Ist das Kunst oder kann der weg?

Der Gitarrist einer Heavy-Metal-Band steht im Zentrum eines bizarren Kriminalfalls

Von Michael Setzer

Tampa Normalerweise „singt“ die US-Band Cannibal Corpse ruppige Lieder über Zombies und Gräueltaten: unverständlicher Grunzgesang, überzeichnete Horrortexte und brachialgewaltige Musik – nichts für schwache Nerven. Nun steht ihr Gitarrist Patrick O’Brien im Mittelpunkt eines bizarren Kriminalfalls in Tampa, Florida. Als wolle er sich der überzogenen Kunst zumindest annähern.

Was sich am Montagabend in Hillsborough County ereignete, klingt nach dem Stoff für eine absurde RTL-2-Krimidoku: Gegen 19 Uhr verschaffte sich Patrick O’Brien laut Polizeibericht unbefugt Zutritt zu einem Haus und ließ sich trotz vehementer Bitten der beiden Bewohner nicht überreden, dieses wieder zu verlassen. Er rang gar eine Bewohnerin nieder und flüchtete in deren Garten. Als der 53-Jährige dort von der Polizei gestellt werden sollte, ging O’Brien mit einem Messer bewaffnet auf einen der Beamten los. Er wurde mit einem Elektroschocker niedergestreckt und in Gewahrsam genommen.

Was die Beamten zu diesem Zeitpunkt nicht wussten: Nur unweit des Vorfalls war die Feuerwehr bereits damit beschäftigt, das Eigenheim vom O’Brien zu löschen, das lichterloh in Flammen stand. Die Löscharbeiten gestalteten sich ungeahnt widrig, da sich in den Flammen immer wieder Explosionen von gelagerter Munition loslösten. „Peng, peng, peng. Wie bei einem Feuerwerk“, berichtete eine Nachbarin dem Fernsehsender WFLA. O’Brien soll dort auch Flammenwerfer lagern, mit denen er laut Nachbarn ab und an im Freien hantiere. Dem Gitarristen werden nun Einbruch mit Angriff und schwerer Angriff mit einer tödlichen Waffe gegen einen Beamten vorgeworfen. Die Kaution wurde auf 50 000 US-Dollar festgesetzt, O’Brien muss sich vorab noch einem Drogentest unterziehen. Die Band und deren Plattenfirma Metal Blade wollten sich nicht zu den Vorfällen äußern.

Berühmt wurde die als durchaus herzlich bekannte Band 1993 durch einen Gastauftritt im Klamaukfilm „Ace Ventura“ mit Jim Carrey. Für einen Karriereschub sorgte 1995 auch US-Senator Bob Dole, der die Band öffentlich wegen ihrer mutmaßlich gewaltverherrlichenden Kunst rügte und Cannibal Corpse damit eine neue Hörerschaft erschloss.