Investor will Hotel beim Wonnemar bauen

Um künftig auch Kurzurlauber nach Backnang zu locken, würde der neue Betreiber gerne neben dem Bad ein Wellnesshotel bauen. Die Stadtverwaltung zeigt sich offen für die Idee, allerdings ist noch unklar, ob sie sich auch umsetzen lässt.

Investor will Hotel beim Wonnemar bauen

Ein Hotel mit direktem Zugang zum Bad wäre aus Sicht des Betreibers eine sinnvolle Ergänzung. Es könnte zum Beispiel im Bereich des heutigen Parkplatzes entstehen. Foto: A. Becher

Von Kornelius Fritz

Backnang. Die Insolvenz der Interspa-Gruppe hatte im Herbst 2020 auch in Backnang Wellen geschlagen. Denn das Stuttgarter Unternehmen hatte das hiesige Familien- und Erlebnisbad seit der Eröffnung Ende 2012 von der Stadt Backnang gepachtet. Nach Monaten der Ungewissheit fand sich vor einem Jahr schließlich ein damals noch ungenannter Investor, der das insolvente Unternehmen und fünf seiner auf ganz Deutschland verteilten Wonnemar-Bäder übernahm, darunter auch das in Backnang. Verbunden mit der Übernahme war das Versprechen, alle rund 70 Mitarbeiter der Murrbäder weiterzubeschäftigen.

Inzwischen ist bekannt, wer der Wonnemar-Retter ist, nämlich die Asset-Investment Management GmbH (AIM) aus Passau. Allzu viel ist über den Investor aus Bayern allerdings nicht zu erfahren. Das Unternehmen besitzt keine Homepage und Zahlen, etwa zu Umsatz oder Mitarbeitern, veröffentliche man grundsätzlich nicht, teilt ein Sprecher mit. Auch eine Interviewanfrage an den Geschäftsführer Robert Maier wird „aus Termingründen“ abgelehnt.

Das Unternehmen äußert sich nur schriftlich: „AIM beteiligt sich oder kauft Unternehmen im Ganzen, um sie langfristig zu entwickeln und erfolgreich am Markt zu platzieren“, heißt es in einer Stellungnahme. Schon in der Vergangenheit habe man „im Bereich der Freizeit- und touristischen Infrastruktur“ investiert, unter anderem in Hotels und Badeseen. Der Kauf der insolventen Interspa sei nicht nur wegen der Bäderanlagen, sondern auch wegen deren Betreiber-Know-how interessant gewesen.

Das erste Jahr nach der Übernahme war natürlich vor allem von Corona und den nach wie vor geltenden Beschränkungen geprägt, trotzdem macht sich der neue Inhaber auch schon Gedanken über eine langfristige Strategie.

Geht es nach dem Investor, soll es künftig an allen Standorten direkt neben dem Bad auch ein Hotel geben, so wie es beim Wonnemar in Wismar an der Ostsee schon heute der Fall ist. Dies sei „der logische Schritt in der Erweiterung des Wonnemar-Konzepts“, teilt die AIM-Gruppe mit und verweist auf die hohe Nachfrage nach Kurzurlaub in der näheren Umgebung, die in der Coronazeit sogar noch zugenommen habe. Geplant seien 3- bis 4-Sterne-Häuser mit mindestens 90 Betten und einem direkten Zugang zum Bad, sodass Wellnessurlauber im Bademantel vom Hotelzimmer zum Schwimmen oder Saunieren gehen können.

Als neue Attraktion für Jugendliche

ist eine Speedrutsche geplant

Nun ist das Murrtal im Gegensatz zu anderen Wonnemar-Standorten wie Sonthofen im Allgäu keine klassische Urlaubsregion, doch Markus Dechand, Centermanager des Backnanger Bads, ist überzeugt, dass so ein Konzept auch hier funktionieren würde: „Wer einen Kurzurlaub übers Wochenende machen will, möchte nicht fünf oder sechs Stunden fahren, und rund um Backnang gibt es ja auch viele Freizeitmöglichkeiten.“

Im Backnanger Rathaus ist man für die Idee aufgeschlossen: „Das ist ein interessanter Gedanke, allerdings kennen wir noch keinerlei Details“, sagt Erster Bürgermeister Siegfried Janocha. Nach einem ersten Treffen habe man den Investor deshalb gebeten, seine Pläne zu konkretisieren. Um den Bau eines Hotels neben dem Bad zu ermöglichen, müsste der Gemeinderat den Bebauungsplan ändern. Dafür wären allerdings einige Hürden aus dem Weg zu räumen. Schon der Bau des Bads war aus Naturschutzgründen nicht unumstritten. Auch der Hochwasserschutz ist bei Bauprojekten in Flussnähe immer ein Thema. Am ehesten könnte sich Janocha ein Hotel noch im Bereich des heutigen Parkplatzes vorstellen. Die Stellplätze könnten dann in eine Tiefgarage unter die Erde verlegt werden. „Ob das umsetzbar ist, ist aber völlig offen“, betont der Erste Bürgermeister. Dafür seien die Pläne des Investors noch zu vage.

Wesentlich konkreter sind hingegen die Überlegungen, eine zweite Wasserrutsche zu bauen. Die Erfahrung hat nämlich gezeigt, dass dem Wonnemar eine Attraktion für Jugendliche fehlt. Für die Altersklasse der 12- bis 17-Jährigen ist die bestehende Rutsche zu langweilig. Eine „Speedrutsche“ könnte bei dieser Zielgruppe für Nervenkitzel sorgen. „Das wäre natürlich eine spannende Erweiterung“, sagt Betriebsleiter Dechand. Bauen und bezahlen müsste die Rutsche allerdings die Stadt, die als Inhaberin für alle Investitionen im Bad zuständig ist. Die Kosten schätzt Siegfried Janocha auf 600000 bis 900000 Euro. Ein Experte prüfe gerade, wie das technisch umzusetzen ist.

Vorerst vom Tisch ist hingegen eine Erweiterung des Saunabereichs. 2018 gab es dafür schon recht konkrete Pläne, unter anderem waren eine neue Panoramasauna und ein weiterer Ruheraum geplant. Ein Jahr später wurde das Zwei-MillionenEuro-Projekt allerdings aus Kostengründen auf Eis gelegt. Janocha sieht dafür in näherer Zukunft auch wenig Chancen: „Eine so hohe Investition ist momentan nicht drin.“

Kommentar
Die Konkurrenz schläft nicht

Von Kornelius Fritz

Als das Wonnemar im Dezember 2012 eröffnet wurde, war es das schönste Bad weit und breit. Anstelle eines schmucklosen Hallenbads aus den 60er-Jahren hatte Backnang nun ein modernes Familien- und Erlebnisbad mit großem Sauna- und Wellnessbereich. Das lockte auch viele Besucher aus dem Umland ins Wonnemar.

Allerdings wäre es naiv, zu glauben, dass die nun für alle Zeiten zum Schwimmen und Saunieren nach Backnang kommen werden. Denn die Bäderkonkurrenz in der Region Stuttgart ist groß. Im September 2013 ging in Fellbach das neu gebaute F3 in Betrieb, 2020 wurde in Stuttgart das für 34 Millionen Euro sanierte Mineralbad Berg neu eröffnet und in Winnenden beginnen in Kürze die Bauarbeiten für die Sanierung und Erweiterung des Wunnebads.

Will Backnang dagegen bestehen, reicht es nicht, das Bad instand zu halten. Das Wonnemar braucht neue Attraktionen und Angebote, um konkurrenzfähig zu bleiben. Ein Hotel für Kurzurlaube könnte hier ein zusätzlicher Trumpf sein. Denn so etwas hat bisher kein anderes Bad in der Region.

k.fritz@bkz.de