das ist meine Natur.“ Dass er keine Verwaltungsausbildung hat, sieht er nicht als Hindernis. „Ich war von 2015 bis 2017 freigestellter Gesamtpersonalrat bei der Stadt Esslingen und habe dort viel aus der Verwaltung mitbekommen“, sagt er und ergänzt: „Außerdem würde ich ja ein kompetentes Team von Mitarbeitern um mich haben, mit denen ich mich austauschen und von denen ich Hilfe bekommen würde, das weiß ich.“

Welche Themen in Aspach brennen, weiß Schopf nicht nur aus seiner Arbeit im Gemeinderat. Er nimmt sich Zeit, um mit Bürgern zu sprechen, notiert sich ihre Wünsche und Nöte. Auch das in Aspach heikle Thema „Sonnenhof“ will er nicht außen vor lassen, sein Vorschlag hier wie auch sein genereller Wunsch: „Mehr direkte Kommunikation mit den Bürgern. Wenn die Menschen merken, dass sie ernst genommen werden, dann ertragen sie es auch, wenn es vielleicht nicht so läuft, wie sie es gerne hätten. Sie müssen verstehen, dass nicht alles, was sie gerne hätten, geändert werden kann, aber dass zumindest ihre Ideen gehört werden – auch beim Thema Sonnenhof.“

Wolfgang Schopfs politische Anliegen sind breit gefächert. Eine kostenlose Kinderbetreuung, der Schulstandort Aspach, eine Verkehrsberuhigung im Ort und kostenverträgliches Wohnen sind nur ein paar seiner Themen. Auch der Breitbandausbau ist ihm wichtig, er benutzt das Internet selbst oft, streamt Musik, hat verschiedene Social-Media-Accounts und braucht das World Wide Web vor allem für sein liebstes Hobby: Reisen. „Ich buche alles online, Bahnfahrten, Konzerttickets, Unterkünfte.“ Er reist viel durch Europa, benutzt dabei, wenn möglich, immer die Bahn, vermeidet Flugreisen („Ich möchte meinen ökologischen Fußabdruck so gering wie möglich halten.“) und besucht immer wieder Aufführungen seiner liebsten Oper: Fidelio von Beethoven. „Dabei kann ich abschalten und entspannen.“ Überraschend: Aus dem Radio kommt bei Schopf auch hin und wieder Techno.

Kritiker in der Gemeinde vermutet Schopf vor allem bei den Selbstständigen: „Ich nehme an, die denken, dass sie nicht gut mit mir auskommen können, weil das alles keine klassischen SPD-Wähler sind und ich eher für den kleinen Mann kämpfe. Aber alle haben einen Platz in dieser Gemeinde und müssen gehört werden. Man darf nur nicht denken, man sei der Einzige mit einem Anliegen.“

Wenn Wolfgang Schopf am kommenden Sonntag nicht zum Bürgermeister gewählt wird, gibt es für ihn nur eins: „Zuerst einmal esse ich einen Rostbraten und trinke ein Viertele. Und danach mache ich da weiter, wo die Bürger mich brauchen und haben wollen.“

Die Kandidaten für die Bürgermeisterwahl Aspach haben in einem kurzen Video drei Fragen beantwortet. Das Interview gibt es auf unserer Facebook-Seite.