dpa Berlin. Über ein Jahrzehnt haben die Stuttgarter ihren verlorenen Sohn als Bundesligaspieler nicht mehr im VfB-Stadion gesehen. Nun kommt Sami Khedira als Hertha-Profi. Wie er den abstiegsbedrohten Berlinern helfen kann, muss sich noch zeigen. Trainer Dardai ist vorsichtig.
Sami Khedira von Hertha BSC beim Aufwärmen. Foto: John Macdougall/AFP-Pool/dpa
Zehn Jahre und 288 Tage nach seinem letzten Heimspiel als VfB-Profi kehrt Sami Khedira in der Fußball-Bundesliga als Kontrahent nach Stuttgart zurück - allerdings nur als Einwechselspieler. Auf seinen ersten Startelf-Einsatz für Hertha BSC muss der prominente Winter-Neuzugang der Berliner noch warten. „Er ist ein Tick zu spät zu uns gekommen“, erklärte Pal Dardai am Donnerstag. „Irgendwann kommt der Moment, wo er eine Halbzeit spielt oder noch mehr“, ergänzte der von Hertha BSC reaktivierte Chefcoach.
Nach der langen Wettkampfpause in Italien, wo Khedira im Juni 2020 sein letztes Pflichtspiel bestritten hatte, braucht der Weltmeister von 2014 noch Zeit - die Hertha eigentlich nicht hat. Für das Auswärtsspiel des abstiegsgefährdeten Berliner am Samstag (15.30 Uhr/Sky) beim Aufsteiger VfB hat Dardai den am 1. Februar von Juventus Turin geholten Ex-Nationalspieler wie beim jüngsten 0:1 gegen die Bayern als taktische Variante für die zweiten Hälfte eingeplant. Durch seine Erfahrung könne er das Spiel beruhigen und an der richtigen Stelle stehen. „Es kommt auf den Spielverlauf an“, bemerkte der Ungar.
Obwohl die ambitionierte Hertha nach dem Trainerwechsel von Bruno Labbadia auf Dardai in zwei Spielen noch keinen Punkt geholt hat und mit 17 Zählern am Rand der Abstiegszone steht, sieht der 44 Jahre alte Trainer für das Spiel in Stuttgart keinen besonderen Druck. Nur wenn die letzte Partie der Saison über Abstieg und Klassenverbleib entscheiden würde, könne davon die Rede sein. „Ich brauche keinen unnötigen Druck aufzubauen“, betonte Dardai. Zum jetzigen Zeitpunkt „müssen wir nicht künstlich schon irgendwelche Patronen rausschießen“, ergänzte er zur Personalie Khedira.
Khedira hatte von 1995 bis zu seinem Wechsel zu Real Madrid 2010 für den VfB Stuttgart gespielt und dabei mit der ersten Mannschaft der Schwaben 132 Pflichtspiele bestritten, bevor als 23-Jähriger seine große internationale Karriere richtig begann. „Ich glaube, der VfB Stuttgart kann schon ein Stück weit stolz sein, so einen großartigen Spieler begleitet und auch entwickelt zu haben“, sagte der aktuelle VfB-Trainer Pellegrino Matarazzo. Und „es tut der Bundesliga gut, so einen Spieler wieder zurückzugewinnen“.
Im zentralen Mittelfeld werden bei Hertha statt des 33-jährigen Khedira zunächst aber wieder der ehemalige VfB-Profi Santiago Ascacibar und der Franzose Lucas Tousart beginnen. „Das hat gut funktioniert, da muss man den Zweien die Chance geben“, sagte Dardai. Verletzt fehlen werden den Berlinern gleich fünf wichtige Spieler: Dedryck Boyata, Jhon Cordoba, Javairo Dilrosun, Marvin Plattenhardt und Jordan Torunarigha.
„Eins ist klar, der VfB ist durch sein Pressing eine sehr unangenehme Mannschaft. Das wird weh tun“, betonte Dardai. Als Tabellen-Zehnter mit 25 Punkten sind die Stuttgarter gut im Geschäft. Da müsse man auch taktisch klug agieren, erklärte der Hertha-Trainer: „Auch Stuttgart hat Schwächen, aber das werde ich nicht alles mitteilen.“
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