Neue Regel für Dienstwagen

Keine Mercedes-Pflicht: Daimler-Truck-Mitarbeiter dürfen jetzt auch VW fahren

Bisher war der Stern als Dienstwagen für Führungskräfte gesetzt. Nun öffnet der Nutzfahrzeughersteller seine Flotte für andere Marken – warum?

Keine Mercedes-Pflicht: Daimler-Truck-Mitarbeiter dürfen jetzt auch VW fahren

Darfs noch eine Mercedes C-Klasse sein? Mitarbeiter bei Daimler Truck können fortan selbst entscheiden, welche Automarke sie fahren.

Von Veronika Kanzler

Traditionell galt bei Daimler: Wer es bis zu einer gewissen Hierarchieebene schafft, fährt auch einen Mercedes-Benz-Dienstwagen. Wie jetzt bekannt wurde, bröckelt diese Tradition. Die ausgegliederte Lkw-Sparte des Stuttgarter Autobauers öffnet ihre Dienstwagenflotte und erlaubt den Mitarbeitern nun auch die Wahl von Fahrzeugen anderer Hersteller. Das bestätigte ein Unternehmenssprecher auf Anfrage.

VW, Audi, BMW, Skoda oder doch Mercedes: Daimler Truck Mitarbeiter haben nun die Qual der Wahl

Die neue Dienstwagenregelung, über die zuerst die „Automobilwoche“ berichtete, soll bereits im Mai an die Führungskräfte von Daimler Truck kommuniziert worden sein. Statt ausschließlich auf die Mercedes-Tochter Athlon als Flottenbetreiber zu setzen, arbeitet Daimler Truck seit diesem Jahr nach eigenen Angaben zusätzlich mit dem externen Flottenmanager Holman zusammen. „Eine Anpassung der Dienstwagenrichtlinie von Daimler Truck ermöglicht zudem das Angebot weiterer Pkw-Marken“, erklärt ein Unternehmenssprecher. Gab es dafür einen Grund?

Insider: Mercedes Dienstwagen schlichtweg zu teuer

„Mercedes-Dienstwagen sind schlichtweg zu teuer geworden“, zitiert die „Automobilwoche“ einen Insider. Demnach habe es seinen Angaben zufolge intern einen wachsenden Unmut darüber gegeben, dass die Preise für Mercedes-Modelle in den letzten Jahren drastisch gestiegen sind. Dies führte wohl zu hohen Zuzahlungen für die Mitarbeiter, denn das von Daimler Truck zur Verfügung gestellte Mobilitätsbudget habe bei hochpreisigen Autos nicht ausgereicht. „Mit ein paar Ausstattungspaketen kostet eine E-Klasse schnell über 90 000 Euro. Dabei brauche ich so ein Auto gar nicht unbedingt“, so der Insider. Auch in der Kompaktklasse seien günstige Mercedes-Modelle kaum noch zu finden. Ein Mercedes-Sprecher sagte gegenüber unserer Redaktion: „ Wir sind überzeugt, dass wir mit unseren aktuellen und neuen Produkten, wie beispielsweise dem neuen CLA, ein attraktives Gesamtpaket bieten“. Dies gelte insbesondere auch für Geschäftskunden.

Von Seiten Daimler Truck heißt es, der Nutzfahrzeughersteller überprüfe regelmäßig die „Angemessenheit und Wettbewerbsfähigkeit der Konditionen für Führungskräfte in Deutschland.“ Sprich, ab sofort können die Mitarbeiter sich aus einem breiten Angebot zwischen günstigeren und hochpreisigeren Fahrzeugen einen Dienstwagen aussuchen.

Bei Daimler Truck geht eine Ära zu Ende

Die Frage ist nun: Werden die Mitarbeiter die neuen Möglichkeiten nutzen und den Stern gegen andere Embleme eintauschen? Oder bleibt die Marke Mercedes-Benz trotz der Öffnung der Dienstwagenflotte weiterhin die erste Wahl? „Aufgrund der gemeinsamen Historie und der hohen Identifikation mit der Marke, werden auch weiterhin vor allem Fahrzeuge der Marke Mercedes-Benz genutzt“, erwartet der Unternehmenssprecher. Die Zeiten, in denen ein Mercedes-Benz Dienstwagen bei Daimler Truck eine Selbstverständlichkeit war, sind dennoch vorbei – zumindest für all jene, die sich die Zuzahlung nicht leisten wollen oder können.