Im Jahr 2021 drei Baustellen gleichzeitig

Die Planer haben das Ziel 2026 für die Fertigstellung der neuen vierspurigen B 14 um Backnang herum noch nicht aufgegeben

Im Sommer nächsten Jahres kann mit dem Bau des zweiten B-14-Viadukts begonnen werden. Und im Jahr 2021 könnte im günstigsten Fall sogar an drei Abschnitten gleichzeitig gebaut werden: Neben der Riesenbrücke auch an den Knoten Backnang-West und Waldrems. Noch glauben die Vertreter des Regierungspräsidiums, die endgültige Fertigstellung der gesamten Stadtumfahrung bis 2026 stemmen zu können.

Im Jahr 2021 drei Baustellen gleichzeitig

Der nächste Baufortschritt ist am Viadukt zu erwarten. Foto: A. Becher

Von Matthias Nothstein

BACKNANG. Vor Ort hat es den Anschein, als würde der vierspurige Ausbau der Bundesstraße 14 derzeit ruhen. Seit der Fertigstellung des Abschnitts bis Waldrems rollt kein Bagger mehr. Doch die Planungen beim Regierungspräsidium (RP) Stuttgart laufen auf Hochtouren. In der Folge sind die verschiedenen Abschnitte aufgelistet, und zwar in der Reihenfolge, wie sie laut derzeitigem Plan realisiert werden könnten.

Das Viadukt

Den nächsten Baufortschritt gibt es mit größter Wahrscheinlichkeit am Viadukt. Derzeit werden vom RP die aktuellen Baukosten ermittelt und dem Bund zur Genehmigung vorgelegt. Geplant ist, den Auftrag im Herbst europaweit ausschreiben zu können. Die Bewertung der Angebote benötigt dann sechs bis neun Monate, sodass eine Vergabe im Frühjahr und ein Baubeginn im Sommer 2020 realistisch sind. Die Bauzeit beträgt rund zweieinhalb Jahre. Laut RP entsprechen die ermittelten Kosten den Kosten für den Bau des westlichen Viadukts zuzüglich der obligatorischen Baupreisentwicklung.

Der Knoten Waldrems

Von der ursprünglichen und logischen Reihenfolge her sollte der Knoten Waldrems im Anschluss an den Ausbau der Strecke von Nellmersbach realisiert werden – und zwar ohne Unterbrechung. Davon ist längst keine Rede mehr. Grund: Die Experten des Regierungspräsidiums wurden bei der Ausführungsplanung von schwierigen geologischen Verhältnissen überrascht. So existieren zwei Grundwasserströme, die getrennt voneinander unter dem Straßenbauwerk hindurchgeführt werden müssen. Dies hat zur Folge, dass viel mehr Grundfläche benötigt wird, um die Wanne des Tunnelbauwerks herstellen zu können. Und zwar so viel mehr, dass der im Planfeststellungsbeschluss genehmigte Bereich verlassen wird. Diese Flächen darf das RP aber nur mitbenutzen, wenn die Eigentümer ihre Zustimmung erteilen. Das war bis zuletzt nicht der Fall.

Nun greifen die Planer zu einem anderen Mittel, zum sogenannten Plangenehmigungsverfahren. Dann muss mit allen, die von dem Vorhaben „berührt“ werden, das „Benehmen“ hergestellt werden. Benehmen bedeutet dabei, sie erhalten Gelegenheit zur Stellungnahme, aber es muss kein Einvernehmen, also keine Einigung erzielt werden. Mit diesem Verfahren werden die Änderungen des Bauwerksentwurfs gegenüber der Planfeststellung baurechtlich abgesichert. Das Verfahren benötigt maximal ein Jahr Zeit, dann kann der Bauherr loslegen. Die Planunterlagen wurden vom Bund bereits genehmigt, lediglich einzelne Punkte müssen noch geklärt werden. Der Trog für den Knoten Waldrems ist etwa 500 Meter lang, wobei 150 Meter direkt im Kreuzungsbereich überdeckelt werden. Der Aushub summiert sich auf über 200000 Kubikmeter Erde.

Die Anschlussstelle Backnang-West

Die Pläne zur Anschlussstelle Backnang-West werden derzeit zur Ausführungsreife gebracht. Die Leistungsfähigkeit des Knotens in der derzeitig geplanten Variante weist laut RP eine gute Qualitätsstufe auf. Innerhalb der sechsstufigen Bewertung (A bis F) kommt der Knoten trotz Ampeln je nach Abschnitt auf B und C. Der Bau dieses Bereichs wird vorgezogen und soll ab 2021 realisiert werden. Demnächst sollen Sondierungen klären, ob in dem Bereich mit Kampfmitteln aus dem Zweiten Weltkrieg zu rechnen ist.

Die Anschlussstelle Backnang-Süd

Die größte Diskrepanz zwischen der vorliegenden Planung des RP und den Wünschen der Stadt Backnang, insbesondere der Bürger von Heiningen/Waldrems, gibt es an der Anschlussstelle Backnang-Süd, der sogenannten Spritnase. Zuletzt wurde ein Gutachten in Auftrag gegeben, das die Verkehrsmengen bis zum Jahr 2035 berücksichtigt. Das Ergebnis ist laut RP, „dass alle Knotenpunkte für die Vorgaben vom Bund ausrechnend konzipiert sind und mindestens die geforderte Qualitätsstufe D erreicht wird“. Eine neue Planung wäre laut RP nur dann notwendig, wenn die Qualitätsstufen E oder gar F vorliegen würden, „dann wäre die Kapazitätsgrenze erreicht und das Bauwerk unzureichend“, so Björn Stähle, der Projektleiter des Regierungspräsidiums.

Die Verantwortlichen im RP sind mit der Note „ausreichend“ auch nicht glücklich, zumal die Straße frühestens 2026 fertig sein wird und die Prognose nur bis 2035 reicht. Es könnte also passieren, dass die Straße wenige Jahre nach dem Neubau schon wieder Probleme bereitet. Aus diesem Grund lässt das Regierungspräsidium den Knoten vom Verkehrsplanungsbüro Karajan noch einmal überprüfen. Konkret geht es darum, „ob mit optimal koordinierten Lichtsignalanlagen eine Verbesserung der Qualitätsstufe erreicht werden kann“.

Stähle räumt ein, dass die Anschlussstelle Backnang-Süd voraussichtlich ihre Kapazitätsgrenze erreicht, wenn die Straße zwischen dem Heininger Kreisel und Heiningen gesperrt werden sollte. Er betont aber auch, dass dies in der Planfeststellung nie vorgesehen war. Und er erklärt, dass eine solche Sperrung unnötig sei, da laut einem Gutachten 80 Prozent des Verkehrs auf den Ortsdurchfahrten Heiningen und Waldrems Quell- und Zielverkehr seien, also von den Ortsansässigen selbst verursacht werden. Abgelehnt wird vom RP ferner, die Anschlussstelle Backnang-Süd ampelfrei zu bauen. Laut RP sind „zum jetzigen Planungsstand in diesem Bereich keine gravierenden Baukostenerhöhungen zu erkennen“, da eine Neuplanung des Knotens unnötig sei. Als Baubeginn wird das Jahr 2022 angegeben.

Der Tunnel Maubach

Abgesehen von den Bahnbrücken wird der Maubacher Tunnel das letzte Mosaikstück des Projekts sein. Der Tunnel kann nämlich aus verkehrstechnischen Gründen erst gebaut werden, wenn der Knoten Waldrems fertiggestellt ist. So ist es verständlich, dass beim RP derzeit andere Abschnitte in der Priorisierung weiter oben gelistet sind. Obwohl der Bauabschnitt erst für 2024 für den Bau vorgesehen ist, beschäftigt sich bereits ein Ingenieurbüro mit der Ausführungsplanung für diesen Abschnitt.

Die beiden Bahnbrücken

Die größte Hürde beim Komplettausbau der B 14 stellt vermutlich der Neubau der Bahnbrücken direkt neben dem Viadukt dar. Beide bestehenden Brücken, über die die S-Bahnlinien S3 und S4 sowie die RE-Verbindungen führen, müssen komplett abgerissen werden. Da die Bahn bereits signalisiert hat, dass sie das Projekt aus Kapazitätsgründen nicht vor dem Jahr 2026 stemmen kann, springt das Regierungspräsidium in die Bresche. Stähle bestätigt die Verhandlungen mit der Bahn. Mit dem Projekt könnte frühestens 2023 begonnen werden, da die Bahn erst dann Sperrpausen für die Strecken einrichten kann. Während des Neubaus wird phasenweise ein Schienenersatzverkehr für den Bereich zwischen dem Bahnhof Backnang und Maubach eingerichtet. Für wie lange, das weiß beim aktuellen Planungsstand heute noch niemand. Die Frage, ob eine Fertigstellung der neuen Brücken und des Gesamtprojekts bis 2026 überhaupt noch realistisch ist, beantwortet Stähle mit viel Optimismus: „Nach aktuellem Stand halten wir an unserem Zeitplan fest, bis 2026 alle Maßnahmen abgeschlossen zu haben.“

Im Jahr 2021 drei Baustellen gleichzeitig

Info
Stadt gibt Studie zum Knoten Backnang-Süd in Auftrag

Backnangs Baudezernent Stefan Setzer schätzt die Situation an der Anschlussstelle Backnang-Süd völlig anders ein. Er fordert eine Modifizierung und Weiterentwicklung der bisherigen Pläne, „weil die bisherigen Entwürfe nicht genug leistungsfähig sind“.

Aus diesem Grund hat die Stadtverwaltung beim Büro Brenner-Bernard eine Studie in Auftrag gegeben. Sie soll den schlimmsten Fall berücksichtigen, also die Sperrung der Kreisstraße zwischen dem Heininger Kreisel und Heiningen. „Wir müssen heute schon die Voraussetzungen schaffen, dass der Knoten dann den gesamten Verkehr aufnehmen kann“, so Setzer.

Setzer geht davon aus, „dass unser Knoten enorm vom Planfeststellungsbeschluss abweicht“. Er möchte den Knoten entzerren, damit sich die Ampeln nicht gegenseitig behindern. Für die Entzerrung ist mehr Fläche, mehr Geld und mehr Zeit nötig. Setzer: „Es stellt sich nun die Frage, ob das Regierungspräsidium diesen Weg mitgeht.“

Sobald die Studie der Stadt vorliegt, soll nach dem Willen Setzers das Büro BS-Ingenieure, das für das RP die Planung übernommen hat, die Leistungsfähigkeit des modifizierten Knotens berechnen. Setzer: „Ich wünsche mir ein Ergebnis bis Frühjahr 2020.“