In Althütte sind die Narren los

Gruselig-buntes Spektakel im Ortskern – 40 Gruppen nehmen am Umzug teil – Narrenzunft feiert ihr 25-jähriges Bestehen

Bei strahlendem Sonnenschein stand der Samstag in Althütte ganz im Zeichen der alemannischen Fasnet. Das schaurig-schöne Spektakel im Ortskern beim Narrensprung mit 40 Gruppen zog zahlreiche Besucher an. Mit Rathaussturm, Narrentaufe und Narrenball ging das närrische Treiben bis spät in die Nacht.

In Althütte sind die Narren los

Schauerlich anzusehen: Hexen und allerlei andere Gestalten treiben auf den Straßen im Ortskern von Althütte vor zahlreichen Zuschauern ihr Unwesen. Fotos: J. Fiedler

Von Claudia Ackermann

ALTHÜTTE. Mit Sorge hatte man noch einige Tage zuvor gen verregneten Himmel geblickt. Doch dann waren Wolken und Sturm wie weggeblasen. Das traditionelle Narrenwochenende in Althütte findet seit letztem Jahr an nur einem Tag statt. Aus organisatorischen Gründen habe sich das bewährt, sagt Ralph Mertlik, Schatzmeister bei der 1. Narrenzunft Althütte. Die Gastvereine, die zum Teil von weit her anreisen, können bei allen Veranstaltungen dabei sein, und am Sonntag sind noch Helfer für den Abbau da. In diesem Jahr feiert die Narrenzunft Althütte ihr 25-jähriges Bestehen. Mit zahlreichen Narrenvereinen haben sich in dieser Zeit enge Freundschaften entwickelt, und man nimmt gegenseitig an den Umzügen teil.

„Narri, Narro – Recha spitz“, heißt der Narrenruf der Rechaspitzer der Narrenzunft Althütte. In ihrem Flickenhäs und den Masken, die aus Fichtenholz geschnitzt sind, führen sie als Gastgeber den bunten Lindwurm an, der sich von der Festhalle die Hauptstraße entlang bis zum Rathaus schlängelt. Der Name geht auf das früher traditionelle Handwerk der Holzrechenherstellung im Ort zurück. Schon sind die Guggenmusiker von XS-Excess Backnang zu hören. Die Musikgruppen sind so aufgeteilt, dass die schrägen Klänge nie abreißen. Zum ersten Mal sind die Mitteleschenbacher Woldschebberer aus dem Landkreis Ansbach dabei, kündigt Mertlik an, der an einem Streckenabschnitt über Lautsprecher kommentiert. Die eindrucksvollen Kostüme sind Fabeltiere mit großen, pelzigen Köpfen. Mit Zähnen aus Holz wird kräftig geklappert und gescheppert. 30 bis 40 Kilogramm wiegt so ein Kostüm, weiß der Moderator. Das hält die Träger aber nicht davon ab, zu tanzen und allerlei Schabernack zu treiben.

Hexen mit ihren Holzmasken dürfen natürlich bei der schwäbisch-alemannischen Fasnacht nicht fehlen. Die Schella-Hexa aus Rudersberg machen kräftig Lärm mit ihren am Hexenkostüm befestigten Metallschellen. Ein Mädchen aus den Zuschauerreihen wird entführt und kann sich gerade noch befreien, bevor ihm droht, an einem Bein mitgeschleift zu werden. Nicht nur im Umzug, sondern auch unter den Besuchern am Straßenrand sind bemerkenswerte Verkleidungen zu entdecken. Ein Ehepaar mit seinem Sohn aus Erdmannhausen trägt zottelige Kostüme aus unzähligen blauen und grünen Plastikstreifen, die aus Müllsäcken zusammengetackert wurden.

Die Werwölfe aus dem Gäu mit grün-funkelnden Augen lassen sich von ihren zottigen Fellen nicht abhalten, eine Pyramide zu bauen, und bei den MühlenHexen aus Ilsfeld üben schon die ganz Kleinen, aufeinanderzuklettern, was mit großem Applaus belohnt wird. Laut knallen Peitschen bei den Murreder Henderwäldlern. Mit akrobatischen Showeinlagen unterhalten die Gruppen die Besucher und überraschen immer wieder mit ihrem Häs, gruseligen oder freundlichen Masken und fantasievollen Kostümen.

Am Rathausplatz ist für das leibliche Wohl gesorgt. Hier tummeln sich Zuschauer nach dem Umzug. Eine Gruppe von Besucherinnen hat für ihre Kostüme den venezianischen Karneval gewählt. Aufwendig sind die langen hellblau-schwarzen Kleider, die Hüte und Masken gearbeitet. Die sieben Ladys aus Althütte, die alle miteinander verwandt oder verschwägert sind, wählen jedes Jahr für sich ein anderes Motto. Rund eineinhalb Stunden Verschnaufpause gibt es nun, bevor mit Rathaussturm und Narrentaufe die nächsten Punkte auf dem Programm stehen. Am Rathausplatz und in der Festhalle wird so lange schon mal gefeiert.

In Althütte sind die Narren los

Giftgrün leuchtende Augen: Von gruselig bis freundlich reicht die Palette der Masken.