OttAwa /DPA - Der kanadische Ministerpräsident Justin Trudeau gerät wegen einer Korruptionsaffäre unter Druck. Die für die Finanzen zuständige Ministerin Jane Philpott trat zurück. „Leider habe ich das Vertrauen in den Umgang der Regierung mit diesem Sachverhalt verloren“, begründete sie ihren Schritt am Montag. Damit hat Trudeau binnen weniger Wochen sein zweites Kabinettsmitglied verloren: Im Februar hatte Justizministerin Jody Wilson-Raybould das Kabinett verlassen. Hinter den Rücktritten steckt der Skandal um das kanadische Bauunternehmen SNC Lavalin. Die Firma wird beschuldigt, libysche Regierungsmitarbeiter bei der Auftragsvergabe bestochen zu haben. Ex-Ministerin Wilson-Raybould wirft der Regierung vor, die Ermittlungen gegen SNC Lavalin unterdrückt zu haben. Sie war im Januar unerwartet zur Ministerin für Veteranen degradiert worden. Vor einem Parlamentsausschuss sagte sie, ihre Zurückstufung habe aus ihrer Sicht damit zu tun, dass sie nicht dabei habe helfen wollen, einen Prozess gegen SNC Lavalin abzuwenden.
Die kanadische Regierung fürchtet Wilson-Raybould zufolge, dass SNC Lavalin mit seinen 9000 Mitarbeitern bei einem Schuldspruch Stellen streichen oder seinen Sitz aus der Provinz Quebec an einen anderen Standort verlegen könnte, da sie dann für zehn Jahre nicht mehr bei staatlichen Aufträgen in Kanada mitbieten dürfte. Trudeau bestreitet die Vorwürfe.