Kriminalität

Kinder im Netz zum Kauf angeboten – BKA schlägt Alarm

Die Zahl der abgeschlossenen Ermittlungen zu Menschenhandel und Ausbeutung ist 2024 auf einen Höchststand gestiegen. Teils geht es um Prostitution. Welche Altersgruppe ist besonders betroffen?

Kinder im Netz zum Kauf angeboten – BKA schlägt Alarm

Mädchen und Jungen unter 18 sind besonders häufig die Opfer bei den Ermittlungen wegen kommerzieller sexueller Ausbeutung. (Symbolbild)

Von dpa

Wiesbaden - In Einzelfällen werden Kinder im Internet sogar zum Kauf angeboten: 2024 haben Ermittlungsbehörden in Deutschland so viele Verfahren wegen Menschenhandels und Ausbeutung abgeschlossen wie noch nie seit Beginn dieser Erfassung im Jahr 2000. 

Wie das Bundeskriminalamt (BKA) in Wiesbaden mitteilte, waren es im vergangenen Jahr 576 beendete Ermittlungsverfahren - ein Anstieg um gut 13 Prozent im Vergleich zu 2023. 

In mehr als 200 Verfahren wurden Kinder und Jugendliche als Opfer von Ausbeutung registriert. Dabei ging es in 195 Fällen um kommerzielle sexuelle Ausbeutung. 

"Ein Grund für die auch hier steigenden Zahlen ist unter anderem, dass verschiedene Online-Portale zu wenige Schutzmechanismen aufweisen, wodurch die Ausbeutung Minderjähriger mit dem Tatmittel Internet begünstigt wird. In zwei Fällen wurden Kinder im Internet zum Kauf angeboten", erläuterte das BKA. 

Großes Dunkelfeld bei sexueller Ausbeutung 

Sexuelle Ausbeutung war 2024 auch insgesamt der Schwerpunkt der abgeschlossenen Verfahren: "Mit 364 Fällen wurde ein neuer Höchststand innerhalb der letzten zehn Jahre erreicht", hieß es. Zu diesen Straftaten komme es zunehmend in Privatwohnungen. Diese seien "ein Bereich, der schwer zu kontrollieren ist und auf ein besonders hohes Dunkelfeld schließen lässt". 

Die Kontaktanbahnung für sexuelle Ausbeutung läuft oft über das Internet. Die Opfer und Tatverdächtigen stammen laut dem BKA häufig aus dem europäischen Ausland. Einen starken Zuwachs gebe es überdies bei chinesischen und kolumbianischen Opfern. 

Loverboy-Methode 

Emotionale Abhängigkeiten spielen den Angaben zufolge eine große Rolle, etwa mit der sogenannten Loverboy-Methode. Dabei macht dem BKA zufolge meist ein Mann ein jüngeres weibliches Opfer unter Vorspiegelung einer Liebesbeziehung von sich abhängig, "um es später an die Prostitution heranzuführen und finanziell auszubeuten. Dabei spielt zunehmend psychische und physische Gewalt eine Rolle." 

Auch bei der allgemeinen Arbeitsausbeutung registrierte das BKA einen Höchststand abgeschlossener Ermittlungen: "Die Verfahren betreffen häufig Zeitarbeitsfirmen und hier vor allem Menschen aus Osteuropa und Südostasien. Rund ein Drittel der Verfahren im Bereich Arbeitsausbeutung wurde von der beim Zoll angesiedelten Finanzkontrolle Schwarzarbeit (FKS) initiiert."

Viele Opfer melden sich nicht

Zu Ermittlungen wegen Menschenhandels und Ausbeutung kommt es oft durch Polizeiarbeit wie Kontrollen. "Viele Opfer nehmen aus Angst oder Unkenntnis der Rechtslage keinen Kontakt zu Behörden auf. Entsprechend hoch bleibt das Dunkelfeld", erklärte das BKA.