Inklusives Wohnen in den Kronenhöfen wird gefördert

Die ATS-Stiftung erhält von der Fernsehlotterie 234000 Euro Förderung. Die fließt in die inklusiven WGs in der Backnanger Innenstadt.

Inklusives Wohnen in den Kronenhöfen wird gefördert

Thomas Wildermuth (von links), Ernst Krämer, Hannah Schutter, Angela Wildermuth, Werner Schmidgall, Stephan Masch und Regine Wüllenweber bei der symbolischen Übergabe des Förderbescheids. Foto: Alexander Becher

Backnang. Die gemeinnützige ATS-Stiftung aus Backnang kann sich über eine Förderung in Höhe von 234000 Euro von der Deutschen Fernsehlotterie freuen. Das Geld fließt in die beiden inklusiven Wohngemeinschaften in den Backnanger Kronenhöfen, in denen junge Menschen mit und ohne kognitive Beeinträchtigung zusammenwohnen und ihren Alltag bestreiten. Die Frauen-WG besteht nun seit einem Jahr, vor einigen Monaten bezog eine zweite, dieses Mal gemischtgeschlechtliche WG im selben Haus in den Kronenhöfen ihr Quartier.

Für Stiftungsgründer Thomas Wildermuth ist die Finanzspritze eine Erleichterung. Er und seine Frau Angela wollten für ihre Tochter Samara, die das Downsyndrom hat, schon seit ihrer Kindheit ein so selbstständiges Leben wie möglich schaffen und beschritten mit der Stiftung einen für sie neuen Weg, bei dem sie auf Spenden und Förderung angewiesen waren. Nun ist Samara 28 Jahre alt und lebt in einer der WGs mit einer Mitbewohnerin mit kognitiver Beeinträchtigung und einer Mitbewohnerin ohne Handicap.

Einzigartiges Wohnkonzept

Das Wohnkonzept, das die WG-Bewohner leben, ist für Stephan Masch von der Deutschen Fernsehlotterie einzigartig und fördernswert. „Man braucht Menschen, die diese neuen Wege gehen und dabei mit gutem Beispiel vorangehen“, sagt Masch, der anlässlich der Spendenübergabe in der inklusiven WG vorbeischaut. „Inklusion erlebbar zu machen, mit so einer Wohnung mitten im gesellschaftlichen Leben, das ist definitiv am Zahn der Zeit“, so Masch.

Nur Bewohnerin Hannah Schütte kann an dem Morgen in der WG sein, die beiden anderen Bewohnerinnen sind auf der Arbeit oder im Urlaub. Schütte schwärmt vom WG-Leben der drei Frauen: „Da ist so viel Wertschätzung und Rücksichtnahme untereinander.“ Sie macht aktuell eine Ausbildung bei der Stadt Backnang, Kultur- und Sozialdezernentin Regine Wüllenweber ist darum ihre Chefin. Hier schließt sich ein Kreis, denn Wüllenweber ist ebenfalls beeindruckt von Wildermuths Vision und der Umsetzung. „Die WG ermöglicht den jungen Menschen eine möglichst große Selbstständigkeit und ganz viel Normalität“, so Wüllenweber. Ihre Hilfe bei der Antragstellung, um für die Förderung der Fernsehlotterie in Betracht gezogen zu werden, war Wildermuth darum sicher. Weitere Unterstützung bei der Stiftungsarbeit erhält er von Ernst Krämer, der sich um die interne Abwicklung der Finanzen kümmert, sowie von Stiftungsvorstand Werner Schmidgall, der als Prokurist während ihres Baus für die Kronenhöfe verantwortlich war – damit schließt sich ein weiterer Kreis.

Beide Wohnungen sind nun im Eigentum der ATS-Stiftung, eine wird von der erhaltenen Förderung finanziert – oder besser gesagt: von den Kunden der Deutschen Fernsehlotterie, die deutschlandweit die Lose kaufen. Die Stiftung kann die Wohnungen an ihre Bewohnerinnen und Bewohner vergünstigt vermieten. Denn bezahlbarer Wohnraum in der Backnanger Innenstadt sei fast nicht vorhanden, so Wildermuth. Der barrierefreie Neubau im Herzen Backnangs biete den Bewohnern kurze Wege, um ihre alltäglichen Besorgungen zu erledigen, und Zugang zum ÖPNV, um nicht auf ein Auto angewiesen zu sein.

Aktuell besuchen Assistenzdienste noch die WGs, denn viele Fragen der Organisation und Alltagsgestaltung bedürfen noch der Unterstützung. Jede Bewohnerin soll in ihrem Tempo in die Selbstständigkeit begleitet werden, betont Wildermuth. „Und da sind wir auf einem sehr guten Weg.“ Weitere Informationen zur inklusiven WG sind unter www.ats-stiftung.de nachzulesen.