Sehnsuchtsort Mars

Kein Ersatzplanet in Sicht

Manche träumen von Siedlungen auf dem Mars. Gäbe es nicht Wichtigeres auf der Erde zu tun?, kommentiert Werner Ludwig.

Kein Ersatzplanet in Sicht

Dieses Selfie schoss ein Nasa-Roboter am 23. Juli 2024 auf dem Mars.

Von Werner Ludwig

Vor 60 Jahren schoss die US- Raumsonde Mariner 4 im Vorbeiflug das erste Foto des Mars – ein unscharfes Bild, auf dem nicht so viel zu erkennen war. Es folgten bessere Bilder und etliche weitere Marsmissionen, bei denen Rover über den Planeten fuhren und Gesteinsproben untersucht wurden. Ein wichtiger Treiber der Marsforschung ist bis heute, Spuren früheren Lebens zu finden – oder vielleicht sogar Organismen, die heute noch dort leben. Das könnten etwa Mikroben sein, die unter den oberen Gesteinsschichten ihr Dasein fristen.

Es gibt zwar einige Hinweise, etwa Spuren von Methan oder Mineralien, die auf mikrobielle Aktivität zurückzuführen sein könnten. Auch Wasser ist bis heute in Form von Eis vorhanden, doch ein endgültiger Beweis für früheres oder heutiges Leben steht bis jetzt aus. Sicher ist dagegen, dass der Mars für höher entwickelte Spezies wie den Menschen ein äußerst lebensfeindlicher Ort ist. Er hat so gut wie keine schützende Atmosphäre und die Temperaturen schwanken zwischen null und minus 100 Grad. Hinzu kommt heftige kosmische Strahlung.

Verbunden mit dem Kriegsgott Mars

Der rote Planet hat die Menschen seit jeher fasziniert. Bereits im zweiten Jahrtausend vor Christus verfolgten ägyptische Astronomen seine Bewegungen. In der römischen Mythologie war der kleine Punkt am Nachthimmel mit dem Kriegsgott Mars verbunden. Auch nachdem Johannes Kepler und andere den Aufbau des Sonnensystems aufgeklärt hatten, rankten sich Mythen um den Nachbarplaneten. So interpretierte der italienische Astronom Giovanni Schiaparelli linienförmige Strukturen auf der Marsoberfläche als Kanäle, die von intelligenten Bewohnern erbaut wurden. Tatsächlich sind sie das Ergebnis geologischer Prozesse. Die „Marsmenschen“ wurden dennoch ein beliebtes Motiv in Literatur und Film.

Heute denken Tech-Größen wie der Tesla-Chef Elon Musk oder der Amazon-Gründer Jeff Bezos an eine andere Art von Marsmenschen: Sie träumen davon, auf dem Mars schon in nicht allzu ferner Zukunft größere menschliche Siedlungen zu errichten. Dabei schwingt der Gedanke mit, dass es auf der Erde durch Klimawandel und Umweltzerstörung zunehmend ungemütlich wird und dass der Mensch sich deshalb neue Lebensräume im Weltraum erschließen müsse. Doch die Flucht auf einen Ersatzplaneten wird für den allergrößten Teil der Menschheit niemals eine realistische Option sein. Ein solcher Umzug wäre auch vollkommen unsinnig, denn objektiv betrachtet gibt es für den Homo sapiens keinen besseren Ort als unseren blauen Planeten. Wir werden deshalb nicht umhin kommen, die irdischen Ökosysteme pfleglicher als bisher zu behandeln.

Der Drang zur Erkundung des Unbekannten gehört zur menschlichen DNA

Natürlich wird es auch künftig Weltraummissionen geben – der Drang zur Erkundung des Unbekannten gehört quasi zur menschlichen DNA. Und die Raumfahrt liefert bis heute wichtige Erkenntnisse über den Ursprung und den Aufbau der Welt – zudem bringt sie nebenbei nützliche Technologien wie die Satellitennavigation hervor. Angesichts der rasanten Fortschritte in Künstlicher Intelligenz und Robotik wird es künftig aber immer weniger nötig sein, Menschen den Gefahren eines Raumflugs auszusetzen.

Einige solvente Weltraumtouristen werden sich davon vermutlich nicht abhalten lassen und eines Tages auch in Richtung Mars aufbrechen. Für Gutbetuchte, die vorher zumindest mit einem kleinen Stück Mars in Berührung kommen wollen, gibt es eine Alternative: Am 16. Juli wird bei Sotheby’s in New York ein 25 Kilo schwerer Gesteinsbrocken versteigert, der von einem Asteroiden aus dem Mars geschlagen wurde. Erwarteter Erlös: bis zu vier Millionen Dollar.