Im Wasser richtig ins Schwitzen kommen

Beim Aqua-Power-Kurs im Wonnemar werden sowohl Ausdauer als auch Muskulatur trainiert

Wer denkt, im Schwimmbad kann man sich nur beim Bahnenziehen sportlich betätigen, der irrt. Und wer sich unter dem Begriff Aqua-Power-Kurs locker-leichte Wassergymnastik unter einem coolen Namen vorstellt, der irrt gleich doppelt – und erlebt sein blaues Wunder, wenn er im Wonnemar ins Wasser steigt und am Kurs von Trainerin Stephanie Lindner teilnimmt.

Im Wasser richtig ins Schwitzen kommen

Ob beim Sport im Wasser oder an Land: Ohne Aufwärmprogramm sollte man nicht loslegen. Denn Muskeln, Gelenke, Bänder und das Herz-Kreislauf-System müssen erst einmal auf „Betriebstemperatur“ gebracht werden. Beim Aqua-Power-Kurs im Wonnemar wird gleich zu Beginn eine Runde im Wasser gejoggt. Und erst dann geht es richtig los. Fotos: T. Sellmaier

Von Silke Latzel

BACKNANG. „Los, los, los... Jetzt noch einmal so richtig Power! Gebt alles!“ Trainerin Stephanie Lindner steht am Beckenrand und feuert die Teilnehmer ihres Kurses an. Die Musik, die durchs Wonnemar dröhnt, ist schnell, der Bass wummert durch die Halle – und sorgt auch dafür, dass immer wieder neugierige Badegäste mit etwas Abstand zum Schwimmerbecken stehen bleiben und sich anschauen, was dort gerade passiert.

Wassergymnastik – darunter stellen sich viele Menschen ein paar Damen, meistens in fortgeschrittenem Alter, vor, die im flachen Wasser stehen und sich ein bisschen bewegen, mal die Arme heben, mal die Beine strecken, sich aber vor allem nicht sonderlich verausgaben oder anstrengen. Wassergymnastik – das klingt für manche Ohren spießig und langweilig und irgendwie auch wie Pseudosport, bei dem man sich nicht einmal die Haare nass macht. Und vor allem: Nicht ins Schwitzen kommt.

All das ist Aqua-Power nicht. Ganz im Gegenteil, denn hier bedeutet das Wort „Power“ tatsächlich genau das. Schon der erste Unterschied zur Wassergymnastik: Aqua-Power findet im tiefen Wasser statt. Zu keinem Zeitpunkt berühren die Füße den Boden. Die Teilnehmer tragen eine Art Gürtel aus Schaumstoff, der ihnen hilft den Auftrieb zu bewahren, doch er wirkt nur unterstützend, über Wasser halten muss man sich schon selbst. Und das bedeutet vor allem dann massive Beinarbeit, wenn die Arme nicht unterstützend mitrudern können, weil sie anderweitig trainiert werden.

Gelenkschonend und deshalb

auch für Ältere zu empfehlen

Die Übungen, die Lindner den Teilnehmern an Land vormacht, machen diese im Wasser nach. „Man kann im Wasser natürlich nicht ganz so viel machen wie an Land. Aber dafür wird jeder Muskel bei jeder Übung involviert – vor allem der Rumpf, egal ob man gerade die Arme trainiert oder die Beine“, erklärt die Trainerin. Trotzdem erkennt man die Einheiten oft aus dem Sport an Land wieder: Crunches, also Bauchmuskeltraining, oder etwa Jumping Jacks, wie der klassische Hampelmann, bei dem die Arme und die Beine gleichzeitig bewegt werden, auch genannt wird, sind auch im Wasser möglich.

Eine Übung, bei der alle Teilnehmer direkt aufstöhnen, ist sehr anstrengend für die Arme: Die Hände liegen auf dem Beckenrand, dann drücket man sich aus dem Wasser, bis die Arme gestreckt sind – super anstrengend. Das Besondere an allen Übungen: „Wir machen hoch intensives Intervalltraining“, so Lindner. Das heißt: In den 45 Minuten, die der Kurs dauert, gibt es mehrere Übungsblöcke. Jeder Block beinhaltet vier verschiedene Übungen, die sich in 20-sekündige Trainingsphasen mit 10-sekündigen Pausen abwechseln. Und in den 20 Sekunden müssen die Kursteilnehmer im Wasser wirklich alles geben. Und spätestens dann ist man froh, dass der Kurs im Schwimmerbecken stattfindet, denn „man kann sich gleich etwas abkühlen. Das Wasser ist maximal 27 Grad warm, in den anderen Becken haben wir bis zu 32 Grad. Und sich dort so zuverausgaben wäre nichts für den Kreislauf“, erklärt Lindner.

Mitmachen beim Aqua-Power-Kurs kann eigentlich jeder, egal wie alt, egal ob männlich oder weiblich. „Gerade für Ältere ist der Sport im Wasser zu empfehlen, er schont die Gelenke“, so Lindner. Die Teilnehmer müssen vorab alle einen Anamnesebogen ausfüllen. „Da sichere ich mich auf jeden Fall ab.“ Einmal ist es bisher passiert, dass sie einem potenziellen Kursteilnehmer gesagt hat, dass er doch besser nicht mitmachen soll. Der Grund: Der Mann litt an Epilepsie und hatte zu hohen Bluthochdruck. „Ich habe ihm abgeraten, denn es ist schon sehr anstrengend. Und auch ich persönlich hätte einfach kein gutes Gefühl dabei gehabt. Ich weiß natürlich durch den Anamnesebogen, wer welche körperlichen Probleme und Voraussetzungen hat. Und ich versuche auch immer ein Auge auf meine Teilnehmer zu haben, zu beobachten, wie es ihnen geht, ob es zu anstrengend wird. Aber das ist oft nicht einfach, alles zu überblicken.“

Kurse im Winter sind beliebter

als Kurse im Sommer

Deshalb und auch, weil man bei den Übungen sehr viel Platz braucht, ist der Kurs auf maximal 20 Teilnehmer beschränkt. Er wird sommers wie winters angeboten, wobei im Sommerkurs laut Stephanie Lindner immer noch ein bisschen Luft nach oben ist. „Wenn es heiß ist, gehen manche halt nicht gerne ins Hallenbad, sondern liegen lieber draußen in der Sonne, fahren Rad oder sind im Freibad“, sagt sie lachend. „Aber grundsätzlich sind die Kurse immer sehr schnell ausgebucht und werden immer beliebter.“

Im Wasser richtig ins Schwitzen kommen

Kräftig strampeln, um nicht unterzugehen, heißt es, wenn die Arme in die Luft gestreckt werden.

Im Wasser richtig ins Schwitzen kommen

Durch den Wasserwiderstand wird jede Übung gleich viel schwerer als an Land.