Idyllischer Uferweg statt Tristesse pur

Die Straße Obere Walke in Backnang wird zu einem reinen Fuß- und Radweg zurückgebaut – Murrufer erhält neue Gestaltung

Aus der bisher wenig attraktiven Straße Obere Walke wird der Fahrzeugverkehr völlig verbannt, gleichzeitig wird die Strecke entlang der Murr in einen reinen Fuß- und Radweg umgewandelt. Dieser Tage haben die Arbeiten an diesem neuen Uferweg begonnen. Sie sollen bis Ende September andauern. Die Investition beläuft sich auf 1,15 Millionen Euro.

Idyllischer Uferweg statt Tristesse pur

Die Bauarbeiten in der Straße Obere Walke laufen seit einigen Tagen. Die Straße entlang der Murr bleibt bis Ende September gesperrt. Foto: A. Becher

Von Matthias Nothstein

BACKNANG. Ansehnlich war die Straße Obere Walke bislang beileibe nicht. Der Belag ein unruhiger Flickenteppich und eine Straßenseite gesäumt mit alten Fabrikanlagen samt hässlichen Farbschmierereien an grauen Wänden. Tristesse pur.

Künftig wird sich hier einiges ändern. Die neue Wohnbebauung im Gebiet Obere Walke soll einmal in großzügige Grünflächen eingebettet sein, die Rede ist von einer Quote von 23 Prozent. Ganz konkret soll direkt neben dem künftigen Weg, der nach seiner Fertigstellung nur noch Fußgängern und Radfahrern offen stehen wird, eine Mulde angelegt werden. Sie dient dazu, das Wasser aufzunehmen, wenn die Murr bei einem Hochwasser mal wieder über die Ufer tritt.

Auch auf der anderen Seite des Wegs tut sich was. Das Murrufer wird auf einer Länge von 430 Metern ökologisch aufgewertet und der Fluss wieder erlebbar gestaltet. Die bisherige Straße wird verschmälert. Zurzeit trägt ein Bagger Boden an der Murrböschung ab, um das Ufer abzuflachen und Einbuchtungen entlang der Uferlinie auszuformen. Später werden in den Ufer- und Hangbereichen Röhrichtwalzen und -matten sowie Steinschüttungen eingebracht, um das Ufer vielfältiger zu gestalten. Zwei Muschelkalk-Trockenmauerwerke sollen dem Eisvogel neue Brutmöglichkeiten bieten.

Die bisherige Straße wird auf eine Breite von vier Metern zurückgebaut, bleibt aber auf dem derzeitigen Höhenniveau. Die Entsiegelung von Straße und Fußweg gibt den vorhandenen Linden die Möglichkeit, ihre Wurzeln weiter auszubreiten. Zudem werden zwei Zugänge zur Murr geschaffen. So soll der Fluss erlebbarer werden. Bauamtsleiter Hans Bruss nennt diese Passagen Ufer- beziehungsweise Inselplatz. In einer Pressemitteilung schreibt er: „Der aufgewertete Naturraum unter gleichzeitigem Schutz der Pflanzen und Tiere wird erlebbar gemacht. Sitzbänke unter den Linden werden zum Verweilen einladen.“ Durch die Verbreiterung des Uferbereichs und die Bepflanzung wird die Fließgeschwindigkeit der Murr reduziert.

Kaum ist der Weg dicht, schon gibt es von eifrigen Radlern Kritik an der zeitlichen Länge der Sperrung und der Route der Umleitung. Für Vielfahrer Thomas Fink ist die Obere Walke eine der wichtigsten Radstrecken im Stadtgebiet. „Das Fahrradaufkommen ist erheblich. Eigentlich sollte eine solch wichtige Verbindung immer irgendwie offengehalten werden.“ Die angebotene Umleitung Gartenstraße ist für ihn wegen des hohen Verkehrsaufkommens keine Alternative. Er prophezeit: „Der Autoverkehr in der Gartenstraße wird spätestens in der Freibadsaison allein schon deshalb stark zunehmen, weil viele Rad fahrende Badbesucher sich dieser Gefahr nicht aussetzen und auf ihr Auto zurückgreifen werden.“

Info
Radfahrer müssen Gartenstraße als Umleitung nutzen

Die Baukosten für den Fuß- und Radweg samt des neuen Murrufers verschlingen 1,15 Millionen Euro. Weitere 850000 Euro sind für die Kanalsanierung und den Hochwasserschutz fällig. Vom Land gibt es einen Zuschuss in Höhe von 600000 Euro.

Den Auftrag für die landschaftspflegerischen Arbeiten hat die Firma Bietigheimer Gartengestaltung aus Tamm erhalten. Die Firma Rossaro aus Aalen wird die Wege- und Kanalarbeiten ausführen.

Die Obere Walke ist während der Bauarbeiten für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Für Fußgänger und Radfahrer führt die Umleitung während der Baumaßnahmen über die Gartenstraße. Die Wegeführung ist laut Bauamtsleiter Hans Bruss „umfassend ausgeschildert“. Der Kraftfahrverkehr ist von den Änderungen relativ wenig tangiert, da in der Vergangenheit bereits in dem Bereich fast keine Fahrzeuge mehr unterwegs waren. Der Fahrbahnrand wurde zuletzt lediglich als Parkmöglichkeit benutzt.

Das Wegstück ist künftig ein Bestandteil des Stromberg-Murrtal-Radwegs und hat somit überregionale Bedeutung. Trotzdem wurde auch Kritik laut, als das Projekt vergangenes Jahr im Gemeinderat beschlossen wurde. Damals hieß es: In den Augen vieler Radfahrer gäbe es andere Stellen im Stadtgebiet, die es nötiger hätten, auf Vordermann gebracht zu werden.