Jugendlicher ersticht Mutter und Oma

17-Jähriger aus Böblingen ruft selbst die Polizei – Schweren Delikten im Familienkreis gehen oft psychische Erkrankungen voraus

Von Kathrin Haasisund Wolf-Dieter Obst

Böblingen Die Polizei hat am Dienstag in Böblingen einen 17-Jährigen unter dem dringenden Tatverdacht festgenommen, seine 38-jährige Mutter und seine 61-jährige Großmutter mit mehreren Messerstichen getötet zu haben. Die Bluttat spielte sich in der Nacht in einem Mehrfamilienhaus ab.

Nach ersten Angaben hatte der Jugendliche selbst die Polizei angerufen und am Telefon gestanden, seine Mutter und seine Großmutter umgebracht zu haben. Für die Frauen kam jede Hilfe zu spät. Die Ermittler stellten ein Küchenmesser als mutmaßliche Tatwaffe sicher. Der Jugendliche ließ sich widerstandslos festnehmen. An diesem Mittwoch soll er dem Haftrichter vorgeführt werden. Die Staatsanwaltschaft hat die ­Obduktion der Leichen angeordnet.

Das Motiv der Bluttat ist noch unklar, über Spekulationen zu einem möglichen Drogenkonsum oder einer psychischen ­Erkrankung als Hintergrund machte die ­Polizei keine Angaben.

Bei ähnlichen Fällen in der Vergangenheit in Stuttgart und der Region spielte allerdings zumeist eine psychiatrische Vorerkrankung oder übermäßiger Drogen- oder Alkoholkonsum eine Rolle. Vor wenigen Wochen wurde etwa ein 27-Jähriger wegen Totschlags zu einer Unterbringung in der Psychiatrie verurteilt, nachdem er im Mai im Wahn seinen 60-jährigen Vater in einem ­Reihenhaus in Stuttgart-Riedenberg getötet und enthauptet hatte. Immer wieder kommt es zu polizeilichen Einsätzen wegen Familiendramen, bei denen Eltern ins Fadenkreuz geraten und Opfer werden.

Die Schauplätze mit Todesopfern reichen von Esslingen über Nürtingen und Leinfelden-Echterdingen bis nach Filderstadt. Dort endete 2016 ein Familienstreit besonders tragisch: Der mit Messer und Machete bewaffnete 29-jährige Sohn wurde auf der Straße von der Polizei erschossen.