Katholiken können nur Briefwahl nutzen

Kirchengemeinderatswahlen der katholischen Kirchengemeinden stehen wegen der Coronakrise unter besonderen Vorzeichen

In den katholischen Kirchengemeinden werden am Sonntag die neuen Kirchengemeinderäte gewählt. Aufgrund der Coronapandemie jedoch unter ganz besonderen Umständen. So gibt es ausschließlich die Möglichkeit, sein Votum über Briefwahl abzugeben. Wie nicht anders zu erwarten, war es auch für die kommende Legislaturperiode nicht in jeder Gemeinde immer ganz einfach, genügend Kandidaten zu finden.

Katholiken können nur Briefwahl nutzen

Von Matthias Nothstein

BACKNANG. Es gibt zwei Kategorien von Gemeinden: Die einen haben schon von Anfang an die Unterlagen für die Briefwahl an alle Wahlberechtigten verschickt. Die anderen können nur dann Briefwahl machen, wenn sie es beantragen. Nun hat die Bistumsleitung entschieden, dass aufgrund der Coronakrise ausschließlich Briefwahl möglich ist. Für die Wahlberechtigten jener Gemeinden, die bereits die Briefwahlunterlagen zur Hand haben, gilt es nun, diese zu nutzen. Die Wahlbriefe, die bis Sonntag, 16 Uhr in den Gemeinden eingehen, werden gewertet.

Für die zweite Kategorie von Gemeinden ist das Wahlende nach hinten verschoben worden. Weil sie erst die Briefwahl beantragen müssen, haben die Verantwortlichen ihnen mehr Zeit eingeräumt. Das heißt: Die Briefe mit dem Votum müssen bis 5. April eingegangen sein. Folglich wird das offizielle Gesamtwahlergebnis auch erst frühestens am Montag, 6. April, verkündet.

Die diesjährige Kirchengemeinderatswahl steht unter dem Motto „Wie sieht’s aus“. Dieser Slogan greift den Prozess der Erneuerung auf, der nun auf allen Ebenen der Kirche begonnen hat und auch in der Diözese Rottenburg/Stuttgart vorangetrieben werden soll. In den kommenden Jahren sollen die Kirchengemeinden offener, zeitgemäßer, femininer in der Kirchenleitung und spiritueller werden. Diese Erneuerung ist eine zentrale Aufgabe für alle engagierten Katholiken. Wer gestalten und verändern, wer mitdiskutieren und entscheiden will, der kann sich nicht resigniert zurückziehen, sondern er muss sein Wissen, seine Vorstellungen und seine Ideen, aber auch seine Kritik und seine Bedenken in die Institutionen der Kirche einbringen. Wer eine moderne zeitgemäße und der Zukunft zugewandte Kirche will, muss dafür sorgen, dass die Basis der Kirche kraftvolle Impulse setzt.

Der Kirchengemeinderat ist die entscheidende Stelle zur Zukunftsgestaltung der kirchlichen Gemeinschaft. In Backnang haben sich Frauen und Männer aus allen gesellschaftlichen Schichten als Kandidaten gefunden, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen und Neuerungen voranzubringen. Alois Hornauer und Josef Klein vom Wahlausschuss schreiben in einem Aufruf: „Wir erreichen so ein kirchliches Gremium mit Meinungsvielfalt, mit jungen Menschen und mit Leuten, die schon lange im Beruf stehen oder bereits in Rente sind, mit Handwerkern, Hausfrauen und Akademikern, mit Eltern, Großeltern und Singles, mit Reichen und Armen, also ein Gremium, das alle Gruppierungen unserer Kirchengemeinde widerspiegelt. Einheimische und Menschen mit Migrationshintergrund, Frauen und Männer, Bewahrer und Veränderungswillige sind vertreten. Auf sie alle wartet sicherlich eine verantwortungsvolle, schwierige, aber auch interessante und erfüllende Aufgabe.“

In der Backnanger Christkönigsgemeinde stehen 12, in der Johannesgemeinde 15 Kandidaten auf dem Stimmzettel. In jeder Gemeinde sind 10 Kandidaten zu wählen. Deshalb darf jeder Wähler höchstens 10 Stimmen abgeben.

In der Kirchengemeinde Zur Heiligsten Dreifaltigkeit Weissach im Tal/Allmersbach im Tal sind 10 Sitze im Kirchengemeinderat zu besetzen. Zur Wahl stellen sich insgesamt 10 Personen (3 Frauen und 7 Männer), von denen 8 bereits dem aktuellen KGR angehören. Zwei Personen kommen neu dazu (eine davon saß bereits vor mehreren Jahren im KGR). Die Kandidatengewinnung gestaltete sich eher schwierig, was schon daran zu sehen ist, dass es nur so viele Kandidaten wie Sitze gibt (neue Regelung seit dieser Wahl: Es müssen nur noch so viele Kandidaten wie Sitze sein, damit die Wahl durchgeführt werden kann).

In der Kirchengemeinde Herz Jesu Ebersberg/Althütte sind 9 Sitze zu besetzen. Zur Wahl stellen sich 9 Personen (6 Frauen, 3 Männer), von welchen 5 im aktuellen KGR sitzen. Auch hier war die Kandidatengewinnung nicht ganz einfach.

In der Seelsorgeeinheit Oppenweiler/Kirchberg an der Murr haben die Katholiken eine richtige Wahl. In der Kirchengemeinde Oppenweiler/Aspach bewerben sich 15 Kandidaten um 12 Plätze, in der Kirchengemeinde Kirchberg/Burgstetten/Affalterbach wollen 11 Kandidaten einen der 8 Plätze ergattern.

In der Kirchengemeinde St. Paulus Sulzbach haben sich 10 Kandidaten gefunden, in St. Maria in Murrhardt sogar 13 Katholiken, die bereit waren, in den nächsten fünf Jahren in der Gemeinde Verantwortung mitzutragen. Zur Erinnerung: Bei der vergangenen Wahl zum Kirchengemeinderat fanden sich in der Walterichstadt nicht genügend Kandidaten. Die Wahl musste verschoben werden. Anstelle eines Kirchengemeinderates leitete ein vorläufiges Vertretungsgremium die Geschäfte. Bischof Gebhard Fürst hatte die vorgeschlagenen Personen als vorläufiges Vertretungsgremium bestätigt und die 8 Personen mit allen Rechten und Pflichten eines Kirchengemeinderats ausgestattet.

Noch schlimmer waren die Zustände im Jahr 2005. Damals konnte im Altdekanat Backnang nur in drei Seelsorgeeinheiten gewählt werden. In den Gemeinden Ebersberg und Weissach im Tal hatten sich zu wenig Kandidaten gefunden. In Kirchberg musste die Wahl gar für ungültig erklärt werden.