Im Zeichen des Neu- und Wiederentdeckens

Ein Team um Oberbürgermeister Maximilian Friedrich heißt rund 200 Neubürger im Herzen Backnangs willkommen. Bei einer kleinen Stichprobe zeigt sich, dass diese sich aus ganz unterschiedlichen Gründen für die Stadt entschieden haben.

Im Zeichen des Neu- und Wiederentdeckens

Oberbürgermeister Maximilian Friedrich (Mitte) im Zentrum der Neubürger. Mit Erstem Bürgermeister Siegfried Janocha, Stadtarchivar Bernhard Trefz (Zweiter und Dritter von rechts) und Baudezernent Stefan Setzer (links am Lautsprecher) stellt er die Stadt vor. Fotos: A. Becher

Von Christine Schick

Backnang. Die Stadt hatte zu einem Spaziergang eingeladen, zu dem sich 208 Neubacknangerinnen und -backnanger angemeldet haben. Es sind auch deshalb einige, weil der Empfang – in Vorcoronazeiten im Bürgerhaus verortet – während der Pandemie zunächst pausiert hatte. Somit gingen für den Zeitraum vom letztmaligen Empfang 2019 bis Ende August 2021 alles in allem 3000 Einladungen raus. Unter den Angeschriebenen ist aber auch eine Reihe von Menschen, die wieder nach Backnang gezogen sind. Wie sieht es bei den Gästen aus, die sich am Samstagvormittag vor dem historischen Rathaus einfinden? Eine definitiv nicht repräsentative Stichprobe lässt erahnen, wie unterschiedlich die Lebenswege verlaufen können und sich nun in Backnang kreuzen, das rund 37460 Einwohner zählt.

T-Cross Pamme-Jack OGBO (56): Der Neubacknanger kommt ursprünglich aus Nigeria, lebt aber schon rund 30 Jahre in Europa. Nach den Stationen London, Esslingen und Aspach hat er nun mit seiner Frau in Sachsenweiler ein Apartment gefunden. „Die Eltern meiner Frau leben in Backnang, ich kannte die Stadt schon ein bisschen. Es gefällt mir gut hier, vor allem, weil die Leute freundlich sind“, sagt er. Die beiden Kinder sind schon groß, der Sohn studiert bereits in Ludwigsburg, die Tochter macht bald Abitur. Der 56-Jährige ist seiner Arbeit ein klein wenig nähergerückt – er ist als Industriemechaniker in Nellmersbach tätig. Und wenn er frei hat? „Ich gehe unheimlich gern ins Kino.“

Rosemarie Schweikart (71): „Ich bin seit August 2021 hier“, erzählt sie. Mit ausschlaggebend für den Umzug war ihr Sohn, der in Waiblingen eine Schwimmschule betreibt. „Ich wollte ihn unterstützen, weil er zurzeit viele Kurse anbietet. Es sind so viele Kinder, die noch nicht schwimmen können.“ Allerdings hieß das, von Lahr im Schwarzwald in den Rems-Murr-Kreis zu ziehen. „Ich musste alles hinter mir lassen, Corona hat da sogar ein Stück weit geholfen, Begegnungen waren ja kaum noch Thema.“ Die Wohnungssuche hat sich als gar nicht so einfach herausgestellt, schließlich wurde sie in Backnang fündig. Neu für die 71-Jährige ist, so lange nach einem Parkplatz suchen zu müssen, wenn sie nach Hause kommt, aber es macht ihr viel Spaß, die Stadt zu erkunden. Immer zu haben ist sie für nette Cafés.

Florian Strohmaier (31): „Ich fühl mich wohl in der Stadt, bin ungefähr seit einem dreiviertel Jahr hier“, sagt er. Der 31-Jährige freut sich, in Backnang ein Apartment gefunden zu haben, hat zuvor in Auenwald gelebt. „Man ist von hier aus rasch in Stuttgart, es gibt zwei S-Bahn-Linien.“ Auch nach Murrhardt ist er regelmäßig unterwegs, wo er ehrenamtlich an der Bodelschwinghschule für Kinder und Jugendliche mit Handicap arbeitet. Aufgrund seiner Behinderung war es nicht leicht, eine Beschäftigung und Aufgabe zu finden. Jetzt hat er die Möglichkeit, dort Kinder mit zu betreuen und freut sich sehr darüber. Ebenso, wenn seine Freundin Aloisia Strobel-Delmoral ihn in Backnang besucht, die ihn beim Spaziergang begleitet.

Ursula Priwitzer (71 Jahre): Die Seniorin hat sich ganz bewusst für Backnang entschieden. Zuvor lebte sie im betreuten Wohnen einer Waiblinger Einrichtung. Nach einem Sturz kam sie dann in die Kurzzeitpflege im Backnanger Staigacker. „Mir hat es so gut gefallen, ich wollte unbedingt bleiben“, erzählt sie und weiß auch exakt den Tag, seitdem sie nun ganz offiziell dort beheimatet ist – der 12. Februar 2021. Jetzt streckt sie ihre Fühler aus, erkundet Backnang. „Ich hab mich bereits etwas in der Innenstadt umgeschaut, war schon beim Friseur.“ Auch wenn sie mit dem Rollator unterwegs ist und mit dem Bus in die Stadt kommt, ginge das ganz gut.

Christian Staita (35 Jahre): „Meine Eltern haben ein Haus in der Stadt, und ich habe eine der Wohnungen wieder hergerichtet und umgebaut“, erzählt er. Aber anders wie vor zehn Jahren, als der gelernte Schreiner genau auf dieser Baustelle kurz gewohnt hat, ist er nun nach getaner Arbeit selbst geblieben und eingezogen. Als gebürtiger Sulzbacher und sozialisierter Murrhardter, wie er sagt, wird er sich im oberen Murrtal beispielsweise im Verein „Vielfalt tut gut“ weiterhin engagieren, ist aber auch froh, in Backnang zu sein. Er macht gerade seinen Meister sowie eine Zusatzausbildung in Möbel- und Innenraumgestaltung in Stuttgart und schätzt die gute Verkehrsanbindung. „Ich fühl mich wohl hier, ein Highlight ist der Wochenmarkt am Samstag, man entdeckt auch immer was Neues“, sagt er. Als Volleyballer hat er auch schon bei der TSG ein paar erste Spielsessions gehabt. „Ist ein guter Ausgleich zum Sitzen in der Schule.“

Oberbürgermeister Maximilian Friedrich, Erster Bürgermeister Siegfried Janocha, Baudezernent Stefan Setzer und Stadtarchivar Bernhard Trefz halten unterhaltsame Ankerpunkte, Anekdoten und Themen bereit, um den Neubürgern das Ankommen und perspektivisch auch das Bleiben leicht und schmackhaft zu machen. Aufgeteilt in drei Gruppen pilgern diese zu den vier nah beieinander gelegenen Stationen – historisches Rathaus, Galerie, Stiftskirche und Stiftshof. Vom Stadtbrand ist da die Rede, von Gänsekrieg und wehrhaften Damen, den Markgrafen und dem Namen der Stadt, der so viel bedeutet wie „Hügelwiesen“, aber auch vom kommenden Weihnachtsmarkt und einem Straßenfest 2022, zu dem Friedrich schon jetzt einlädt. Als er sich vorstellt, räumt er zudem ein: „Ich bin seit 1. Juni im Amt und Würden, Sie alle haben mir aber etwas voraus“, sagt er und, dass er selbst noch auf der Suche ist, um nach Backnang ziehen zu können.

Im Zeichen des Neu- und Wiederentdeckens

Florian Strohmaier mit Aloisia Strobel-Delmoral.

Im Zeichen des Neu- und Wiederentdeckens

T-Cross Pamme-Jack OGBO.

Im Zeichen des Neu- und Wiederentdeckens

Rosemarie Schweikart.

Im Zeichen des Neu- und Wiederentdeckens

Ursula Priwitzer.

Im Zeichen des Neu- und Wiederentdeckens

Christian Staita.