Insolvenzverwalter hat Hoffnung für Backnanger Unternehmen SMA

Eine Sanierung in Eigenverwaltung ist bei dem angeschlagenen Automobilzulieferer gescheitert, nun soll ein Investor das Unternehmen in den Backnanger Lerchenäckern retten. Die Chancen stehen nicht schlecht, denn die Auftragsbücher sind immer noch voll.

Insolvenzverwalter hat Hoffnung für Backnanger Unternehmen SMA

Mehr als 300 Beschäftigte arbeiten bei der Firma SMA Metalltechnik in den Lerchenäckern. Technisch ist das Unternehmen nach Angaben des Insolvenzverwalters zukunftsfähig aufgestellt, auch die Kunden halten dem Backnanger Unternehmen die Treue. Foto: Alexander Becher

Von Kornelius Fritz

Backnang. Mit mehr als 600 Beschäftigten gehörte die Firma SMA Metalltechnik lange Zeit zu den größten Arbeitgebern in Backnang. Vor 20 Jahren war SMA das erste größere Unternehmen, das sich im neuen interkommunalen Gewerbegebiet Lerchenäcker niederließ. In den vergangenen Jahren ging es mit dem Unternehmen, das Leitungssysteme für die Automobilbranche produziert (siehe Infotext), aber immer mehr bergab. Rund 300 Stellen wurden am Stammsitz bereits gestrichen, Tiefpunkt war schließlich ein Insolvenzantrag im vergangenen Oktober (wir berichteten). Der Eigentümer, die börsennotierte Beteiligungsholding Indus aus Bergisch Gladbach, hatte dem verlustbringenden Tochterunternehmen zuvor den Geldhahn abgedreht.

Zunächst war noch ein sogenanntes Insolvenzverfahren in Eigenverantwortung geplant, bei dem die bisherige Geschäftsführung das Heft des Handelns in der Hand behält und dabei von einem sogenannten Sachwalter unterstützt wird. Dieser Versuch ist mittlerweile aber gescheitert, Ende Dezember wurde nun ein reguläres Insolvenzverfahren eröffnet. Insolvenzverwalter ist der bisherige Sachwalter Holger Leichtle von der Wirtschaftskanzlei Görg aus Stuttgart. Das Ende der Eigenverwaltung sei eine Bedingung der Großkunden gewesen, damit sie SMA weiteres Geld zur Verfügung stellen, erklärt der Insolvenzverwalter. Offenbar war das Vertrauen der Automobilhersteller in den bisherigen Eigentümer nicht mehr sehr groß.

Leichtle ist nun auf der Suche nach einem Investor, der das angeschlagene Unternehmen übernimmt und wieder flottmacht. „Es gibt bereits erste Interessenten, die sich das Unternehmen jetzt anschauen“, berichtet der Fachanwalt für Insolvenz- und Sanierungsrecht. Leichtle ist zuversichtlich, dass sich bis Ende Juni ein Käufer finden wird. Die Produktion läuft bei SMA derweil wie gewohnt weiter. Selbst an den Wochenenden wird gearbeitet.

An Aufträgen hat es nie gemangelt

Die Insolvenz ist insofern etwas untypisch, da es dem Backnanger Unternehmen nie an Aufträgen gemangelt hat. Dass die Firma trotz voller Auftragsbücher massive Verluste machte, lag offenbar daran, dass die Preise, die SMA von seinen Kunden verlangte, nicht kostendeckend waren. Insider sprechen von Misswirtschaft durch die frühere Geschäftsführung, Insolvenzverwalter Leichtle drückt es etwas diplomatischer aus: „Es wurden in der Vergangenheit Fehler gemacht.“ Die Versuche, die bestehenden Lieferverträge nachträglich anzupassen, waren im Herbst gescheitert.

Die gute Nachricht ist aber, dass die großen Automobilhersteller dem Backnanger Unternehmen weiterhin treu bleiben wollen und auch bereit sind, dem insolventen Betrieb das nötige Kapital für Investitionen zur Verfügung zu stellen. „Es gibt viele neue Aufträge, aber dafür braucht das Unternehmen auch neue Maschinen und Werkzeuge“, erklärt Leichtle. Grundsätzlich ist der Insolvenzverwalter aber der Meinung, dass SMA Metalltechnik zukunftsfähig aufgestellt ist. Der hohe Automatisierungsgrad ermögliche auch eine Fertigung in Deutschland. „Ich bin guter Dinge, dass es diese Firma noch lange geben wird.“

Ein weiterer Personalabbau ist nach Leichtles Angaben momentan kein Thema. Neben 300 eigenen Mitarbeitern beschäftigt SMA in Backnang auch noch mehr als 100 Leiharbeiter. Wie gesagt: Genug Arbeit ist da. Deshalb unterstützt auch der Betriebsrat die Sanierungspläne. „Alle halten zusammen und hängen sich voll rein. Ich bin sehr optimistisch“, sagt der Vorsitzende Harald Schmetzer. Die frühere Geschäftsleitung hatte sich oft damit gerühmt, dass SMA auch ungelernten Arbeitskräften eine Chance gebe. Trotzdem hatte die Firma in der Vergangenheit keinen allzu guten Ruf in Backnang. Das zeigen auch zahlreiche negative Bewertungen von ehemaligen Mitarbeitern auf der Internetplattform Kununu. Von schlechtem Betriebsklima und mangelnder Wertschätzung für die Beschäftigten ist dort die Rede. Kritisiert wird auch die schlechte Bezahlung.

Das kann Sandra Kocken von der IG Metall in Waiblingen bestätigen: „Die Firma ist nicht Mitglied im Arbeitgeberverband und bezahlt keine Tariflöhne.“ Teilweise hätten die Leiharbeiter im Unternehmen mehr verdient als die Stammbelegschaft. Sie selbst habe aber nicht viel Kontakt zu dem Unternehmen, sagt die Gewerkschaftssekretärin, denn nur wenige SMA-Beschäftigte seien Mitglieder der IG Metall.

Betriebsratschef Schmetzer berichtet allerdings, dass sich die Arbeitsbedingungen seit einem Wechsel in der Geschäftsführung schon deutlich verbessert hätten. Er hofft nun, dass dieser Kurs auch unter einem neuen Eigentümer fortgesetzt wird.

SMA-Leitungen in vielen Fahrzeugen

Produkte Die Firma SMA Metalltechnik wurde 1990 in Backnang gegründet, seit 2003 hat das Unternehmen seinen Hauptsitz im Gewerbegebiet Lerchenäcker. Das Unternehmen produziert hochdichte Leitungssysteme aus Metall für flüssige und gasförmige Stoffe. Diese kommen etwa in Klimaanlagen und Bremssystemen von Autos und Nutzfahrzeugen zum Einsatz.

Standorte Die Firma SMA Metalltechnik beschäftigt derzeit nach Angaben des Insolvenzverwalters weltweit rund 1300 Mitarbeiter. Am Standort Backnang sind aktuell noch 320 Personen beschäftigt, knapp 30 arbeiten in Halle an der Saale. Hinzu kommen insgesamt weitere 900 Beschäftigte in den drei ausländischen Werken in Südafrika, Rumänien und China.

Kunden In den Anfangsjahren produzierte SMA vor allem für Daimler, mittlerweile gehören aber auch BMW und der VW-Konzern zu den Kunden des Unternehmens. Daneben beliefert SMA auch Hersteller von anderen Fahrzeugen wie zum Beispiel Baumaschinen. Da die Produkte unabhängig vom Verbrennungsmotor sind, kommen sie auch in Elektrofahrzeugen zum Einsatz.