Immobilienfirmen fürchten Corona und fordern Rückendeckung

dpa/lsw Stuttgart. Die Immobilienbranche hat ein Boom-Jahr hinter sich, fürchtet aber, dass es damit wegen Corona nun schnell vorbei sein könnte. Die Unternehmen wollen kein Geld vom Staat, aber Unterstützung.

Immobilienfirmen fürchten Corona und fordern Rückendeckung

Arbeiter montieren von einer Hebebühne aus Teile an einem Neubau. Foto: Jens Büttner/zb/dpa/Symbolbild

Die Corona-Krise droht der bislang gut laufenden Immobilienbranche den Wind aus den Segeln zu nehmen. So schätzt es zumindest der Landesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW) in Baden-Württemberg ein, der am Mittwoch einen Sechs-Punkte-Plan mit Forderungen zur Stützung der Branche vorlegte. „Die Nachfrage nach Wohnraum bleibt weiterhin hoch“, sagte Verbandsgeschäftsführer Gerald Lipka. Die Arbeit auf den Baustellen laufe zwar, und auch der Verkauf von Eigentumswohnungen sei noch nicht eingebrochen. Gleichzeitig meldeten die Unternehmen, vor allem Bauträger und Projektentwickler, erste Alarmzeichen.

Neben Problemen bei der Vermarktung bremsten Verzögerungen bei den Behörden zum Beispiel bei Genehmigungen. Dazu kämen erste Schwierigkeiten mit der Finanzierung von Bauprojekten. Nach den ersten Lockerungen sei das Interesse potenzieller Käufer zwar wieder gestiegen. Vor allem bei neuen Bauprojekten dürfte sich aber bemerkbar machen, dass viele Menschen nach Corona erst einmal wohl weniger Geld ausgeben könnten, erwartet Lipka. Zugleich blieben die Preise für Grundstücke und Handwerkerleistungen aber hoch, das Bauen bleibe insgesamt also teuer.

In seinem Sechs-Punkte-Plan fordert der Verband unter anderem eine Senkung der Grunderwerbsteuer, den Abbau von Restriktionen und eine Vereinfachung der Verfahren. Es gehe nicht um Hilfspakete, sondern darum, die Rolle der Immobilienbranche in der Krise zu stärken, sagte Lipka. Alles hänge letztlich davon ab, wie lange man mit den Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie zu kämpfen haben werde. „Es geht um Zeit und Planungssicherheit“, betonte er.

Zu den Forderungen zählt auch, privaten und öffentlichen Bauträgern die gleichen Konditionen bei der Vergabe von Grundstücken zu gewähren und die Vorgaben für den sozialen Wohnungsbau zu lockern. Die teils hohen Quoten, die erfüllt werden müssten, um Fördermittel zu erhalten oder überhaupt bauen zu dürften, passten nicht zum Geschäftsmodell der privaten Immobilienwirtschaft. Vor allem in den Kommunen werde der wirtschaftliche Aspekt oft nicht ausreichend bedacht.

2019 sei für die Branche trotzdem einmal mehr ein „Boom-Jahr“ gewesen, sagte der Geislinger Professor für Immobilienwirtschaft Dieter Rebitzer, der für den Verband den alljährlichen Konjunkturbericht erstellt. Allerdings stiegen die Baukosten stärker als das allgemeine Preisniveau, und auch der Überhang an zwar genehmigten, dann aber nicht fertiggestellten Projekten werde immer größer.