Deutschlands Wirtschaft wächst so stark wie seit über einem Jahr nicht mehr und trotzdem streichen Unternehmen weiter Stellen. Warum der Aufschwung auf wackeligen Beinen steht.
Die deutsche Wirtschaft wächst im September so stark wie seit 16 Monaten. Der PMI steigt deutlich, doch Unternehmen bauen weiter Stellen ab. Gründe sind fehlende Aufträge und steigende Kosten.
Von Matthias Kemter
Die deutsche Wirtschaft legte im September 2025 deutlich zu. Der Einkaufsmanagerindex (PMI) der Hamburg Commercial Bank stieg auf 52,4 Punkte und markierte damit ein 16-Monatshoch. Vor allem der Dienstleistungssektor zog die Konjunktur nach oben: Mit 52,5 Punkten erreichte er den besten Wert seit acht Monaten. Auch die Industrieproduktion wuchs weiter, wenn auch langsamer als im August.
Beschäftigung schrumpft trotz Wachstum
Parallel dazu setzt sich ein negativer Trend fort: Die Beschäftigung ging den 16. Monat in Folge zurück und diesmal so stark wie seit Jahresbeginn nicht mehr. Besonders die Industrie strich Stellen, aber auch im Dienstleistungssektor nahm der Personalabbau zu. Damit entsteht ein paradoxes Bild: Mehr Wirtschaftskraft bei gleichzeitig sinkender Zahl an Arbeitsplätzen.
Fehlende Aufträge als Kernproblem
Die Ursache liegt in den Auftragseingängen. Während bestehende Bestellungen abgearbeitet werden, bleiben neue Aufträge aus, sowohl aus dem Inland als auch aus dem Ausland. In der Industrie war der Rückgang im September besonders stark. Seit über zwei Jahren schwinden die Auftragsbestände kontinuierlich, wodurch das aktuelle Wachstum auf wackeligen Beinen steht.
Steigende Kosten belasten Unternehmen
Zusätzlich treiben höhere Löhne, Gehälter und Energiekosten die Preise im Dienstleistungssektor nach oben. Die Inputkosten stiegen so stark wie seit dem Frühjahr nicht mehr. Zwar konnten viele Unternehmen diese Belastungen teilweise an ihre Kunden weitergeben, doch die Margen geraten unter Druck. Das wirkt sich auch auf die Bereitschaft aus, neues Personal einzustellen.
Gedämpfter Optimismus für die kommenden Monate
Trotz des aktuellen Wachstums bleibt die Stimmung verhalten. Der Geschäftsausblick der Unternehmen fiel im September erstmals wieder unter den langjährigen Durchschnitt. HCOB-Chefökonom Cyrus de la Rubia warnt: „Falls sich der Rückgang der Nachfrage aus dem In- und Ausland verfestigen sollte, dürften die Hersteller schon bald auch bei der Produktion auf die Bremse treten.“