Kinder porträtieren Landtagsabgeordnete

Die Jugendkunstschulen in Baden-Württemberg ließen ihre Schüler zum dritten Mal den parlamentarischen Auftakt des Landtags künstlerisch begleiten. Die hiesigen Abgeordneten Ralf Nentwich und Gernot Gruber bedanken sich persönlich bei den jungen Künstlern aus Backnang.

Kinder porträtieren Landtagsabgeordnete

Pauline Rommel (Dritte von links) zeigt Ralf Nentwich stolz ihr Werk, ein Porträt des Abgeordneten, das schon im Landtag hing. Foto: A. Becher

Von Anja La Roche

Backnang. „Und ihr seid die tollen Künstlerinnen, die mich gemalt haben“, stellt der Landtagsabgeordnete Ralf Nentwich begeistert fest. Er besucht einen der Kunstkurse in der Backnanger Jugendkunstschule. Die Kinder des laufenden Kurses sind etwa sieben Jahre alt und fleißig am Basteln von Weihnachtskarten. Auf einer Raumseite sind vier Bilder aufgestellt, die allesamt Ralf Nentwich zeigen. Sie sind so individuell wie die Künstlerinnen selbst, aber deutlich zu erkennen ist der Porträtierte, der nun neben den Werken steht. „Was war am schwierigsten zu malen?“, fragt Nentwich. „Meine braunen Wuschelhaare? Oder meine Brille?“ Eine Antwort erhält er nicht, denn die Kinder sind ganz vertieft in ihre Bastelarbeiten. Deshalb fährt Nentwich fort und lobt die Kunstwerke der Kinder ausdrücklich. Immerhin wurde er noch nie porträtiert. „Außer einmal als Kind auf der Königsstraße“, verrät er. Auch der Landtagsabgeordnete Gernot Gruber plant kommende Woche, den jungen Künstlern und Künstlerinnen einen Besuch abzustatten.

Die Gemälde entstanden bei der Aktion „Wie wir euch sehen – Landtagsabgeordnete im Porträt“. Zum dritten Mal organisierte der Landesverband der Kunstschulen diese künstlerische Begegnung zwischen den Schülern und den Landtagsabgeordneten. Die Schüler der Jugendkunstschule Backnang malten unter der Anleitung von Dozentin Hannah Gossel drei Abgeordnete, die im März dieses Jahres in den Landtag gewählt wurden: Gernot Gruber (SPD) sowie Ralf Nentwich (Grüne) aus dem Wahlkreis Backnang und Jutta Niemann (Grüne) aus dem Wahlkreis Schwäbisch Hall. Der Landtag und mehrere Stiftungen unterstützten die Aktion finanziell.

„Wir haben alle Schüler mitmachen lassen“, sagt Nadja Pidan, die Leiterin des Fachbereichs für Kunst an der Schule. 44 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen sechs und 16 Jahren haben die Abgeordneten nach Fotovorlage porträtiert. Die Dozentinnen wählten dann intern jeweils eines der Abgeordnetenporträts für die Ausstellung im Landtag aus, die im November stattfand. Dort sammelten sich dann die auserkorenen Kunstwerke der 42 Jugendkunstschulen des Landes. 154 Stück für 154 Landtagsabgeordnete. Darunter das Werk von Mascha Mayer mit ihrem Porträt von Gernot Gruber, das Werk von Pauline Rommel mit ihrem Porträt von Ralf Nentwich und eine Collage von insgesamt sechs Kindern, welche Jutta Niemann porträtiert haben. Ganz besonders stolz ist Pidan, dass Pauline Rommel als jüngste Künstlerin mit ihrem Bild im Landtag vertreten war. Als sie Ralf Nentwich malte, war Pauline sechs Jahre alt, inzwischen feierte sie ihren siebten Geburtstag. „Viele andere Kunstschulen haben lieber die Werke von älteren Schülern ausgewählt“, so Pidan.

Die Aktion bringt nicht nur die Kinder und Jugendlichen in Kontakt mit dem politischen System, sondern soll auch auf die Bedeutung von Bildungsangeboten im künstlerischen Bereich hinweisen. „Wir wollen zeigen, was die Kunstschulen machen“, sagt Michael Unger, Leiter der Jugendmusik- und Kunstschule Backnang. Zwar gibt es im Rems-Murr-Kreis bereits ein vergleichsweise dichtes Angebot, aber dieses zu vertiefen sei besonders im ländlichen Raum wichtig, um die Kreativität von jungen Menschen weiterhin zu fördern. Mit Ralf Nentwich, der in Ausschüssen sitzt, in denen unter anderem Bildung, Jugend und ländlicher Raum thematisch anstehen, hat die Kunstschule einen Unterstützer im Boot, wie Nentwich bestätigt. Und der Abgeordnete der Grünen gibt deutlich zu erkennen, dass er die vier Porträts von sich gerne erwerben würde, wenn es die jungen Künstlerinnen denn erlauben.