Keine Chance für Langeweile

Das Sommerferienprogramm von Sulzbach an der Murr hat große Klasse – Viele Vereine sind mit Herzblut dabei

Das Angebot ist riesig: Das aktuelle Ferienprogramm der Gemeinde Sulzbach umfasst 42 Möglichkeiten, der Langeweile eine lange Nase zu zeigen. Dass dies möglich ist, hat die Gemeinde den rührigen Vereinen zu verdanken.

Keine Chance für Langeweile

Das Waldmobil ist eines der Angebote, die Jahr für Jahr ruckzuck ausgebucht sind. Foto: privat

Von Ute Gruber

SULZBACH AN DER MURR. „Ohne unsere vielen, aktiven Vereine wäre unser Programmheft viel dünner“, ist sich Sigrun Konrad sicher, denn neben Privatpersonen, Institutionen, Theatergruppen und der Gemeinde selbst bieten vor allem gemeinnützige Vereine die Mitmachangebote für Schüler während der Sommerferien an. Für die Vereine bietet die Teilnahme am zentral organisierten Ferienprogramm natürlich zugleich die Chance, bekannter zu werden und möglicherweise neue Mitglieder zu werben – so profitieren alle Beteiligten davon: Schüler, Vereine, Gemeinde. Eine Triple-win-Situation sozusagen.

Dass die Angebote in Sulzbach besonders gut besucht sind, zumal seit die Kulturbeauftragte am Sulzbacher Rathaus die Programmgestaltung unter ihre Fittiche genommen hat, hat sich inzwischen herumgesprochen, auch im Umland. So seien dieses Jahr die Sportfreunde Großerlach auf sie zugekommen. Die beklagten den mangelnden Zuspruch in ihrer Heimatgemeinde – ihr Kurs kam dort gar nicht zustande und „bei euch ist doch immer ausverkauft“. So bieten sie heuer zum ersten Mal einen Inliner-Kurs in Sulzbach an. Auch der TSF Welzheim habe letztes Jahr schon bei ihr angefragt und ein BMX-Schnuppertraining auf der dortigen BMX-Rennbahn angeboten: „Da waren auf Anhieb neun Sulzbacher Kinder dabei!“ Andere Vereine hätten ihr Angebot erweitert: So bietet die DLRG seit letztem Jahr neben dem Tauchkurs – gänzlich fachfremd – einen Fahrradpannenkurs an: „Voll der Renner.“

Der Erfolg ist freilich kein Selbstläufer, denn seit Sigrun Konrad die Aufgabe der Programmgestaltung 2016 übernommen hat, kümmert sie sich mit Herzblut und großem Engagement um ein attraktives Angebot, das Kinder anspricht. Dazu gehört nicht nur das kunterbunte Heft mit dem auffälligen Sonnenlogo und vielen Bildern, passenden Cliparts, Rätseln und ausführlichen Informationen (mehr für die Eltern), sondern auch ein Gespür für junge Menschen. „Ich hab erstmal überlegt, was meine (inzwischen erwachsenen) Kinder denn früher am liebsten gemacht haben“, erläutert die 52-Jährige ihr Vorgehen, „außerdem beobachte ich ja, welche Termine am meisten nachgefragt werden.“

Die Kochkurse sind ein großer Erfolg

Dazu gehöre generell die Herstellung von Lebensmitteln. Wurst, Brot, Käse zum Beispiel wurden von den Kindern schon im jeweiligen Fachbetrieb unter Anleitung mit Begeisterung selbst hergestellt: „Da sind die megastolz, wenn ihr eigenes Produkt auf den Tisch kommt“, stellt Sigrun Konrad fest, „und lernen zugleich, Lebensmittel wertzuschätzen.“ Wie viel Arbeit hinter einem Produkt steckt, könne man eben nicht erfassen, wenn man es im Supermarkt nur aus dem Regal nimmt. Selbst der anfänglich belächelte Disney-Kochkurs mit dem Thermomix sei ein großer Erfolg gewesen. Darum lässt sie in diesen Fällen auch nicht locker, selbst wenn das Angebot wegen eines Personalengpasses mal einen Sommer ausgesetzt werden muss.

„Wildnisprogramme, Pferde oder Bauernhof sind auch immer sofort ausgebucht“, stellt die gelernte Bankkauffrau fest, die auf Umwegen zur Gemeinde kam und hier im Kulturressort ihre Berufung gefunden hat. Offenbar sehnten sich die Kinder nach Natur und Freiheit als Ausgleich zu einem oft sehr getakteten Alltag.

Diese Angebote seien aber teilweise durch ihre Professionalität recht kostspielig, ebenso wie manche kulturellen Angebote. Um sie für die Kinder dennoch zu ermöglichen, zeigt die Gemeindeangestellte ein Händchen und auch Beharrlichkeit beim Fundraising – meist gelingt es ihr, hierfür Sponsoren zu finden. Durch ihren persönlichen Kontakt hat die gebürtige Pfälzerin ihren Landsmann Kurt Doll geworben. Der Theaterpädagoge, der ebenfalls in Sulzbach lebt, lässt Kinder im Schulanfangsalter in ein Märchen eintauchen.

Im Vorfeld sendet Sigrun Konrad zur Erinnerung ihren Veranstaltungspartnern ein Formular, um die Angebote zu sammeln. Aber bei manchen müsse sie halt doch persönlich vorbeikommen: „Luigi, machst du dieses Jahr wieder Pizza mit den Kindern?“ – „Klaro! Wie immer. Mach ich doch gerne“, freut sich der Wirt vom Ristorante Krone direkt gegenüber dem Rathaus.

Eltern kommen allerdings um ein Formular nicht herum, und das nicht erst seit der neuen Datenschutzgrundverordnung: Mit der schriftlichen Anmeldung wird einerseits zugleich meist ein – wenn auch geringfügiger – Obolus kassiert. „Es geht hier auch um die Verbindlichkeit“, erklärt die Programmgestalterin, „es wäre ja ärgerlich, wenn das Kind plötzlich keine Lust hat, und ein anderes wäre liebend gern gekommen, hat aber keinen Platz bekommen.“ Andererseits wird damit auch der Veröffentlichung des Bildmaterials zugestimmt, denn dieses wird unbedingt für die Gestaltung der Broschüre im nächsten Jahr benötigt. Letztendlich sei die Teilnahme am Programm ja freiwillig. Und so ist das neue, farbenfrohe Sommerferienprogrammheft mit dem strahlenden Sonnenlogo prall gefüllt mit 42 Angeboten – ganze zehn mehr als im Vorjahr.

Beteiligte Vereine: DLRG, MV 1880 Sulzbach/Murr, FFW, Schach-Pinguine, Landfrauen, Schwäbischer Albverein, DRK, VdK, Malteser Hilfsdienst, Akzente-Gemeinde, HSG und TVS 1890, TSF Welzheim, VfB, Mit Herz – Von Hand, Schützengilde Lautertal, Kreatives Sulzbach, OGV, Sportfreunde Großerlach, Tennisclub, Tierschutzverein.