IHK und Handwerkertag kritisch zu strengen Corona-Maßnahmen

dpa/lsw Stuttgart. Wirtschaftsverbände in Baden-Württemberg sehen große Gefahren für die Unternehmen im Land durch neue von Bund und Ländern beschlossene Corona-Maßnahmen. „Unternehmen, die intensiv und umfangreich Hygienekonzepte (...) ausgearbeitet haben, stehen jetzt mit dem Rücken an der Wand“, kritisierte Wolfgang Grenke, Präsident des Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertages (BWIHK) am Mittwoch. Dabei seien diese Konzepte aufgebaut worden, um genau den Fall eines erneuten Betriebsstillstands nachhaltig und verlässlich zu verhindern, so Grenke. Die Eigenkapitalsituation in vielen Betrieben sei kritischer als im Frühjahr. Es sei klar, dass die neu beschlossenen Maßnahmen weitere staatliche Unterstützung notwendig machten.

IHK und Handwerkertag kritisch zu strengen Corona-Maßnahmen

Wolfgang Grenke, Präsident des BWIHK. Foto: Marijan Murat/dpa/Archivbild

Nach Einschätzung des Präsidenten des Baden-Württembergischen Handwerkstags (BWHT), Rainer Reichhold, stellen die Maßnahmen einen gravierenden Einschnitt in das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben im Land dar. Es dürfe keinesfalls dazu kommen, dass Verwaltungen und Behörden erneut wochenlang lahmgelegt, Baugenehmigungen nicht erteilt werden oder Kfz-Zulassungen nicht mehr möglich seien. Die angekündigte finanzielle Entschädigung für Unternehmen, die schließen müssten, sei eine wichtige Unterstützung. Jedoch dürften aus Sicht des BWHT die bürokratischen Hürden nicht zu hoch sein, damit auch Solo-Selbstständigen und kleine Betriebe davon profitieren können.

Bund und Länder hatten sich bei einem Corona-Krisengespräch zuvor auf vorübergehende massive Beschränkungen des öffentlichen Lebens ähnlich wie im Frühjahr verständigt. Die Maßnahmen sollen ab kommenden Montag bis Ende November gelten. Restaurants und Kneipen sollen wieder schließen, genauso wie Kosmetikstudios, Massagepraxen, Tattoo- und Fitnessstudios oder Kinos. In der Öffentlichkeit sollen sich nur noch maximal zehn Menschen aus dem eigenen und einem zweiten Hausstand gemeinsam aufhalten dürfen. Veranstaltungen werden gestrichen und Zuschauer in der Bundesliga wieder verboten. Offen bleiben sollen Schulen, Kindergärten, der Groß- und Einzelhandel und Friseurläden.

Die jüngsten Beschlüsse gehen einher mit weiter steigenden Infektionszahlen in Baden-Württemberg.