Jackentausch für das neue Amt

Maximilian Friedrich hat gestern sein Amt als Backnangs Oberbürgermeister angetreten. Nach einer „Übergabe“ durch die Feuerwehr stand für den Rathauschef an seinem ersten Tag vor allem Ankommen und Kennenlernen auf dem Programm.

Jackentausch für das neue Amt

Beim Amtsantritt hat Maximilian Friedrich die Berglener Einsatzjacke gegen eine der Backnanger Feuerwehr eingetauscht. Der stellvertretende Kommandant Michael Schladt hieß den neuen Rathauschef willkommen. Fotos: A. Becher

Von Lorena Greppo

BACKNANG. Verwundert schauen einige Passanten drein ob der zwei großen Feuerwehrfahrzeuge vor dem Backnanger Rathaus. Dann die Entwarnung: Nein, das schöne Fachwerkgebäude brennt nicht. Die Fahrzeuge sind an diesem Tag in entschieden erfreulicherem Auftrag unterwegs: Sie bringen den neuen Oberbürgermeister Maximilian Friedrich wohlbehalten an seine neue Wirkungsstätte. Die Nordabteilung der Berglener Wehr verabschiedete so ihren ehemaligen Bürgermeister, die Backnanger Kameraden unter dem stellvertretenden Feuerwehrkommandanten Michael Schladt hießen den neuen Rathauschef willkommen. Die Einsatzjacke mit der Aufschrift „Bürgermeister Berglen“ tauscht Friedrich gegen eine mit dem neuen Titel „Oberbürgermeister Backnang“ ein. Wie er eigentlich am Ende des Tages wieder nach Hause komme, wird der neue OB gefragt. Schließlich wohnt er noch in Berglen. „Vermutlich im Dienstwagen. Ansonsten mit Bus und Bahn“, lautet die erstaunlich gelassene Antwort.

Am ersten Tag stehen Ankommen und Kennenlernen auf der Tagesordnung, erklärt Friedrich. „Am Nachmittag machen wir dann schon die ersten Begehungen.“ In der Einarbeitungsphase sei es ein Vorteil, eine gute Ortskenntnis mitzubringen, so Friedrich. „Das erleichtert den Start.“ Bis er alle städtischen Einrichtungen besucht und die Mitarbeiter kennengelernt hat, werden aber wohl einige Wochen vergehen. Der Anfang wird im Rathaus gemacht, am Eingang steht schon das Empfangskomitee in Person von Erstem Bürgermeister Siegfried Janocha, Baudezernent Stefan Setzer und Hauptamtsleiter Timo Mäule bereit. „Ich bin sehr dankbar für so ein gutes Team.“ Mit ihnen sei er schon in den vergangenen Wochen im regelmäßigen Austausch gewesen, erzählt der neue OB gut gelaunt. Seit Januar sei er zudem in allen Gemeinderatssitzungen gewesen, sei teilweise auch schon in die drängenden Themen eingearbeitet. „Mir war es wichtig, ein Gespür für den Gemeinderat zu bekommen. Er ist ein wichtiges Organ und eine gelungene Zusammenarbeit ist maßgeblich für die Stadt Backnang.“

Das Geschenk aus Althütte findet im neuen Büro Platz.

Gemeinsam macht sich die Verwaltungsspitze dann auf in das Büro des Oberbürgermeisters. In jedes Zimmer wird reingeschaut, Grüße werden ausgetauscht, nur auf das Händeschütteln wird angesichts der Infektionslage verzichtet. Im Zimmer des Rathauschefs angekommen, werden erst einmal die Neuerungen in Augenschein genommen. „Das Zimmer wirkt deutlich größer“, merkt Stefan Setzer an. Die ehemals gelben Wände sind kürzlich weiß gestrichen worden, zudem sei der Boden abgeschliffen worden. Nur das Mobiliar ist unverändert. Die Büroausstattung stamme noch aus dem Jahr 1986, weiß Maximilian Friedrich zu erzählen. Martin Dietrich hatte sie bestellt, Hannes Rieckhoff nutzte sie als Erster. Eigentlich habe Frank Nopper die Möbel schon austauschen wollen. Nachdem aber klar wurde, dass er in die Landeshauptstadt wechseln würde, ist dieses Vorhaben auf Eis gelegt worden. Nun also darf Friedrich das Zimmer neu einrichten lassen. Und je nachdem, wie die Büroschränke aussehen, wolle er auch erst Kunst für die noch weißen Wände aussuchen. Immerhin, ein Mitbringsel aus seiner ersten beruflichen Station in Althütte begleitet ihn auch nach Backnang: Die Rechen aus der „Rechenspitzergemeinde“ schmückten bis vor Kurzem das Bürgermeisterbüro in Berglen, nun also werden sie in Backnang aufgehängt.

Dann geht es auch schon weiter mit dem Rundgang. Am Ende des Tages hat Friedrich viele Eindrücke gesammelt, diverse Besprechungen hinter sich gebracht, erste Unterschriften geleistet und sich einen ersten Überblick verschafft. „Der Tag erinnert mich daran, wie es vor neun Jahren war, als ich in Berglen angefangen habe“, erzählt er mit einem Lächeln. Aber auch Unterschiede hat er ausgemacht: „Die Stadtverwaltung ist deutlich dezentraler, alles ist etwas weitläufiger und die Zahl der Mitarbeiter natürlich deutlich größer.“ Gerade zu Beginn ist der neue Oberbürgermeister daher auf eine zeitintensive Phase vorbereitet. „Zum Glück habe ich durch meine Familie einen großen Rückhalt.“ Derzeit seien die Friedrichs auch schon auf Immobiliensuche in Backnang. Neben Frau, Tochter und Haustieren sollen auch die Schwiegereltern mit umziehen.

Klimaschutz soll bald auf der Agenda stehen.

Ebenfalls keine Alleingänge will Friedrich unternehmen, was die anstehenden Themen in Backnang angeht. Er wolle auf den Gemeinderat, die Unternehmen und Vereine zugehen und gemeinsam Projekte anstoßen. Die Schwerpunktthemen habe er ja schon im Wahlkampf platziert. Und er kündigt an: „Der Klimaschutz wird recht zeitnah auf die Agenda kommen.“ Das Themenspektrum sei in seinem Amt besonders groß. „Es ist schön, wie viel man in dieser Position gestalten kann.“ Aber auch auf repräsentative Aufgaben freut sich Friedrich, allen voran auf den Fassanstich beim 50. Backnanger Straßenfest im kommenden Jahr. Des Weiteren sei er bemüht um eine gute interkommunale Zusammenarbeit.

Tipps für das Amt in Backnang hat sich Maximilian Friedrich schon im Wahlkampf eingeholt und zwar beim Experten, seinem Vorgänger Frank Nopper. „Er hat sich viel Zeit für mich genommen, wir haben fast zwei Stunden miteinander gesprochen.“ Welche Ratschläge Nopper für ihn parat hatte, will der neue OB nicht verraten, spricht aber von einem wertschätzenden Gespräch. Und auch die Übergabe der Backnanger Amtsgeschäfte habe schon einmal gut geklappt.

Jackentausch für das neue Amt

Neuer Chef im alten Büro: Das Mobiliar stammt noch aus 1986, Maximilian Friedrich ist der vierte Backnanger Oberbürgermeister, der es nutzt.