Jungo Brüngger: Klageindustrie auch in Deutschland

dpa Stuttgart. Der Autobauer Daimler sieht angesichts der vielen Tausend Dieselklagen inzwischen auch in Deutschland eine Klageindustrie nach US-Vorbild am Werk. „Der Mandant sucht nicht mehr seinen Anwalt, sondern der Anwalt sucht seinen Mandanten“, sagte die für Integrität und Recht zuständige Vorständin Renata Jungo Brüngger der Deutschen Presse-Agentur. „Das ist durchaus ein attraktives Geschäftsmodell geworden für einige Kanzleien, die da sehr aktiv ihr Business betreiben.“ Natürlich gebe es unzufriedene Kunden, deren gutes Recht es sei, zu klagen - und das nehme man auch sehr ernst. Aber es gebe auch die andere Seite, Kanzleien, die das Ganze befeuerten, indem sie Kunden überhaupt erst dazu bewegten, zu klagen.

Jungo Brüngger: Klageindustrie auch in Deutschland

Renata Jungo Brüngger, Mitglied des Vorstands der Daimler AG. Foto: Marijan Murat/dpa

Nach Daimler-Angaben ist derzeit eine niedrige fünfstellige Zahl von Schadenersatzklagen gegen den Konzern in Deutschland anhängig. „Wir sind ganz klar der Ansicht, dass diese Klagen nicht gerechtfertigt sind. Darum verteidigen wir uns auch“, sagte Jungo Brüngger. „95 Prozent der Fälle gewinnen wir, aber die Angelegenheit ist komplex. Man kann nicht alle Verfahren über einen Kamm scheren.“

Am kommenden Montag hätte eigentlich der Bundesgerichtshof erstmals einen der Fälle in letzter Instanz verhandeln sollen. Der Kläger zog seine Revision aber kurzfristig zurück. Einen ähnlichen Fall, in dem die BGH-Verhandlung dann auch nicht zustande kam, hatte es schon im Oktober gegeben. Daimler betonte erneut, sich nicht mit dem Kläger verglichen zu haben. „Wir hätten eine Klärung durch den BGH in dieser Sache begrüßt“, sagte Jungo Brüngger.