Immer mehr PV- und Solaranlagen in Burgstetten

Für die ersten Anlagen endet in diesem Jahr die EEG-Förderung. In der jüngsten Gemeinderatssitzung gibt Syna-Regionalleiter Michael Meyle einen Überblick über die Stromversorgung der Gemeinde.

Immer mehr PV- und Solaranlagen in Burgstetten

Die Anzahl der Fotovoltaikanlagen in Burgstetten ist weiterhin steigend. Foto: BKZ-Archiv

Von Simone Schneider-Seebeck

Burgstetten. Welch eine erschreckende Vorstellung – man sitzt zu Hause, bei der Arbeit oder ist mit dem E-Auto unterwegs und auf einmal gehen die Lichter aus. Nur ein paar Tage lang ohne Stromversorgung und bereits nach kurzer Zeit führt diese Situation, zumindest laut Marc Elsbergs Roman „Blackout“, zum kompletten Chaos im Land.

Dass man einen Blackout fürchtet, ist nicht verwunderlich, immer mehr Geräte werden mit Strom betrieben und auch im Zuge der Energiewende wird auf Strom aus erneuerbaren Quellen gesetzt. Dabei lag der deutsche Bruttostromverbrauch laut Statista im vergangenen Jahr bei 546,5 Terawattstunden (TWh) und damit sogar unter dem Verbrauch von 1990 (550,7 TWh). Den höchsten Verbrauch verzeichnete man übrigens für 2007 (614,6 TWh).

Doch wie realistisch ist das Szenario eines flächendeckenden und längerfristigen Blackouts in unserer Region?

Anzahl der Solar- und PV-Anlagen hat sich von 206 auf 226 erhöht

In der jüngsten Gemeinderatssitzung in Burgstetten gab Michael Meyle, Regionalleiter Süd der Syna Pleidelsheim, einen Überblick über die Stromversorgung der Gemeinde und ging auch auf Fragen zu diesem sensiblen Thema ein. Zunächst stellte Meyle einige Daten und Fakten zum Stromverbrauch der Gemeinde vor. So werden insgesamt knapp 10450000 Kilowattstunden (kWh) über 2123 Zählpunkte bezogen. Die Gemeinde erhält dadurch etwas mehr als 23000 Euro pro Jahr an Gewerbesteuer. Von 2020 auf 2021 hat sich die Anzahl von Solar- und PV-Anlagen im Gemeindegebiet von 206 auf 226 erhöht, knapp 2 Millionen kWh wurden 2021 erzeugt und eingespeist.

Da auch die Gemeinde an verschiedenen Standorten eigene PV-Anlagen betreibt, die in den nächsten Jahren aus der Förderung von EEG-Anlagen fallen, stellt sich nun die Frage, wie diese Anlagen weiterbetrieben werden sollen. So stellte Michael Meyle mehrere Möglichkeiten vor. Zum Ersten die Volleinspeisung zum Börsenpreis, der aktuell 8,883 Cent/kWh beträgt. Dies wird automatisch gemacht, sobald die Förderung zu Ende ist und der Anlagenbesitzer nichts anderes in die Wege leitet. Das würde sich beispielsweise für die Anlagen auf der Schule Erbstetten anbieten, die zum 1. August 2023 aus der Förderung fallen. Nach aktuellem Marktwert könnten so etwa 1300 Euro im Jahr erwirtschaftet werden.

Eine Alternative wäre der Selbstverbrauch, der sich jedoch erst ab einem Jahresertrag von 40000 kWh rentiere. Allerdings, so führte Meyle aus, sei es auch möglich, den Ertrag mehrerer Anlagen zu kombinieren. Die weiteren gemeindeeigenen PV-Anlagen wurden 2009, 2011, 2013, 2016 und 2017 in Betrieb genommen, man könne jetzt schon darüber nachdenken, wie in Zukunft damit umgegangen werde.

„Die Transformation des Energienetzes wird die heutige Netzinfrastruktur vor massive Herausforderungen stellen“, so Meyle im Hinblick auf die zukünftigen Anforderungen. Der Strombedarf werde sich bis 2045, unterschiedlichen Studien zufolge, auf etwa 900 bis 1200 Terawattstunden erhöhen. Die Netzbetreiber seien auf genaue Last- und Einspeiseprognosen und Netztransparenz bis in die Niederspannungsnetze angewiesen, um einen kostenintensiven und möglicherweise ineffizienten Netzausbau zu vermeiden, so die Ausführungen. Dabei können intelligente Ortsnetzstationen helfen.

Dennoch konnte Meyle auch beruhigen. Denn aktuell verfüge die Syna noch über Reservekapazitäten in den Stromnetzen, wenn auch punktuell bereits heute Verstärkungs- und Ausbaumaßnahmen notwendig seien. Es seien verschiedene vorbereitende Netzmaßnahmen zu treffen, die dann ineinandergreifen.

Im Anschluss konnten noch weitere Fragen geklärt werden. So etwa auch, wie realistisch das Szenario des oben angesprochenen Blackouts überhaupt sei. Um diese zu verhindern, so Michael Meyle, werde zunächst der sogenannte Brownout durchgeführt: „Wenn wir sehen, dass eine Netzengpasssituation entsteht, das kann aufgrund von zu viel dezentraler Einspeisung oder zu wenig sein, dann findet diese Brownoutplanung statt. Welche Netzteile schaltet man bewusst als Erstes ab, um diesen völligen Kollaps, den Blackout, zu umgehen? Und da waren wir bisher noch sehr, sehr weit weg davon, dass so etwas hätte passieren können.“ Drängender sei dagegen das Thema Cyber Security. Momentan gebe es sehr viele Cyber-Angriffe auf die Netzleitsysteme. Der Aufwand für die IT-Sicherheit werde von Jahr zu Jahr größer.

Um eine stabile Stromversorgung zu gewährleisten, müssen unterschiedlichste Herausforderungen gemeistert werden. Die Dezentralisierung zeige sich dabei als vorteilhaft: „Je größer die Verteilernetze sind, desto besser lassen sich die Herausforderungen meistern“, so Michael Meyle.