Kabinett billigt Pläne für mehr Landärzte

dpa/lsw Stuttgart. Mit einem reformierten Angebot für Medizinstudenten und mit zusätzlichen Studienplätzen will die Landesregierung für mehr Landärzte sorgen. Einen entsprechenden Gesetzentwurf hat das grün-schwarze Kabinett nach Angaben von Wissenschaftsministerin Theresia Bauer beschlossen. Die Grünen-Ministerin bezeichnete die Pläne am Dienstag als „guten Mix, um zu begeistern und zu motivieren“; Sozialminister Manne Lucha (Grüne) nannte sie einen „Meilenstein“.

Kabinett billigt Pläne für mehr Landärzte

Ein Schild mit der Aufschrift „Arzt“ hängt an einer Straßenlaterne. Foto: Tom Weller/dpa/Symbolbild

Demnach stocken die fünf medizinischen Fakultäten in Tübingen, Ulm, Freiburg, Heidelberg und Mannheim die Zahl der Plätze für Studienanfänger um insgesamt 150 auf. Davon sollen 75 Plätze an Studienanfänger in der Humanmedizin gehen, die Landarzt werden möchten, aber nach dem herkömmlichen Verfahren keinen Studienplatz bekommen haben. Diese Studenten verpflichten sich, nach ihrem Abschluss in einer Region mit Ärztemangel zu arbeiten.

Teil des neuen Angebots ist ein flexibleres Medizinstudium, mit dem das Interesse am Arztberuf auf dem Land gesteigert werden soll. Eingeführt wird das neue Neigungsprofil „Ländliche Hausarztmedizin“, für das sich jeder Student der Humanmedizin im Laufe des Studiums entscheiden kann.

Die Landesärztekammer begrüßte den Schritt, zeigte sich aber auch skeptisch: „Wir haben großen Bedarf an ärztlicher Arbeitskraft - nicht erst in Zukunft, sondern schon heute“, sagte Kammerpräsident Wolfgang Miller. Wer jetzt mit dem Studium beginne, stehe nach Studium und Weiterbildung aber frühestens ab 2030 für die Patientenversorgung zur Verfügung. „Die heutigen Probleme der ärztlichen Versorgung lösen wir damit also nicht“, sagte Miller.

Der gesundheitspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Rainer Hinderer, kritisierte die Quotenregel. Abiturienten könnten nicht einschätzen, wie ihre Lebenssituation nach sechs Jahren Studium und acht Jahren Weiterbildung zum Facharzt konkret sein werde.

Nach Schätzungen der Landesregierung haben rund 665 000 Menschen in Baden-Württemberg keinen Hausarzt an ihrem Wohnort. Die Kassenärztliche Vereinigung geht von derzeit mehr als 600 unbesetzten Stellen für Hausärzte aus.