Jetzt auch offiziell die erste Frau in Aspach

Amtseinsetzung von Sabine Welte-Hauff als Bürgermeisterin – Viele optimistische Grußworte

Ein spontaner Kanon, eine Neujahrsbrezel und eine Notfallkiste: Die Amtseinsetzung von Aspachs neuer Bürgermeisterin Sabine Welte-Hauff am Montagabend war alles – nur nicht gewöhnlich. Die frisch vereidigte Verwaltungschefin gab auch gleich ihr Arbeitsmotto heraus: „Nur gemeinsam sind wir stark“.

Jetzt auch offiziell die erste Frau in Aspach

Sabine Welte-Hauff ist gemeinsam mit ihrem Mann und ihren Kindern zur Amtseinführung gekommen. Foto: A. Becher

Von Silke Latzel

ASPACH.Sabine Welte-Hauff ist nicht die erste Frau an der Spitze eines Rathauses im Rems-Murr-Kreis, sondern die fünfte. Aber sie ist die erste Frau, die in Aspach das höchste Amt der Gemeinde einnimmt. „100 Jahre nach Einführung des Frauenwahlrechts war es jetzt also auch bei uns Zeit für einen Wechsel“, so der stellvertretende Bürgermeister Richard Wiener, der nicht nur für den Gemeinderat sprach, sondern auch den Festakt eröffnete. „Wir haben in dieser Hinsicht in Aspach etwas Nachholbedarf, auch im Gemeinderat sitzen nur wenige Frauen“, gab er zu. „Die Bürger haben Ihnen nach 27 Jahren als Amtsleiterin in der Gemeinde ihr Vertrauen ausgesprochen und Sie zur Bürgermeisterin gewählt“, so Wiener. „Nun stehen neue Aufgabe an und es ist mehr als nur ein personeller Wechsel. Als Bürgermeisterin brauchen sie Kraft, Kreativität und Entscheidungsfreude.“

„Eine waschechte Aspacherin
zur Bürgermeisterin gewählt“

Peter Hanisch, ebenfalls stellvertretender Bürgermeister, wünschte sich von Welte-Hauff, dass „Ihre Arbeit nicht spektakulär, aber dafür geradlinig und ehrlich“ sein soll. „Schon im Wahlkampf haben Sie Kompetenz und Sachlichkeit gezeigt. Und die brauchen Sie auch, denn Ihnen stehen schwere Aufgaben bevor.“ Unter anderem nannte er die Erweiterung der Conrad-Weiser-Schule, den Neubau des Feuerwehrgerätehauses und den Kunstrasenplatz in Kleinaspach. „Diese Projekte hat Ihr Vorgänger begonnen und Sie müssen sie jetzt zu einem guten Abschluss bringen.“ Dann nahm Hanisch Welte-Hauff den Amtseid ab. Mit erhobener Hand gelobte Sabine Welte-Hauff, dass sie ihr Amt nach bestem Wissen und Können führen, das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland, die Landesverfassung und das Recht achten und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde.

Vom Gemeinderat bekam sie neben einer Grünpflanze für ihr neues Arbeitszimmer auch eine kleine Notfallausrüstung für den Schreibtisch, gespickt mit Dingen, die sie im Bürgermeisterinnen-Alltag sicherlich gebrauchen könne – auch im übertragenen Sinn: eine Pinzette, ein Taschenmesser, Sicherheitsnadeln, ein Kompass und vieles mehr.

Alles andere als eine Pflichtübung sei es für ihn, „als Grußwort-Redner in so kurzen zeitlichen Abschnitten in einer Gemeinde vor den selben Leuten zu sprechen“, sagte Landrat Richard Sigel, der, wie die meisten Anwesenden auch, bereits am vergangenen Donnerstag bei der Verabschiedung von Hans-Jörg Weinbrenner, jetzt Aspachs Bürgermeister a.D., dabei war (wir berichteten). Er gab der neuen Bürgermeisterin unter anderem mit auf den Weg, sich nicht erschrecken zu lassen, „wenn Ihnen mal der oft zitierte Satz begegnet, Ihr Vorgänger habe Ihnen ,große Schuhe‘ hinterlassen. Sie werden mit Sicherheit sehr schnell die eigene Spur finden.“

Reinhold Sczuka, Althüttes Bürgermeister und Vorsitzender des Bürgermeister-Sprengels Backnang, lobte den fairen und demokarischen Wahlkampf, an dessen Ende Welte-Hauff das Rennen gemacht hat. „Die Bürger von Aspach wollten keine Quereinsteigerin, sondern eine erfahrene Frau an der Spitze ihrer Gemeinde.“ Welte-Hauff könne sich freuen, denn sie sei jetzt „Bürgermeisterin in der zweitschönsten Gemeinde des Rems-Murr-Kreises“, so Sczuka. Er selbst freue sich auf viele gemeinsame Begegnungen und darauf, „dass ich jetzt in meinen Briefen im Sprengel auch ,Liebe Kolleginnen‘ schreiben darf und nicht nur ,Liebe Irimi“ – eine Anspielung darauf, dass bislang Irmtraud Wiedersatz in Burgstetten die einzige Frau im Bürgermeister-Sprengel Backnang ist.

Für mehr als 60 Vereine in Aspach ergriff Heinz Fischer, Vorstand der Spvgg Kleinaspach/Allmersbach am Weinberg, das Wort: „Mit Sabine Welte-Hauff haben wir eine waschechte Aspacherin zur Bürgermeisterin gewählt und auf Schwäbisch sagt man da ‚Mir graduliera saumäßig‘.“ Er wünsche sich, dass man in Zukunft „miteinander und nicht übereinander rede“, das habe Welte-Hauff vor einiger Zeit auch schon so versprochen. Für eine echte Überraschung sorgte Pfarrer Martin Kaschler, der für die Kirchen in Aspach sprach. Er teilte die Anwesenden in vier Gruppen ein und brachte sie dazu, im Kanon „Viel Glück und viel Segen“ für die neue Bürgermeisterin zu singen – auch wenn dies eigentlich ein Geburtstagslied ist. „Ich bin sehr gespannt und optimistisch, was unseren Kontakt betrifft, wahrscheinlich werden wir uns das erste Mal dienstlich bei einem Jubilar begegnen.“ Das Amt der Bürgermeisterin sei „ein schönes, aber anspruchsvolles und schwieriges Amt. Sie werden ein Leben zwischen den Stühlen führen. Dafür braucht man eine starke Persönlichkeit.“

„Ohne Hilfe kann niemand eine so große Aufgabe bewältigen“

Heidi Ahlers, Rektorin der Conrad-Weiser-Schule, die stellvertretend für alle Aspacher Schulen sprach, verglich die Amtseinsetzung mit der Einschulung in die 1. Klasse. „Mit einem Unterschied: Sie haben sich dazu freiwillig entschieden und wissen, was da auf Sie zukommt.“ Sie hoffe, gemeinsam mit Welte-Hauff die Zukunft der Schüler in Aspach gestalten zu können. „Auch wenn es eine finanzielle Herausforderung wird. Aber wie schon John F. Kennedy sagte: ,Es gibt nur eines, was auf Dauer teurer ist als Bildung: keine Bildung‘.“

Der letzte Redner war Andreas Möhle, Vorsitzender des Bundes der Selbständigen: „Eine starke Gemeinde braucht eine starke Bürgermeisterin.“ Und da das Gewerbe in Aspach auch weit über den Ort hinaus eine Strahlkraft habe, hoffe er, dass die Gewerbetreibenden auch in Zukunft mit der Unterstützung der Gemeinde rechnen können.

Bevor die eigentliche Hauptperson des Abends das Wort ergreifen konnte, kam es noch zu einem beziehungsweise zwei kleinen Zwischenfällen, die nicht im Programm standen: Lieselotte Morcher, ehemalige Aspacher Gemeinderätin, und nach ihr Wolfgang Schopf, SPD-Gemeinderat und Mitbewerber um das Bürgermeisteramt, preschten nach vorne und überreichten Gebackenes: Morcher eine Neujahrsbrezel, Schopf einen Laib Brot.

Dann ergriff Welte-Hauff das Wort: „24 Jahre konnte ich mit Hans-Jörg Weinbrenner arbeiten und unter seinem kooperativen Führungsstil zu dem reifen, was ich heute bin. Er hat große Fußstapfen hinterlassen, aber ich werde mit eigenen Schuhen, eigenem Tempo und eigener Schrittlänge meine eigenen Spuren hinterlassen.“ Mit ganzer Kraft wolle sie sich für die Bürger der Gemeinde einsetzen und zusammenführen, nicht trennen, unterschiedliche Meinungen akzeptieren und den offenen und bereits versprochenen Dialog suchen. „Eine Bürgermeisterin ist keine Einzelkämpferin. Ich möchte, dass wir miteinander und nicht gegeneinander arbeiten. Ohne Hilfe kann niemand eine so große Aufgabe bewältigen.“ Bereits direkt nach ihrer Wahl aber haben ihr die Aspacher Bürger das Gefühl gegeben: „Ich stehe nicht allein da.“ Unvoreingenommen, sachlich und transparent wolle sie ihre Arbeit gestalten – in der Verwaltung und gemeinsam mit dem Gemeinderat. „Ich blicke optimistisch in die Zukunft – getreu dem Motto ,Nur gemeinsam sind wir stark‘.“