Kein Thema, über das nicht berichtet wird

Beim 218. Altstadtstammtisch des Heimat- und Kunstvereins wird der 27. Band des Backnanger Jahrbuchs vorgestellt

Das neue Backnanger Jahrbuch ist da. Beim Altstadtstammtisch des Heimat- und Kunstvereins wurde Band 27 im Helferhaus vorgestellt. Stadtarchivar Bernhard Trefz referierte zudem über das Thema „Die Geschichte der Industrialisierung in Backnang. Die Entwicklung der wichtigsten Branchen von ihren Anfängen bis in die heutige Zeit“.

Kein Thema, über das nicht berichtet wird

Freude über das neue Jahrbuch bei Heinz Wollenhaupt, Klaus Loderer, Reinhold Feigel, Bernhard Trefz, Gerhard Fritz, Walter Schieber, Heiner Kirschmer und Roland Idler (von links). Foto: P. Wolf

Von Claudia Ackermann

BACKNANG. Seit 1991 wird das Backnanger Jahrbuch mit Beiträgen zur Geschichte der Stadt und Umgebung jährlich von Stadtarchivar Bernhard Trefz und Gerhard Fritz im Stroh-Verlag herausgegeben. Es erscheint im Auftrag der Stadt Backnang und in Zusammenarbeit mit dem Heimat- und Kunstverein. Ein Grußwort sprach Ernst Hövelborn, Erster Vorsitzender des Heimat- und Kunstvereins, bei der Buchvorstellung am 218. Altstadtstammtisch. Die beiden Herausgeber gaben einen Überblick über die Themen der neuen Ausgabe. Mit volkstümlichen Überlieferungen in Württemberg hat sich der gebürtige Unterweissacher Wilhelm Sanzenbacher, der 1892 nach Backnang kam und bis zu seinem Tod 1924 als Lehrer in der Volksschule tätig war, beschäftigt. Bernhard Trefz hat aus dieser Quelle Beiträge zu Backnang herausgearbeitet. Um den „Keltenfürst“ von Erbstetten geht es in einem Aufsatz von Reinhold Feigel und Heiner Kirschmer. Dass es in Backnang und Umgebung Kelten gab, belegen archäologische Funde. Die außergewöhnliche Karriere eines Backnangers stellt Carsten Kottmann dar. Johannes Magirus (1537 bis 1614) gelang der Aufstieg aus ärmlichen Verhältnissen in eine Spitzenfunktion der württembergischen Kirche.

Einen Beitrag zu Architektur und Städtebau hat Klaus J. Loderer erarbeitet, in dem es um die Entstehung und Nutzung der Amtsgebäude entlang der Bahnhofstraße geht. Thema ist etwa, wie die Post in die Bahnhofstraße kam und wieder in die Stadt zog. Historische Pläne und Karten sind beigefügt. Das Schlossgut Katharinenhof zwischen Strümpfelbach und Oppenweiler ist in Privatbesitz und für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Hinter den Mauern befindet sich eine Parkanlage mit besonderen künstlerischen Werken. Roland Idler hat eine Dokumentation mit Informationen zu den Künstlern und Fotos der Statuen erstellt. „Es darf kein Thema geben, über das wir nicht berichten“, so Gerhard Fritz, der die Beiträge im Wechsel mit Bernhardt Trefz vorstellte. So geht es in einem Aufsatz von Walter Schieber um ein Verbrechen aus der Nazizeit. Das Schicksal des polnischen Zwangsarbeiters Franciszek Gacek wird aufgearbeitet, der eine Liebesaffäre mit einer deutschen Magd hatte. Ein Murrhardter Polizist hatte es herausgefunden. Der Beitrag behandelt, wie der Weg bis hin zu der Hinrichtung des Polen verlief, die vielleicht hätte verhindert werden können. „Es sei denn, er habe gar blaue Augen und blondes Haar“ ist der Titel des Berichts über die erschreckenden Begebenheiten. In die Welt der Technik führt Heinz Wollenhaupt in seinem Aufsatz „Fernsprechgeräte – ein einstmals wichtiger und heute vergessener Produktbereich der Backnanger Nachrichtentechnik“. Ein kirchliches Thema trägt Gerhard Ellwanger bei, der sich mit der Geschichte der Petruskirche in Sachsenweiler beschäftigt hat. Von der Planung über den Bau bis hin zur Auflistung der verschiedenen Pfarrer seit 1936 informiert der Beitrag. Die in jedem Jahrbuch erscheinende Stadtchronik hat seit vielen Jahren Heiner Kirschmer erstellt. Eigentlich wollte er die Aufgabe mit der letzten Ausgabe abgeben. Übergangsweise hat er sich für das Backnanger Jahrbuch 2019 noch einmal bereit erklärt. Ein Nachfolger sei schon gefunden, kündigte Bernhard Trefz an.

Im Anschluss an die Buchpräsentation hielt der Stadtarchivar den Vortrag „Die Geschichte der Industrialisierung in Backnang. Die Entwicklung der wichtigsten Branchen von ihren Anfängen bis in die heutige Zeit“ anhand eines Referats mit historischem Bildmaterial. „Backnang gehörte im 19. und 20. Jahrhundert zu den bedeutendsten Industriestädten in unserer Region“, so Trefz. Die vier Leitindustrien waren die Gerber- und Lederindustrie, Textilindustrie (Spinnerei Adolff), der Fahrzeug- und Motorenbau (Kaelble) und die Nachrichtentechnik. Vom Handwerk als Vorläufer der Industrie über die Entwicklung der Fabriken und Betriebe sowie deren Bedeutung für Backnang bis hin zum Niedergang der Leitindustrien reflektierte er die Geschichte. Heute ist nur noch die Nachrichtentechnik vertreten. Ein ausführlicher Beitrag über das Thema von Bernhard Trefz ist Teil des neuen Backnanger Jahrbuchs.

Info
Backnanger Jahrbuch

Backnanger Jahrbuch 2019. Band 27. Fr. Stroh Verlag. 285 Seiten. ISBN: 978-3-927713-64-2. Erhältlich im Buchhandel und in der Geschäftsstelle der Backnanger Kreiszeitung, Post- gasse 7; Kosten: 18,50 Euro.