„Im Moment scheitert alles am Aufzug“

Verzweiflung bei Pflegeheim-Geschäftsführer Eckart Jost – Einzug ins Apartmenthaus Dietrich Bonhoeffer verzögert sich weiter

Eckart Jost, Geschäftsführer des Alten- und Pflegeheims Staigacker, ist verzweifelt: „Wir sind jetzt wirklich in großer Not.“ Der Einzug ins Apartmenthaus Dietrich Bonhoeffer, das Ende Mai eingeweiht wurde, verzögert sich nämlich weiter und alles hängt am Aufzug – beziehungsweise an dem beauftragten Unternehmen.

„Im Moment scheitert alles am Aufzug“

Die Nerven liegen blank bei Pflegeheim-Geschäftsführer Eckart Jost: Der Aufzug funktioniert nicht. Keiner weiß, wann er repariert wird.

Von Yvonne Weirauch

BACKNANG. Im Mai ist das neue Apartmenthaus Dietrich Bonhoeffer auf dem ehemaligen Krankenhaus-Areal in Backnang eingeweiht worden. Der Neubau konnte zu jenem Zeitpunkt noch nicht in Betrieb genommen werden, da der Einbau des Aufzugs für Verzögerungen sorgte. Die Bewohner sollten im Juli einziehen (wir berichteten). Und jetzt? Die Stimmung von Eckart Jost schwankt zwischen Verzweiflung und großer Wut: Nun ist der Aufzug kaputt, ein Modul ist hin und die Reparaturarbeiten noch nicht in Sicht.

Den Auftrag für die Arbeiten hatte die Firma Vestner Aufzüge GmbH in München erhalten – weitere Niederlassungen des Unternehmens sind in ganz Deutschland, in Österreich, der Schweiz, Frankreich, Spanien und Neuseeland vertreten. „Ein Modulteil des Aufzugs ist kaputt gegangen, mit der Lieferung des Ersatzteils aus Spanien gab es Probleme“, erklärt Eckart Jost. Ohne einen funktionierenden Aufzug gebe es keine TÜV-Abnahme und ohne TÜV-Abnahme wird keine Heimgenehmigung erteilt.

„Wir wissen nicht mehr, was wir machen sollen“, so Jost. Es sei zwar nicht das einzige Hindernis gewesen, was den Einzug verzögerte – es gab Probleme mit dem Trockenbau –, doch dies sei mittlerweile vom Tisch.

Eckart Jost: „Es ist einfach nur grausam.“

Am 19. Juli sei ein weiterer Termin mit dem TÜV abgesagt worden. „Wir können ja nichts machen, wenn der Aufzug kaputt ist“, klagt Jost an. Zweimal musste schon ein geplanter Tag der offenen Tür abgesagt werden. Die mehrmaligen Kontaktaufnahmen mit der Firma Vestner würden ins Leere laufen. „Das Unternehmen vertröstet uns. Wir haben verschiedene Ansprechpartner, aber es heißt immer, der Subunternehmer habe keine Zeit, sei im Urlaub oder der Zeitplan sei gerade sehr eng. Es ist einfach nur grausam“, sagt Eckart Jost. Es mache einen so hilflos. „Ich kann es nicht verstehen, dass eine so große Aufzugsfirma ein Heim so blocken und alles ins Chaos stürzen kann“, versucht Jost die Situation in Worte zu fassen.

Alles verzögere sich um Monate, die Mehrkosten würden dadurch gar kein Ende nehmen. „Man muss sich das mal vorstellen: Wir können gar keine Möbel befördern. Alles ist nur über diesen Aufzug möglich.“ Derzeit sind die mit Folie umhüllten Möbel im Erdgeschoss abgestellt. Ein Passant habe schon gefragt, ob das eine „Außenstelle vom Wohnland ist“. Zu Ohren gekommen ist Jost auch, dass die Firma wohl auch einen Auftrag erhalten habe, was das Rombold-Areal betrifft – „auch da sollen die Aufzüge nicht richtig intakt sein“.

Es scheine, als habe das Unternehmen gar keine Vorstellung davon, „was das für uns bedeutet“, so der PflegeheimGeschäftsführer und betont nochmals: „Ohne TÜV-Abnahme keine rechtliche Heimgenehmigung und somit auch keine Bewohner.“ Der Gedanke, eine andere Aufzugsfirma einzuschalten, sei den Verantwortlichen recht schnell in den Sinn gekommen, man habe auch versucht, Kontakt mit anderen Unternehmen aufzunehmen, dann stellte sich aber zur Überraschung aller heraus: „Vestner hat den Einbau beziehungsweise den Aufzug codiert, sodass da kein anderer Fachmann ran kann.“ Laut Jost hat man einen Rechtsanwalt eingeschaltet: „Er setzt auf Mängelverzug und droht mit einer Schadensersatzklage.“

Von der Firma Vestner war keine Stellungnahme zu diesem Fall zu erhalten – bei mehreren Anrufversuchen erklang nur Musik, auf etwaige E-Mails kam keine Reaktion. Wie es weitergeht? Eckart Jost vermag gar nicht weiter darüber nachdenken, was eine noch größere Verzögerung und eine noch längere Wartezeit bedeuten würde.

Das Pflegeheim sei als ein Mehrgenerationenprojekt geplant. Unterschiedliche Zielgruppen sollen im Apartmenthaus unterkommen: Der Wohnbereich im Erdgeschoss ist für pflegebedürftige junge Menschen vorgesehen. Zwölf Plätze werden hier geboten. Im ersten Obergeschoss sollen künftig 15 demenzerkrankte alte Menschen wohnen, zudem sind zwölf Plätze in der Tagespflege und drei Nachtpflegeplätze vorgesehen. Im zweiten Obergeschoss kommen jene Menschen unter, bei denen die Demenzerkrankung schon weit fortgeschritten ist. Ihnen wolle man einen beschützenden Rahmen bieten, sodass sie Sicherheit, Beschäftigung und eine wohltuende Atmosphäre erleben. Wann nun endlich der Betrieb aufgenommen werden kann, weiß niemand so recht. Für Anfang August sei ein weiterer TÜV-Termin angesetzt. „Aber was soll das bringen, wenn der Aufzug nicht instand gesetzt ist?“, fragt sich Jost. „Vermutlich wird dann auch dieser Termin wieder abgesagt und wir warten weiter auf jemanden von der Firma Vestner, der den Aufzug repariert.“

„Im Moment scheitert alles am Aufzug“

In der Cafeteria und den meisten anderen Räumen im Erdgeschoss sind alle Möbel für das ganze Apartmenthaus gelagert. Fotos: A. Becher