Junge Cineasten in Aktion

Zehn Backnanger Kinder bilden eine der zehn Filmjurys aus ganz Deutschland und haben im Kino Universum eine Bewertung des Films „Die Schule der magischen Tiere“ erarbeitet.

Junge Cineasten in Aktion

Im Kino Universum diskutieren die Jugendlichen über Kamera, Ton, Figuren und Story des Films. Foto: J. Fiedler

Von Carmen Warstat

BACKNANG. Wann ist ein Film ein guter Film? Bei der Filmbewertungsstelle in Wiesbaden (FBW) ist man dafür zuständig, diesbezüglich Ratschläge zu geben. Irgendwann kam die Frage auf, weshalb eigentlich Erwachsene über Kinderfilme urteilten. So entstand die Idee, Jugendfilmjurys zu bilden und diese die Entscheidungshilfen für Kinder entwickeln zu lassen. In Berlin und Chemnitz, Erfurt und Frankfurt am Main, in Neuss und Lüneburg, Marburg und München, in Oberhausen und natürlich in Backnang gibt es inzwischen solche Teams.

Ausgewählt wurden die Jurymitglieder im Zuge eines Bewerbungsverfahrens, bei dem die Kids Gelegenheit hatten, sich selbst und einen Lieblingsfilm vorzustellen, seine Handlung nachzuerzählen und den Gehalt zu beurteilen. Zur Vorbereitung der Jurys organisierte die FBW im nächsten Schritt je einen Workshop, und derart gerüstet fanden sich die jungen Backnanger Cineasten im Universum-Kino ein, um sich etwa drei Wochen vor dem Filmstart einen Streifen anzusehen, den es sodann zu beurteilen galt. Natürlich wussten die Zehn- bis Dreizehnjährigen nicht, welcher Film sie erwartete, und somit war sowohl für Spannung als auch für Objektivität gesorgt, denn es gab keine Möglichkeit, sich gezielt vorzubereiten. Die Backnanger Organisatorinnen und Universum-Inhaberinnen Julia und Annegret Eppler staunten nach der Vorführung von „Die Schule der magischen Tiere“ nicht schlecht, weil mehrere der Kinder die zugrunde liegende Buchreihe von Margit Auer gelesen hatten und sehr klare Aussagen zum Vergleich zwischen Film und Buch machen konnten.

Bei aller Begeisterung für den Film, gab es doch ein paar Details zu kritisieren

Überhaupt erwiesen sich die jungen Filmfans als überaus sachkundig, eloquent und selbstbewusst in ihren Urteilen. Unter anderem zu den Kriterien Kamera, Ton, Figuren und Story wurde (zum Teil in Gruppen) lebhaft diskutiert, wobei die Jurymitglieder sich zuweilen etwa an Fragen des Realismusgehalts beziehungsweise der diesbezüglichen Glaubwürdigkeit festbissen. Bei aller Begeisterung für den Film gab es doch einige Details zu kritisieren, weshalb die Kinder ihre eigene ursprüngliche Einstufung mit 4,5 Sternen zuletzt auf 4 Sterne herunter korrigierten.

Aufregend war dieses erste Projekt auch deshalb, weil ein SWR-Filmteam sich eingefunden hatte und die Arbeit der kleinen Filmexperten begleitete, nachfragte und in Szene setzte. Engagiert diskutierte die Jury mit SWR-Redakteur Werner Trefz, und da einige verrieten, später vielleicht auch „zum Film“ gehen zu wollen, durften sie auch mal die schwere Kamera auf die Schulter nehmen.

Mehr als fünf Stunden arbeiteten die Schüler konzentriert an ihrer Aufgabe, da kamen Bewegungsspiele zur Entspannung gerade recht, für Snackpausen war ebenfalls gesorgt, „Treibstoff“ sagten die Kinder dazu und waren mit großem Eifer bei der Sache. Schließlich konnte Jurymitglied Lili den gemeinsam und weitgehend eigenständig von den Kindern im Team erarbeiteten Text vor Kamera und Mikrofon verlesen, und die anwesenden Erwachsenen zeigten sich beeindruckt. Unter dem Titel „Filmbewertung ‚Die Schule der magischen Tiere‘“, ausgestellt von der Jugendfilmjury Baden-Württemberg am 25. September 2021 und mit einer Gesamtbewertung von vier Sternen fand sich folgender Text:

„Ida zieht mit ihrer Mutter in einen neuen Ort. Gleich am Tag ihrer Ankunft trifft sie den tollpatschigen Benni. Am ersten Schultag lernt sie ihre neuen Klassenkameraden kennen, unter anderem den selbstbewussten Jo. Doch ihre Klasse nimmt sie nicht richtig in die Gemeinschaft auf – nur Benni und die mysteriöse Ms. Cornfield scheinen nett zu sein. Die Lehrerin hat aber eine Überraschung für die Klasse parat. Ida und Benni bekommen ein magisches Tier. Der Fuchs Rabbat und die Schildkröte Henrietta freunden sich schnell mit ihren Besitzern an. Als ein Dieb in der Schule sein Unwesen treibt, müssen die Freunde trotz mancher Streitereien zusammenhalten... Es ist eine spannende und fantasievolle Literaturverfilmung. Obwohl der Film unterhaltsam war, stimmte er nicht ganz mit der Geschichte des Buches überein. Außerdem wirkte die Animation der Tiere teilweise unecht. In der Jury konnten wir uns nicht einigen, wie wir den Gesang im Film einstufen sollten. Trotz allem war es ein schöner Familienfilm über Zusammenhalt und Freundschaft. Wir empfehlen den Film ab sechs Jahren. Er ist auch für die ganze Familie geeignet.“

Der kurze Filmbericht wird an einem Abend im Laufe der Woche in der SWR-Landesschau zu sehen sein. Und Filmstart für „Die Schule der magischen Tiere“ ist der 14. Oktober.