In der Redaktion rauchen die Füller

15 Nachwuchsreporter an der Conrad-Weiser-Schule lernen in der Reporter-AG, worauf es beim Schreiben eigentlich ankommt

Reporter müssen vor allem drei Dinge: Zuhören, beobachten und wahrnehmen. Diese Grundlagen haben die Schüler der Reporter-AG an der Conrad-Weiser-Schule Aspach bereits nach kurzer Zeit verinnerlicht. Lernen, was sonst noch zur Kunst des Schreibens gehört, dürfen sie bei einer, die weiß, wie es geht: Renate Häußermann, ehemalige stellvertretende Redaktionsleiterin der Backnanger Kreiszeitung.

In der Redaktion rauchen die Füller

Durch Krankheitsfälle nicht ganz vollzählig, aber so ist es in einer echten Redaktion ja auch manchmal: Die Schüler der Reporter-AG mit ihrer Redaktionsleiterin Renate Häußermann. Foto: J. Fiedler

Von Silke Latzel

ASPACH. Max beobachtet Stiefmütterchen, die sich im Wind bewegen, Olivia einen Busch, der auf dem Schulhof der Conrad-Weiser-Schule gepflanzt ist. Sie beide gehören zu 15 Schülern, die jeden Montag in der sechsten Stunde freiwillig die Reporter-AG besuchen. Und weil Reporter gut beobachten müssen, wird genau das in fast jeder Stunde geübt.

Was ein Reporter ist, wie er sich zu verhalten hat und welche Eigenschaften er nicht nur mitbringen, sondern zum Teil auch noch erlernen muss, erfahren die Schüler von einer, die das genau weiß. Eigentlich ist Renate Häußermann ja schon eine ganze Weile im Ruhestand. Seit dem Ende der Faschingsferien ist ihr Kürzel, unter dem sie 45 Jahre für die BKZ geschrieben hat, wieder reaktiviert. Denn „reh“ leitet nun in der Reporter-AG eine neue Redaktion. Und auch dort hat jeder der 15 Schreibenden ein Kürzel, es gibt einmal wöchentlich eine Konferenz und die Texte müssen – wie in einer richtigen Redaktion – auch unter Zeitdruck geschrieben werden.

Die Idee zu dieser AG hatte Tobias Stüer, Konrektor der Schule. „Die Eltern der Viertklässler kamen vor einiger Zeit auf mich zu und haben gesagt, dass ihrer Meinung nach in dieser Klassenstufe mehr geschrieben werden sollte. Wir haben uns dann gemeinsam überlegt, was umsetzbar ist. Da kamen dann Vorschläge wie eine ,Nachhilfe-AG‘ oder eine AG, in der Rechtschreibung geübt wird. Aber wir waren uns eigentlich sicher, dass sich dafür keine Schüler freiwillig melden werden.“ Da sich Stüer zu dieser Zeit selbst mit dem Thema Presserarbeit für die Schule beschäftigte, kam ihm die Idee, doch mit diesem Ansatz bei den Kindern die Lust am Schreiben zu wecken. „Und mit Renate Häußermann, die sich hier bereits beim ,Großaspacher Modell‘ engagiert, hatten wir ja auch dann direkt den Profi im Haus“, sagt er lachend. „Wir brauchen Menschen wie sie, die von einem Thema begeistert und mit Leidenschaft bei der Sache sind. Denn dann überträgt sich das auch auf die Kinder und sie lassen sich mitreißen.“

Zuerst kommt es auf den Inhalt an, Rechtschreibung ist zweitrangig

Dass die Stimmung in der AG eine ganz besondere ist, merkt man bereits daran, dass die Tische im Klassenzimmer für die AG direkt zu einem großen Tisch umgebaut werden, die Schüler sitzen sich gegenüber. „Keiner sitzt hinten, keiner sitzt vorne, alle sind gleichberechtigt“, erklärt Häußermann. Die Schüler bekommen entweder ein Thema vorgegeben oder dürfen zur Recherche nach draußen auf den Schulhof. Fünf Minuten sollen sie sich dort auf eine frei gewählte Sache konzentrieren, sie beobachten und sich ihre Beobachtungen merken. Dann gibt Häußermann mit der Trillerpfeife das Signal, dass es zurück ins Klassenzimmer geht. Dort heißt es: Blöcke raus, Stifte raus, los geht’s.

„Jeder sollte mindestens zwei Sätze über das schreiben, was beobachtet wurde. Dazu und auch zur Beobachtung selbst gehört Konzentration. Und wenn wir das spielerisch machen, merken viele gar nicht, dass sie sich eigentlich gerade konzentrieren. Was ja in der sechsten Stunde durchaus auch schon mal schwerfällt“, so die Reaktionsleiterin.

Dass einer der Nachwuchreporter gar nichts zu Papier bringt, sei bislang noch nie vorgekommen. „Sie sind wirklich mit Herzblut dabei, durch die Bank weg. Sie haben so viel Fantasie, aber manchmal einfach noch Hemmungen, loszulassen und einfach nur zu schreiben. Und daran arbeiten wir hier“, erklärt Häußermann. Deshalb sei es bei ihr auch nicht wichtig, ob die Wörter alle richtig geschrieben sind oder die Kommas an der korrekten Stelle sitzen. „Bei diesem Thema stehen viele unter enormem Druck, den sie sich manchmal zusätzlich auch noch selbst machen, weil sie wissen, dass sie besser sein könnten. Und hier in der AG kommt es zuerst auf den Inhalt an. Und wenn sie einfach loslassen und schreiben können, ohne an die Rechtschreibung zu denken, dann kommen die unglaublichsten Geschichten zu Papier. Das stärkt dann natürlich auch die Selbstsicherheit.“

Im Klassenzimmer zurück rauchen die Füller, einige sind sehr schnell, manche brauchen etwas länger. Wie lang, dürfen die Schüler entweder selbst einschätzen oder Häußermann gibt ihnen eine Zeitspanne vor. „Manche brauchen den Zeitdruck dann auch tatsächlich, um etwas zu Papier zu bringen.“ Die Texte ihrer Reporter nimmt die Redaktionsleiterin mit nach Hause und liest sie durch – Noten gibt es keine, nur Bemerkungen am Rand des Blatts. Manchmal werden die Texte dann auch in der Redaktionskonferenz vorgelesen. „Da merkt man sehr, wie stark das Gruppengefühl mittlerweile ist. Keiner lacht den anderen aus, sie helfen sich auch gegenseitig. Die Redaktion ist ein Team.“

Ganz zum Schluss wird es dann noch einmal lustig: „Heute Nacht um 3 Uhr schien die Sonne wie im Hochsommer.“ Die Schüler dürfen Blödelsätze schreiben. Das Gelächter ist groß. Und das darf es auch sein, denn Kreativitätsübungen dürfen und sollen natürlich vor allem auch Spaß machen.

Info
Beobachten, begreifen, beschreiben

(reh). Die Reporter-AG der CWS hat sich mit dem Thema Ostern befasst. Hier einige Auszüge aus den Texten der Viertklässler:

„Zack war der Osterhase da! Mal sind die Geschenke und Eier im Backofen, unterm Sofa, in der Mülltonne oder hinter großen Gräsern. Eigentlich geht es mir an Ostern nicht um Geschenke, sondern um meine Familie, Jesus und Gott.“ (Jule)

„Leider wird mein Bruder wieder meinen Schokohasen essen. Trotzdem freue ich mich auf Ostern.“ (Kim)

„An Ostern suchen ich und meine Geschwister Ostereier und Süßigkeiten.“ (Sven)

„Obwohl meine Religion anders ist, freue ich mich trotzdem immer auf Ostern, wegen der Ferien.“ (Leonie)

„Nach der Bibel ist Jesu am Ostersonntag auferstanden, daher ist Ostern ein heiliger Tag.“ (Helena)

„An Ostern gehen viele Menschen in den Urlaub.“ (Felix)

„Ostern kennt doch fast jedes Kind. Ostereier und Geschenke suchen, etwas Leckeres essen und meist mit der Familie, Verwandten und Freunden zusammen sein.“ (David)

„Ich gehe zu Oma und suche Geschenke.“ (Carl)

„Ostern geht fünf Tage oder so, aber es hat für mich keine Bedeutung.“ (Reyan)

„Es macht sehr viel Spaß, die Geschenke zu suchen, mit meiner Familie zusammen zu sein und in die Kirche zum Familiengottesdienst zu gehen.“ (Max)

„Wir gehen in den Gottesdienst, dort spiele ich die Ostergeschichte.“ (Reena)

„Ich freue mich auf Ostern, weil wir eine Werft besuchen.“ (Moritz)

„Manchmal überlege ich, ob es den Osterhasen wirklich gibt. Die anderen Kinder aus der Klasse meinen, ihn gibt es nicht. Aber man kann ja nie wissen. Aber egal, ob es ihn nun gibt oder nicht, Ostern ist immer ein tolles Erlebnis.“ (Olivia)

„Ich feiere Ostern mit meiner Familie. Wir unternehmen irgendetwas zusammen. Das find ich sehr toll.“ (Simon)

„Ostern feiert man nicht wegen der Geschenke, sondern weil Jesus aufersteht.“ (Johanna)