Kalanag-Zaubermuseum ist im Aufbau

Die große Sammlung von Zauberrequisiten, Kostümen, Bildern und Büchern soll nach den Vorstellungen von Donna Holderried erhalten bleiben und den letzten Lebensabschnitt von Helmut Schreiber dokumentieren.

Kalanag-Zaubermuseum ist im Aufbau

Donna Holderried hat erst vor Kurzem Kalanags Slide-Gitarre von einem Murrhardter erworben. Foto: E. Klaper

Von Elisabeth Klaper

Murrhardt. Beim „Murrhardter Frühling“ nutzten zahlreiche Interessierte die Möglichkeit, sich im Gebäude der ehemaligen Kronen-Reinigung am Anfang der Fornsbacher Straße erstmals einen Eindruck von der Sammlung und Ausstellung über den weltberühmten Zauberkünstler und Illusionisten Helmut Schreiber alias Kalanag zu verschaffen. Ursprünglich war für jenen Tag die Eröffnung geplant, „aber wir sind noch nicht fertig“, bedauert Donna Holderried, Witwe des 2021 verstorbenen Michael Holderried.

„Dessen Vater Sebastian, der selbst Zauberer war und diese Kunst Michael beibrachte, hatte Schreiber gut gekannt, die Sammlung zusammengetragen und viele Objekte aufgekauft“, erklärt sie. Hinzu kommen die Vitrinen und Schautafeln der Kalanag-Ausstellung, die 2013/14 in der Murrhardter Festhalle zu sehen war. „Jetzt haben wir den ersten Baustein gelegt“, wobei Donna Holderried tatkräftige Unterstützung bekam. Etwa von Uwe Matti, Leiter des Amts für Wirtschaft, Kultur und Tourismus der Stadtverwaltung, Christian Schweizer, Leiter des Carl-Schweizer-Museums, sowie durch ehrenamtliche Einsätze von Mitgliedern der Narrenzunft und weiteren freiwilligen Helfern und Spendern.

„Die Sammlung konnte zwischenzeitlich in einem durch die Hans-Quayzin-Stiftung erworbenen Gebäude gelagert und damit gesichert werden. Die Stadt Murrhardt stellt nun die Räumlichkeiten zur Verfügung und hat sich dafür engagiert“, berichtet Christian Schweizer. „Das Museum ist noch mitten im Aufbau, aber jetzt steht schon mal das Grundgerüst“, verdeutlicht Holderried und lässt auch durchblicken, dass sie mit dem Gebäude und den vorhandenen Räumlichkeiten nicht ganz glücklich ist.

Erklärt wird auch, woher Kalanags Künstlername stammt

Doch es war von Anfang an klar, dass es sich nur um ein Provisorium und ersten Schritt handeln kann. „Es geht darum, die Sammlung zu erhalten, sie soll nach und nach schön gestaltet werden. Dafür habe ich viele Ideen und Pläne, die sich aber nicht so schnell umsetzen lassen. Es besteht sehr großes Interesse in der Bevölkerung. Auch ist sehr viel da, aber noch nicht optimal präsentiert, das muss noch verbessert und ergänzt werden“, betont die Erbin und Expertin, die selbst mit ihrem Mann im Traumzeit-Theater in Backnang bei zahlreichen Shows und Houdini-Illusionen auf der Bühne stand.

Besonders am Herzen liegen ihr die Originalrequisiten und Zauberutensilien für die diversen Illusionen, ebenso die bunt schillernden Kostüme, historischen Plakate, Bilder und Fotografien von den sehr aufwendigen Shows. Donna Holderried verrät auch, wie Helmut Schreiber zu seinem Künstlernamen „Kalanag“ kam: „Während des Ersten Weltkriegs hat er vor Soldaten gezaubert, und bei einer dieser Shows hat ihn ein Unteroffizier als ‚Kalanag‘ angekündigt.“ Dieser Name ist abgeleitet vom Elefanten Kala nag (schwarze Schlange) aus dem Dschungelbuch von Rudyard Kipling. „Und der bekannte Zauberspruch ‚Simsalabim‘ kommt aus dem Kinderlied ‚Auf einem Baum ein Kuckuck saß...‘“, erklärt Donna Holderried.

Die Originalfenster aus dem ehemaligen „Café Erdbeer“ kommen in Kürze noch zur Ausstellung hinzu: Sie sind laut Christian Schweizer eine Leihgabe der mit der Familie Erdbeer verwandten Erben Klenk. Vor Kurzem konnte Donna Holderried auch die originale Slide-Gitarre des Künstlers von einem Murrhardter erwerben, „aber deren Geschichte muss ich noch recherchieren. Denn jedes Exponat hat eine Geschichte, und diese zu kennen und zu dokumentieren ist mir sehr wichtig“, unterstreicht sie.

Die Eröffnung der Ausstellung ist

noch in diesem Jahr geplant

„Ziel der Sammlung und Ausstellung ist es, den letzten Lebensabschnitt Helmut Schreibers zu thematisieren und zu dokumentieren“, der seine letzten Lebensjahre in einer Villa am Waldsee verbrachte und dort sowie im „Café Erdbeer“ immer wieder bis kurz vor seinem Tod Kostproben seiner Zauberkünste gab. „Nachdem er seinen 60. Geburtstag am 26. Januar 1963 noch groß feierte, hatte er noch große Pläne für eine Revue in Berlin und eine Tournee durch Deutschland und Europa, musste diese aber aus gesundheitlichen Gründen verschieben“, erzählt Holderried.

Zur Sammlung gehört auch eine „Zauberbibliothek“ mit rund 3000 Büchern, darunter spezielle Zauberkunstliteratur, aber auch die Memoiren von Helmut Schreiber. „Er hat es nicht verheimlicht und es war ihm stets bewusst, dass er während der Zeit der nationalsozialistischen Diktatur auch vor dem ‚Führer‘ Adolf Hitler und dessen engsten Vertrauten gezaubert hat“, stellt die Expertin klar. Sie hat vor, die Bücher insofern der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, dass sie direkt vor Ort eingesehen und gelesen werden können, aber nicht ausleihbar sind.

Wegen der Coronapandemie hat sich die Gestaltung des Kalanag-Museums verzögert. Auch steht noch kein Termin für die offizielle Eröffnung der Ausstellung fest. Diese soll im Lauf dieses Jahres erfolgen, spätestens vor dem Todestag des Illusionisten, der am 24. Dezember 1963 in Gaildorf verstarb. Nun werden noch Interessierte gesucht, die beim Aufbau und der Umsetzung des Projekts mithelfen wollen: Sie können sich beim Murrhardter Amt für Wirtschaft, Kultur und Tourismus melden (Telefon 07192/213-222, E-Mail touristik@murrhardt.de).