Kirche will im Krieg abgehängte Glocken zurückbringen

dpa/lsw Aichtal. Mehr als 76 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs sollen tschechische und polnische Kirchenglocken den Weg zurück in ihre Heimatgemeinden finden. „Die Glocken wurden von einem Unrechtsstaat mit Gewalt weggenommen“, sagte Bischof Gebhard Fürst am Freitag in Aichtal (Landkreis Esslingen) bei der Vorstellung des Projekts „Friedensglocken für Europa“ der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Es sei eine Frage der Gerechtigkeit, sie zurückzugeben. Dies sei lange vergessen worden.

Kirche will im Krieg abgehängte Glocken zurückbringen

Die Bischöfe Gebhard Fürst (l-r), Martin David und Jacek Jezierski stehen vor den Kirchenglocken. Foto: Bernd Weißbrod/dpa

Viele Glocken wurden im Zweiten Weltkrieg von den Nationalsozialisten aus Kirchen entfernt, um daraus Metall für die Rüstungsindustrie zu gewinnen. Nicht zerstörte Glocken befinden sich noch heute in deutschen Kirchen. Allein in der Diözese Rottenburg-Stuttgart wurden nach Angaben des Projektleiters Hans Schnieders rund 2800 Glocken zerstört. 54 fast ausnahmslos historische Glocken aus Osteuropa befinden sich demnach bis heute in dem Bistum. Es sei aufwendig herauszufinden, wo alle Glocken herkommen.

In drei Wochen soll die erste Glocke von Aichtal ins tschechische Pischt zurückgebracht werden. Der tschechische Bischof Martin David nannte das Projekt einen „wertvollen Beitrag für die Freundschaft zwischen Tschechen und Deutschen“. Innerhalb von sechs Jahren sollen weitere Kirchenglocken in ihre Heimatgemeinden gebracht werden. Ob alle Gemeinden Interesse an einer Rückgabe hätten, sei noch unklar, erklärte der Projektleiter.

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