Keine Wohnhäuser in der Talaue

Auenwalder Gemeinderat lässt eine Bebauung in Unterbrüden wegen der Hochwassergefahr nicht zu.

Keine Wohnhäuser in der Talaue

Die Holzbachwiesen schräg gegenüber der Feuerwehr stehen weiterhin komplett als Überflutungsflächen zur Verfügung. Foto: A. Becher

Von Florian Muhl

AUENWALD. Nein. Das Veto, das der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung eingelegt hat, ist ein deutliches Zeichen. Ausschließlich Räte der Bürgerlichen Wählervereinigung (BWA) befürworteten bei der namentlichen Abstimmung in der Auenwaldhalle den Vorschlag der Gemeindeverwaltung. Die hatte angeregt, für die Wiese, die zwischen dem Holzbachweg und der Lippoldsweiler Straße in Unterbrüden liegt, ein Bebauungskonzept zu erstellen und anschließend ein Bebauungsplanverfahren einzuleiten. Allerdings nur für die Fläche, die außerhalb des Bereichs „100-jährliches Hochwasser“ (HQ 100) liegt. Zudem, so der zweite Teil des Beschlussvorschlags, hätte das Gremium die Verwaltung beauftragen sollen, die dafür infrage kommenden Grundstücke zu den ortsüblichen Preisen und entsprechend der zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel zu erwerben. Das allerdings gefiel dem Rest des Gemeinderats gar nicht. Alle Vertreter der Neuen Liste (NL), der Unabhängigen Wählergemeinschaft (UWA) und der Freien Wählervereinigung (FWA) stimmten gegen den Beschlussvorschlag der Verwaltung.

Zu Beginn dieses Tagesordnungspunktes erläuterte Diplom-Ingenieur Jochen Roos, dass es grundsätzlich keine Bedenken gegen eine Bebauung der entsprechenden Flächen gebe. Anfang 2018 hatte der Gemeinderat den Freien Landschaftsarchitekten beauftragt, nach Bauflächen zu suchen, bei denen es zumindest rein theoretisch möglich sein könnte, eine Bebauung für Wohnen oder Gewerbe in die Tat umzusetzen. Im vergangenen Jahr beriet der Gemeinderat bereits in nicht öffentlichen Sitzungen über entsprechende Vorschläge. Schon da zeichnete sich laut Sitzungsvorlage ab: Hauptknackpunkt ist der Hochwasserschutz. Daraufhin wandte sich das Büro Roosplan ans Landratsamt. Wie Jochen Roos jetzt in der Sitzung erläuterte, habe er von den beiden Bereichen Fachtechnik Hochwasserschutz und Gewässerökologie des Landratsamts die Antwort erhalten, dass der südliche Teil der Wiese bebaut werden könnte. Bürgermeister Karl Ostfalk wies darauf hin, dass sich die Gemeinde bereits mit den Eigentümern der infrage kommenden Grundstücke in Verbindung gesetzt habe und sich die Besitzer einen Verkauf zu den aktuell in Auenwald üblichen Quadratmeterpreisen vorstellen könnten. Auch wenn die Gemeinde oberhalb des Holzbachs ein neues Hochwasserrückhaltebecken errichtet habe, dürfe aus Sicht der Verwaltung „keinerlei Retentionsraum“ entlang des Holzbachs wegfallen.

Barbara Hirzel sagte in der Gemeinderatssitzung, dass sich die BWA eine Bebauung vorstellen könne. Die Fraktionssprecherin rechne mit fünf möglichen Grundstücken beziehungsweise Wohnhäusern, für die zur Erschließung extra eine Stichstraße von der Theodor-Heuss-Straße aus gebaut werden müsse, was sehr aufwendig wäre. Ostfalk stimmte zu. Die Erschließung müssten am Ende die vier oder fünf Bauherren zahlen, und zwar zu 95 Prozent. Die restlichen 5 Prozent trage die Allgemeinheit. Aufwand und Ertrag dürften in keinem krassen Missverhältnis stehen. Aber es lohne sich, das zu untersuchen. „Der finanzielle Aufwand dafür ists wert“, sagte der Bürgermeister. Die Untersuchung koste 2000 bis 3000 Euro.

„Für uns ists undenkbar, dort zu bauen“, schüttelte Franz Karl Matyas den Kopf. Für den Sprecher der UWA sei es unfassbar, wie man überhaupt auf die Idee komme, die Talauen zu bebauen, bei allem Wissen, das man habe, was Hochwasser alles anrichten kann. Was ist, wenn ein Hochwasser kommt, das noch schlimmer ist als das sogenannte 100-jährliche Hochwasser? Was ist, wenn der Damm bricht? Solche und weitere Fragen stellte Matyas in den Raum.

Wolfram Gruner (FWA) blies ins gleiche Horn: „Wenn wir dort die Bebauung zulassen, ist der Boden versiegelt. Der kann dann kein Wasser mehr aufnehmen. Und wir wissen: Wo mehr versiegelt wird, steigt das Hochwasserrisiko.“ Er sei diesbezüglich sehr skeptisch. Gruner wörtlich: „Das ist ein Spiel mit dem Feuer, oder Wasser.“ Letztlich stimmte die überwiegende Mehrheit gegen den Verwaltungsvorschlag. Eine mögliche Bebauung der Holzbachwiesen in Unterbrüden ist damit vom Tisch.