In zwei Tagen geht’s los

Bis zum Silvesterabend kann die gewählte Distanz absolviert werden.

In zwei Tagen geht’s los

So viel Platz, wie Johannes Weingärtner 2018 am Murrufer hatte, ist beim regulären Silvesterlauf selten. Bei der diesjährigen virtuellen Variante wird es dagegen der Normalfall sein. Foto: A. Becher

Von Steffen Grün

Für die Macher des Backnanger Silvesterlaufs war es ein böser Schlag ins Kontor, dass auch ihre traditionsreiche Veranstaltung zum Jahresausklang als Reaktion auf die Coronakrise abgesagt werden musste. Doch statt längerfristig Trübsal zu blasen, steckten sie schon nach einer kurzen Phase der Enttäuschung wieder voller Tatendrang. Es war fortan das erklärte Ziel, das Beste aus der vermaledeiten Situation zu machen und den Sportlern aus der Region eine spannende und mit den momentanen Einschränkungen kompatible Alternative zu bieten. Das Ergebnis der Überlegungen ist der virtuelle Silvesterlauf, für den die Organisatoren die Backnanger Kreiszeitung als Medienpartner ins Boot holten.

Konzipiert ist die Aktion als dezentraler Wettbewerb: Alle Teilnehmer sind ausdrücklich dazu aufgefordert, sich lediglich alleine, zu zweit oder höchstens mit den Angehörigen des eigenen Hausstands auf den Weg zu machen. Für die Route gibt es keinerlei Vorgaben: Die gewählte Distanz kann von den Frauen, Männern, Mädchen und Jungen allerorten absolviert werden. Darüber hinaus bleibt ausreichend Zeit: Los geht es bereits übermorgen und damit am ersten Weihnachtsfeiertag, die symbolische Zielfahne fällt am Silvesterabend.

Zwei Tage vor dem Startschuss lautet die spannende Frage, wie diese Aktion in Läuferkreisen ankommt. Rolf Hettich, der zum Organisationsteam des Förderkreises der TSG-Fußballer zählt, ist bester Dinge: „Ich bin davon überzeugt, dass wir deutlich über 500 Teilnehmer haben werden. Und das wäre wirklich super.“ Für seinen Optimismus gibt es vor allem zwei Erklärungen. Zum einen die Resonanz auf das Angebot, sich eines der knallgelben Laufshirts zu sichern, die extra für den virtuellen Backnanger Silvesterlauf kreiert wurden und die das Zeug zum echten Hingucker haben: Knapp 60 Stück wurden bislang geordert und größtenteils von Hettich höchstpersönlich geliefert. Sogar aus dem rund 60 Kilometer entfernten Renningen ging eine Bestellung ein, was ein Indiz dafür ist, dass das Interesse über den Raum Backnang und den Rems-Murr-Kreis hinausreicht. Zum anderen sind es die zahlreichen positiven Reaktionen in den sozialen Netzwerken sowie in persönlichen Gesprächen, die ihn zuversichtlich stimmen. Das gipfelte darin, dass es schon ein Team gab, das bis zu 70 Starter ankündigte.

Auch Rolf Hettich selbst hat sich vorgenommen, beim virtuellen Silvesterlauf als Aktiver mit von der Partie zu sein und damit eine Premiere zu erleben. Bei der Veranstaltung in der üblichen, seit 1985 etablierten Form „konnte ich nie, weil ich stets an der Organisation beteiligt war“. Seine Dienste waren abseits der Strecke gefragt, nun will er die Gelegenheit nutzen. „Wo und wann ich laufe, muss ich mir noch überlegen“, sagt Hettich, „aber ich tendiere zur Originalstrecke.“ Der Spaß steht für ihn, der den Marathon in Frankfurt am Main am 15. Mai 1983 in der persönlichen Bestzeit von 2:28:27 Stunden bewältigte, heutzutage im Vordergrund: „Ich werde über die 10 Kilometer kaum unter einer Stunde bleiben.“ Fehlen wird ihm die tolle Atmosphäre, für die das Backnanger Publikum in normalen Zeiten sorgt und die hoffentlich 2021 wieder möglich ist. „Ich denke, alle Läufer wünschen sich, dass es bald wieder Präsenzveranstaltungen gibt.“

Die wichtigsten Regeln und Fakten vor dem Startschuss des virtuellen Silvesterlaufs

In Einklang mit den Maßnahmen: Kontaktbeschränkung, Abstand, Ausgangssperre – die Coronaregeln, die in den kommenden Tagen jeweils gelten, sind natürlich auch für den virtuellen Silvesterlauf absolut bindend.

Die Mischung macht’s: Für alle Altersklassen ist etwas dabei. Die Frauen und Männer der Jahrgänge 2004 und älter können zwischen dem BKZ-Lauf (5 Kilometer) und dem Großen Preis der Volksbank Backnang (10 Kilometer) wählen. Sie dürfen auch beide Distanzen absolvieren. Für die Mädchen und Jungen der Jahrgänge 2005 und jünger gibt’s den Windmüller-Mini-Marathon (2,5 Kilometer). Bei der Autohaus-Möhle-Teamwertung geht es nur darum, wer die meisten Starter meldet, deren Zeiten werden nicht addiert.

Flach oder hügelig: Jeder Teilnehmer wählt seine Route über zweieinhalb, fünf oder zehn Kilometer selbst, damit ist auch das Streckenprofil sehr individuell. Auf die Vorgabe eines bestimmten Kurses wird bewusst verzichtet, um Menschenansammlungen zu vermeiden.

Ehrlichkeit ist Trumpf: Die Ergebnislisten basieren auf den Meldungen der Sportler über das Internetportal unter www.bkz.de. Die Läufe mehrfach zu bestreiten, ist erlaubt.

Sieben Tage Zeit: Los geht’s am ersten Weihnachtsfeiertag um 12 Uhr, die Aktion endet am Silvesterabend. Nur in diesem Zeitraum ist auch die Ergebnismeldung möglich, am 31. Dezember um 23.59 Uhr schließt das Portal.

Fotos posten: In der Facebook-Gruppe „Laufen in und um Backnang“, die rund 480 Mitglieder hat, soll die Aktion breiten Raum einnehmen. Fotos hochladen, das Streckenprofil mittels einer App teilen – vieles ist möglich.