„Immer noch Barbaren?“: Schillertage eröffnen mit Briefen

dpa/lsw Mannheim. Das Nationaltheater Mannheim (NTM) feiert das 20-jährige Bestehen seiner Schillertage mit einem Buchprojekt zu Schiller und der Rolle der Kunst in der Gesellschaft. Zum Theaterfestival vom 20. bis 30. Juni entstand ein Band, in dem sich 27 Autoren auf Basis von Briefen Friedrich Schillers mit dem Thema auseinandersetzen.

„Immer noch Barbaren?“: Schillertage eröffnen mit Briefen

Nicolas Leresche steht während der Generalprobe zum Theaterstück „Schiller Thriller“ mit Kindern auf der Bühne. Foto: Uwe Anspach/Archiv

In seinen 27 Briefen „Über die ästhetische Erziehung des Menschen“ verarbeitete der Dichter zwischen 1793 und 1795 die Gewaltexzesse infolge der Französischen Revolution, die er anfangs sehr begrüßt hatte. „Woran liegt es, dass wir noch immer Barbaren sind?“, fragt der gebürtige Marbacher (1759-1805) im neunten Brief. Auf diese Frage Antworten zu finden, versuchen auch die Autoren der Textsammlung mit dem Titel „Immer noch Barbaren?“.

Die erstmals vom neuen Schauspielintendanten Christian Holtzhauer geleiteten Schillertage, die zu den größten Theaterfestivals in Süddeutschland gehören, stehen in diesem Jahr unter dem Motto „Fieber“; damit wird auf die auch Kaltes Fieber genannte Krankheit Malaria Bezug genommen, die Schiller in Mannheim heimsuchte. Das NTM zieht aber auch Parallelen zwischen Schillers Bemühen, „gesellschaftliche Umbrüche und Fieberschübe“ mit Aufklärung und Schönheit zu heilen, und heutigem Streben, technische, gesellschaftliche und klimatische Umwälzungen zu meistern.

Auf dem Programm stehen in Mannheim, wo Schillers „Räuber“ 1782 uraufgeführt wurden, das Königinnendrama „Maria Stuart“ in der Regie von Claudia Bauer und ein szenischer Parcours zum Thema Überwachung von Clemens Bechtel. Auch bei einem in die Gründerszene verlagerten „Räuber“-Drama vom Kollektiv Studio Beisel wird das Publikum einbezogen. Zahlreiche Gastspiele sowie Aktivitäten im Festivalzentrum runden das Angebot ab. Im Jahr 2017 zog das Festival 18 000 Besucher an.