Auch bei guter Corona-Tendenz weiter Infektionsgefahr

dpa Berlin. Die Zahl der registrierten neuen Corona-Fälle geht tendenziell in Deutschland zurück. Doch es kann weiterhin schnell zu einem Covid-19-Ausbruch kommen - nicht nur wegen der Dunkelziffer.

Auch bei guter Corona-Tendenz weiter Infektionsgefahr

Ein Schild mit der Aufschrift „Leider hat auch uns die Corona Pandemie erreicht“ vor dem Restaurant im ostfriesischen Moormerland. Foto: Lars-Josef Klemmer/dpa

Mehrere Bundesländer haben seit Mitte März schon einzelne Tage ohne Neuinfektionen mit dem Corona-Virus gemeldet.

So waren es etwa in Mecklenburg-Vorpommern fünf Tage, vier davon seit Donnerstag. In Sachsen Anhalt gab es drei Tage ohne gemeldete Neuinfektion, in Schleswig-Holstein zwei und in und Hamburg einen. Oft lagen solche Tage jedoch an Wochenenden, an denen stets vergleichsweise wenige Infektionen gemeldet werden.

Bundesweit geht die Zahl der neuen registrierten Corona-Infizierten seit Wochen tendenziell zurück. Dennoch gibt es weiterhin viele bestehende Krankheitsfälle und Experten gehen auch weiterhin von einer hohen Dunkelziffer aus.

So mahnen Forscher zur Vorsicht beim Reisen: Wenn viele Menschen aufeinandertreffen, die normalerweise keinen Kontakt miteinander haben, müsse ein erneutes exponentielles Wachstum der Infektionszahlen befürchtet werden, sagt der Arzt und Gesundheitsforscher Max Geraedts von der Universität Marburg. Aktuell sähen die Infektionszahlen zwar gut aus. Wenn Menschen wieder vielerorts eng zusammenkämen, könnte das dennoch ausreichen, „um wieder einen starken Anstieg loszutreten“. Es sei auch möglich, dass sich ein Infizierter bei Reiseantritt noch völlig gesund fühle und trotzdem schon ansteckend sein kann: „Die Gefahr, dass Sie das Virus beim Reisen irgendwo mit hin nehmen, ist immer gegeben.“

Wie schnell sich das Virus verbreiten kann, wurde am Wochenende drastisch klar. Im Zusammenhang mit dem Gottesdienst in einer Kirchengemeinde der Baptisten in Frankfurt am Main haben sich nach Angaben von Hessens Gesundheitsminister Kai Klose (Grüne) mindestens 107 Menschen infiziert. Viele davon hätten sich nicht bei dem Gottesdienst vor zwei Wochen, sondern danach zu Hause angesteckt, sagte der Leiter des Frankfurter Gesundheitsamts, René Gottschalk. Nach einer Veranstaltung in einem Restaurant im niedersächsischen Moormerland am 15. Mai wurden inzwischen mindestens 18 Menschen positiv getestet; im Laufe des Sonntags kamen sieben bestätigte Fälle hinzu, wie der Landkreis Leer am Abend mitteilte. Der Landkreis geht davon aus, dass sich die Menschen in der Gaststätte angesteckt hatten.

Bundesweit wurden bis Sonntagnachmittag insgesamt mehr als 178.500 Infektionen mit dem Coronavirus registriert. Mindestens 8252 mit dem Erreger Sars-CoV-2 Infizierte sind den Angaben zufolge bislang bundesweit gestorben. Das geht aus einer Auswertung der Deutschen Presse-Agentur hervor, die die neuesten Zahlen der Bundesländer berücksichtigt.

Die Reproduktionszahl, kurz R-Wert, lag nach aktuellsten Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) bei 0,94 (Datenstand 23.5. 0.00 Uhr). Das bedeutet, dass jeder Infizierte wie seit Tagen schon im Mittel etwas weniger als eine weitere Person ansteckt. Der R-Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen etwa eineinhalb Wochen zuvor ab. Nach weiteren Schätzungen des RKI haben in Deutschland rund 160.300 Menschen die Infektion überstanden.

Gerechnet auf 100.000 Einwohner verzeichnet Bayern mit einem Wert von 355,6 weiterhin die meisten Gesamtinfektionen. Im Bundesschnitt waren es 214,7. Die mit Abstand niedrigste Quote hat Mecklenburg-Vorpommern mit 47 Infizierten pro 100.000 Einwohner. Allerdings ist die Rate der erfolgten Tests in den Bundesländern unterschiedlich hoch.

Auch bei guter Corona-Tendenz weiter Infektionsgefahr

Hinweisschilder stehen vor dem Restaurant „Alte Scheune“ in Moormerland. Foto: Lars-Josef Klemmer/dpa

Auch bei guter Corona-Tendenz weiter Infektionsgefahr

Bethaus einer Baptisten-Gemeinde in Frankfurt am Main. Foto: Boris Roessler/dpa

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Reisende sind mit Mundschutz auf dem Frankfurter Hauptbahnhof unterwegs. Foto: Arne Dedert/dpa