Wunschkarte zum Schnäppchenpreis: 1,50 Euro zahlte Klebes für dieses Sammlerstück. Foto: G. Klebes
MURRHARDT/ERLANGEN (flo). Im Zeitalter von Facebook und WhatsApp, Instagram und Twitter scheint die gute alte Postkarte nur noch etwas für Traditionalisten zu sein. Oder für Sammler wie Günther Klebes. Der 69-Jährige liebt alte Postkarten, genauer gesagt solche mit eisenbahnhistorischen Motiven aus dem deutschsprachigen Raum. Seine jüngste Errungenschaft ist eine Ansichtskarte mit dem Blick von der Schanz auf die Murrbahn bei Fornsbach. Um 1940 muss diese Karte gedruckt worden sein und zwar in Stuttgart. Im August 1943 wurde sie als Bahnpost über Stuttgart-Hohenheim weiter nach Heidenheim an der Brenz geleitet.
Die Wunschkarte gab’s auch noch zum Schnäppchenpreis
„Ich bin bei einer luxemburgischen Internetauktion auf die Karte gestoßen und habe mir gesagt: Die Murrtalbahn, die muss ich haben“, sagt der Schulbusfahrer, der in Erlangen zu Hause ist. Postkarten, die die unterschiedlichsten Züge und Brücken in Württemberg zeigen, gehören schon länger zu seiner rund 600 Exponate umfassenden Sammlung. Aber eine Ansicht, auf der so eine schöne Landschaft abgebildet ist, musste noch her. Klebes hat schließlich gute Erinnerungen an diese Bahnstrecke, fährt er doch öfters mal nach Stuttgart, um die Familie seines Sohnes zu besuchen. Allerdings hatte er den Ortsnamen nicht im Kopf, da musste erst das Internet helfen.
„Erstaunlich fand ich auch, dass der Anbieter eine Adresse in Kanada hatte“, erklärt Klebes. Weil er der einzige Bieter war, konnte er die Wunschkarte auch noch zum Schnäppchenpreis von gerade einmal 1,50 Euro erwerben. „Das ist eigentlich viel zu billig“, kommentiert der Käufer. Er wäre bereit gewesen, dafür bis zu fünf Euro auszugeben, verrät der Sammler, denn es war eine selten angebotene Karte. Diesen Preis zahlte er aber letztlich auch, da noch das Porto für einen eingeschriebenen Auslandsbrief dazukam. Es gebe aber auch Philokartisten, die einen zweistelligen Betrag für eine Ansichtskarte hinblättern würden.
Wie das gute Stück von der Brenz nach Kanada gekommen ist, darüber kann der Sammler nur spekulieren. „Ob dahinter eine Auswanderung steht, oder einfach ein Bündel alter Postkarten nach einer Haushaltsauflösung an einen Händler veräußert wurde, der die Karten über das Internet weiter vermarktet, weiß ich nicht“, sagt Klebes. Er hat sogar schon Karten aus Australien, Israel oder Südafrika erworben.
„Es gibt sogar eigene Ausstellungen für Eisenbahnphilatelisten“, sagt Klebes. Der 69-Jährige hat selbst auch etliche Briefmarken mit Bahnmotiven. Auf einer ist eine Dampflokomotive der deutschen Baureihe 64 abgebildet, wie sie auch an Sonn- und Feiertagen für den Tourismusverkehr mit historischen Zügen zwischen Schorndorf und Welzheim auf der Schwäbischen Waldbahn eingesetzt wird. Bei der Briefmarke handelt es sich um keine der Deutschen Bundespost. Vielmehr erschien die Marke 1984 auf der karibischen Insel Nevis.
Bei seiner Suche nach neuen Marken stieß Klebes bei einer luxemburgischen Internetauktion auf dieses Sammlerstück. Anbieter war ein Händler aus Israel. Klebes bot als Einziger und ersteigerte das gute Stück für einen Euro.
Günther Klebes