Joe Biden gewinnt Vorwahl der US-Demokraten mit Kantersieg

dpa Washington. Ex-Vizepräsident Biden war bei den Vorwahlen der Demokraten fast schon abgeschrieben, nun feiert er ein fulminantes Comeback in South Carolina. Das Feld der Bewerber dünnt sich aus. Nun richten sich alle Augen auf den „Super Tuesday“.

Joe Biden gewinnt Vorwahl der US-Demokraten mit Kantersieg

Joe Biden hat die wichtige Vorwahl im US-Bundesstaat South Carolina gewonnen. Foto: Matt Rourke/AP/dpa

Nach drei Niederlagen im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der US-Demokraten hat Ex-Vizepräsident Joe Biden erstmals eine Vorwahl gewonnen - und das mit einem Kantersieg. Biden erklärte sich am Samstagabend (Ortszeit) zum Sieger der wichtigen Vorwahl in South Carolina.

„Wir haben gerade gewonnen, und wir haben wegen Euch deutlich gewonnen“, sagte der 77-Jährige vor jubelnden Anhängern in South Carolinas Hauptstadt Columbia. Biden gehört zum moderaten Flügel der Demokraten.

Nach Auszählung von mehr als 99 Prozent der Wahlbezirke in South Carolina gewann Biden vorläufigen Angaben der Wahlkommission zufolge 48,5 Prozent der Stimmen. Der linke Senator Bernie Sanders lag bei 19,9 Prozent. In landesweiten Umfragen führt Sanders (78) das Feld der Bewerber um die Kandidatur der Demokraten weiterhin an. Sanders - der sich als demokratischen Sozialisten bezeichnet - hat bislang zwei Vorwahlen gewonnen. South Carolina war die vierte Vorwahl.

Die Vorwahl in South Carolina war die letzte vor dem „Super Tuesday“ am kommenden Dienstag. Dann wird in mehr als einem Dutzend Bundesstaaten gewählt. Dabei werden mehr als ein Drittel aller Delegierten vergeben, die im Sommer den Kandidaten der Demokraten bestimmen. Dieser Kandidat wird am 3. November gegen den republikanischen Amtsinhaber Donald Trump in die Wahl ziehen.

Trump selbst hat keine ernstzunehmende parteiinterne Konkurrenz. Die Republikaner haben daher ihre Vorwahlen in South Carolina und in mehreren anderen Bundesstaaten abgesagt. Bei den Demokraten hat Sanders bislang die meisten Delegierten. Durch seinen Kantersieg in South Carolina liegt Biden nun auf dem zweiten Platz.

In South Carolina konnten deutlich mehr schwarze Wähler abstimmen als bei den bisherigen Vorwahlen in den Bundesstaaten Iowa, New Hampshire und Nevada. Biden baute darauf, bei dieser Wählergruppe punkten zu können. Diese Hoffnung erfüllte sich. Biden war Vizepräsident unter Trumps Vorgänger Barack Obama, dem ersten schwarzen Präsidenten in den Vereinigten Staaten. Im Fall einer Niederlage Bidens in South Carolina war über ein Ende seines Wahlkampfs spekuliert worden.

Biden war als Hoffnungsträger moderater Demokraten ins Rennen gegangen. Er hatte die landesweiten Umfragen der Bewerber um die Kandidatur lange angeführt, bevor er an der Spitzenposition von Sanders abgelöst wurde. Bei den bisherigen Vorwahlen war Biden weit unter den Erwartungen geblieben. In Iowa war er nur auf den vierten Platz gekommen, in New Hampshire sogar nur auf Rang fünf. In Nevada lag Biden zwar auf dem zweiten Platz, aber um Längen hinter Sanders.

Biden bedankte sich bei den Wählern in South Carolina. „Vor wenigen Tagen haben die Presse und Experten diese Kandidatur für tot erklärt“, sagte er vor jubelnden Anhängern. „Wir sind sehr lebendig.“ In einem Interview des Senders CNN sagte Biden am Sonntag, sein Wahlkampfteam habe alleine am Abend der Vorwahl von South Carolina Online-Spenden in Höhe von 5 Millionen Dollar eingesammelt. Im gesamten Monat Februar seien es 18 Millionen Dollar gewesen.

Biden sagte mit Blick auf seinen Konkurrenten Sanders: „Die Menschen wollen Ergebnisse. Sie wollen keine Revolution, sie wollen Ergebnisse. Sie wollen eine Rückkehr des Anstands. Sie wollen, dass Dinge erledigt werden. Und ich habe in diesen beiden Punkten eine weitaus bessere Bilanz aufzuweisen als Bernie.“

Neben Biden und Sanders sind nach der Vorwahl in South Carolina noch fünf weitere Bewerber im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten: Der frühere New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg (78), der Ex-Bürgermeister von South Bend (Indiana), Pete Buttigieg (38), die Senatorin Amy Klobuchar (59), die Senatorin Elizabeth Warren (70) und die Kongressabgeordnete Tulsi Gabbard (38).

Der Milliardär und frühere Hedgefonds-Manager Tom Steyer (62) zog seine Bewerbung nach einem erneuten enttäuschenden Ergebnis in South Carolina zurück. Steyer sagte am Samstagabend: „Ich sehe keinen Weg, wie ich die Präsidentschaft gewinnen kann.“ Steyer hat in den vier Vorwahlen keinen einzigen Delegierten gewonnen. In South Carolina kam er mit gut elf Prozent auf den dritten Platz. Die anderen Kandidaten blieben dort im einstelligen Bereich.

Bloomberg trat in South Carolina - wie bei den anderen bisherigen Vorwahlen - nicht an. Der Multimilliardär ist erst spät ins Rennen eingestiegen und steht erstmals am „Super Tuesday“ auf den Wahlzetteln. Präsident Trump schrieb am Samstagabend auf Twitter, der Sieg des „schläfrigen“ Joe Biden in South Carolina sollte das Ende des „Witzes eines Wahlkampfs“ von „Mini Mike Bloomberg“ sein.

Buttigieg hatte sich bei der ersten Vorwahl in Iowa Anfang Februar ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Sanders geliefert, war am Ende aber auf etwas mehr Delegierte gekommen. Bei der Vorwahl in New Hampshire konnte sich Sanders knapp gegen Buttigieg durchsetzen. In Nevada kam Buttigieg auf den dritten Platz.

Die Vorwahlen ziehen sich bis Juni hin. Auf Nominierungsparteitagen küren Demokraten und Republikaner danach endgültig ihre Präsidentschaftskandidaten - die Demokraten im Juli in Milwaukee (Wisconsin), die Republikaner im August in Charlotte (North Carolina).