Kindergarten wird zum Familienzentrum

Dank einer Landesförderung erweitert die evangelische Kirche in Sachsenweiler ihr Angebot.

Kindergarten wird zum Familienzentrum

Viel war los bei der Inbetriebnahme des Kindergartens vor zwei Jahren. Archivfoto: A. Becher

Von Kornelius Fritz

Backnang. Vor zwei Jahren ist der neue evangelische Kindergarten in Sachsenweiler in Betrieb gegangen, künftig soll der schicke Neubau nicht nur den Kindern, sondern allen Bewohnern des Backnanger Stadtteils offen stehen. Auf Antrag der evangelischen Gesamtkirchengemeinde wurde die Einrichtung in das Landesförderprogramm „Weiterentwicklung von Kindertageseinrichtungen zu Kinder-und Familienzentren“ aufgenommen. Damit verbunden ist eine finanzielle Förderung von insgesamt 24000 Euro, verteilt über vier Jahre.

Der Zuschuss ermöglicht es der Kirche, das Stundenkontingent der bereits im Kindergarten tätigen Sozialpädagogin Heike Sautter aufzustocken. Außerhalb der Betreuungszeiten stellt sie in den Räumen nun Angebote für die Eltern der Kindergartenkinder, aber auch für andere Bewohner von Sachsenweiler auf die Beine. „Wir wollen niederschwellige Angebote für die ganze Familie machen“, erklärt Christhild Schenk, Fachberaterin für die Kindergärten im evangelischen Kirchenbezirk. In Sachsenweiler sieht sie dafür einen besonderen Bedarf. Von den 58 Kindern, die im Kindergarten betreut werden, haben 23 einen Migrationshintergrund, die Eltern stammen aus 17 verschiedenen Ländern. Viele dieser Familien seien auf sich allein gestellt. Sie wären dankbar für Gemeinschaftsangebote, aber auch für Beratung und Unterstützung bei der Kindererziehung.

Seit der Bewilligung des Förderantrags im Mai hat es bereits einige Angebote im Familienzentrum gegeben. Los ging es mit einer Familienrallye mit verschiedenen Stationen – als Ersatz für ein Sommerfest, das coronabedingt ausfallen musste. Für die Mütter wurde ein Mama-Work-out organisiert, für die Väter eine Papa-Kind-Wanderung. Auch eine neue Krabbelgruppe nutzt bereits die Räume des Kindergartens.

„Wir waren gespannt, ob die Eltern sich begeistern lassen“, sagt Heike Sautter. Diese Frage lässt sich schon jetzt mit einem klaren Ja beantworten. So hat zum Beispiel der Vater eines Kindes zu einem Percussion-Workshop eingeladen, und ein Bürger aus dem Stadtteil erklärte sich spontan bereit, kostenlos eine Homepage für das neue Familienzentrum zu gestalten.

Genau das sei auch das Ziel, erklärt Christhild Schenk: „Das Modell ist so angelegt, dass es im besten Fall zu einem Selbstläufer wird.“ Dafür will die evangelische Kirche gerne noch weitere Akteure aus dem Stadtteil mit einbinden, etwa die Grundschule, die Mennonitengemeinde, örtliche Vereine oder den ambulanten Pflegedienst. Schon in der Vergangenheit habe es mit diesen Institutionen einen guten Austausch gegeben: „Das Miteinander lebt in Sachsenweiler“, stellt Schenk fest.

Die Landesförderung läuft zwar nach vier Jahren aus, Kindergarten und Kirche wollen das Familienzentrum in Sachsenweiler aber gerne auf Dauer betreiben. Die Frage, wie das Projekt künftig finanziert werden kann, beschäftigt die Verantwortlichen deshalb schon heute. „Wir haben die Hoffnung, dass sich Sponsoren finden, die sich von der Idee überzeugen lassen“, sagt Christhild Schenk. Gleichzeitig versucht das Familienzentrum aber auch, eigene Einnahmen zu generieren, zum Beispiel durch einen Flohmarkt mit Kuchenverkauf.

Im Sozialausschuss des Gemeinderats, wo Christhild Schenk und Heike Sautter das Konzept jetzt präsentierten, gab es viel Lob für die Initiative der Kirche. CDU-Stadträtin Sabine Kutteroff bezeichnete Sachsenweiler als „Versuchsküche“ und hofft, dass andere Backnanger Stadtteile dem Beispiel folgen werden. Auch Erster Bürgermeister Siegfried Janocha zeigte sich angetan: „Dieses Projekt bietet die Chance, Migrantenfamilien besser zu integrieren.“