Klare Sieger: Freie Wähler und Grüne

CDU und SPD werden auch bei der Kreistagswahl gerupft – Backnangs OB Frank Nopper holt unglaubliche 16678 Stimmen

Die Freien Wähler haben ihr erklärtes Ziel erreicht: Sie sind dank leichter Zugewinne jetzt nach der CDU zweitstärkste Kraft im Kreistag. An dritter Stelle folgen die Grünen, die kräftig zugelegt haben, während die SPD nur noch auf dem vierten Platz liegt. Die CDU muss sieben, die SPD drei Mandate abgeben. Ein sagenhaftes Ergebnis erzielt Backnangs OB Nopper mit 16678 Stimmen.

Klare Sieger: Freie Wähler und Grüne

Die Entscheidung ist gefallen: Das Ergebnis von der Kreistagswahl an Rems und Murr liegt nun vor. Foto: J. Fiedler

Von Armin Fechter

BACKNANG/WAIBLINGEN. Im neuen Kreistag verschieben sich nach dieser Wahl die Gewichte weg von der CDU, die nur noch 21 von insgesamt 91 Mandaten hat. Die Freien Wähler mit 18 und die Grünen mit 16 Sitzen haben den früheren Abstand ganz gewaltig schrumpfen lassen. Die SPD kommt jetzt nur noch auf 13 Sitze. Freuen kann sich dagegen die FDP-FW, die ein Mandat dazugewinnt und nun elf Sitze hat. Die AfD hat jetzt acht Sitze, Linke und ÖDP je zwei.

Wahlkreis 1 (Backnang): Die CDU bleibt stärkste Kraft. Zudem kann die SPD ihre Position als zweitstärkste Kraft behaupten. Beide müssen zwar empfindliche Einbußen hinnehmen: Die CDU sackt um 8,5 Punkte auf 37,5 Prozent ab, die SPD um 6,4 Punkte auf 19,0 Prozent – nicht zuletzt eine Folge der politischen Großwetterlage. Trotzdem aber liegen sowohl Christ- als auch Sozialdemokraten in Backnang noch deutlich über dem Kreisdurchschnitt – und das hat sicherlich mit ihren Hauptprotagonisten vor Ort zu tun: OB Frank Nopper, der schon bisher dem Kreistag angehört, genießt in der Stadt ein hohes Maß an Vertrauen. Er holt sagenhafte 16678 Stimmen – noch einmal rund 300 mehr als vor fünf Jahren und erneut mehr als jeder andere Kandidat im Kreis. Ebenso haben die Wähler ganz offensichtlich auch das Engagement des Landtagsabgeordneten und amtierenden Kreisrats Gernot Gruber gewürdigt.

Gleichzeitig können die Grünen satte Zugewinne einstreichen: Ihr Stimmenanteil wächst um 6,4 Punkte auf nunmehr stolze 15,3 Prozent. Ulrike Sturm hat damit ihr Direktmandat wieder sicher. Ein deutliches Plus gibt es mit 4,2 Punkten auch für die AfD, die damit bei 8,8 Prozent landet und im Wahlkreis Backnang erstmals mit einem Direktmandat für Michael Malcher belohnt wird. Für die FDP-FW (10,3 Prozent) holt Charlotte Klinghoffer ein Direktmandat. Die Freien Wähler hingegen kommen nur auf knapp fünf Prozent, ein Ergebnis völlig entgegen dem kreisweiten Trend.

Wahlkreis 11 (Murrhardt, Sulzbach an der Murr, Oppenweiler, Großerlach, Spiegelberg): Das Ergebnis fällt nicht allzu überraschend aus. Die CDU erreicht vergleichsweise respektable 32,4 Prozent. Damit sind ihre Exponenten, die Bürgermeister Armin Mößner aus Murrhardt und Christoph Jäger aus Großerlach, wieder in den Kreistag gewählt. Für die SPD, die 11,7 Prozent erreicht, zieht Edgar Schäf aus Murrhardt wieder in den Kreistag ein. Bei den Freien Wählern (20,7 Prozent) hat es Oppenweilers Bürgermeister Bernhard Bühler auf Anhieb geschafft. Für die Grünen (17,3 Prozent) ist der Murrhardter Bernd Messinger wieder dabei. Ein Ausgleichssitz geht an den Murrhardter Andreas Winkle. Somit kommt die CDU auf drei Mandate.

Wahlkreis 12 (Aspach, Weissach im Tal, Auenwald, Allmersbach im Tal, Althütte, Kirchberg an der Murr, Althütte): Die CDU rutscht unter die 30-Prozent-Marke. Ihre 26,9 Prozent reichen aber dennoch für zwei Direktmandate: Wieder gewählt sind der Fraktionsvorsitzende der CDU im Kreistag, Althüttes Bürgermeister Reinhold Sczuka, der stolze 11454 Stimmen holt, und der Weissacher Jörg Schaal. Je einen Sitz erringen die SPD mit 12,8 Prozent (Jürgen Hestler, Weissach im Tal), die Freien Wähler mit 18,1 Prozent (Ian Vincent Schölzel, Weissach im Tal), die Grünen mit 15,9 Prozent (Willy Härtner, Backnang) und die FDP-FW mit 11,2 Prozent (Gudrun Senta Wilhelm, Kirchberg). Die AfD mit 11,2 Prozent (Christian Throm, Althütte) kommt dank eines Ausgleichssitzes für Frank Kral aus Kirchberg auf zwei Mandate.

Wahlkreis 2 (Fellbach): Ein Fiasko für die CDU: Sie sackt auf dürftige 17,7 Prozent ab. Es triumphiert mit 27,5 Prozent die FDP-FW vor den Grünen mit 19,8 Prozent, die jeweils zwei Direktmandate holen. CDU, SPD, Freie Wähler, AfD und Linke holen je einen Sitz.

Wahlkreis 3 (Schorndorf mit Winterbach): CDU (21,3 Prozent), SPD (20,3 Prozent) und Grüne (19,5 Prozent) liegen fast gleichauf. Je zwei Direktmandate gibt es für CDU und SPD, je eines für Freie Wähler, Grüne, FDP-FW und AfD. Das beste Ergebnis erzielt OB Matthias Klopfer (SPD): 10728 Stimmen.

Wahlkreis 4 (Waiblingen): Mit 20,9 Prozent liegen die Freien Wähler knapp vor den Grünen und der CDU mit jeweils 20,8 Prozent. Das höchste Ergebnis holt Waiblingens OB Andreas Hesky (Freie Wähler) mit 14669 Stimmen. Jeweils zwei Mandate gehen an CDU, SPD, Freie Wähler und Grüne, jeweils einer an die FDP-FW und die AfD.

Wahlkreis 5 (Winnenden): OB Hartmut Holzwarth (CDU) liegt, wie bereits berichtet, in Front. Ein Direktmandat gibt es auch für den Landtagsabgeordneten der Grünen, Willi Halder.

Wahlkreis 6 (Weinstadt): OB Michael Scharmann (Freie Wähler) räumt ab, mit großem Abstand folgt Annette Rebmann für die Grünen.

Wahlkreis 7 (Kernen, Korb): Der Landtagsabgeordnete Jochen Haußmann (FDP-FW) liegt in Front, gefolgt von Astrid Fleischer (Grüne). Ein weiterer Sitz geht an Kernens Bürgermeister Stefan Altenberger (Freie Wähler).

Wahlkreis 8 (Leutenbach, Schwaikheim, Berglen): Berglens Bürgermeister Maximilian Friedrich (Freie Wähler) holt wieder einen Sitz, gefolgt von Christine Besa (Grüne) und Schwaikheims Bürgermeister Gerhard Häuser (Freie Wähler).

Wahlkreis 9 (Remshalden, Plüderhausen, Urbach): Die CDU liegt mit 22,6 Prozent nur knapp vor den Freien Wählern mit 20,7 Prozent. Trotzdem reicht es für die CDU noch zu zwei Mandaten.

Wahlkreis 10 (Rudersberg, Welzheim, Alfdorf, Kaisersbach): Die Freien Wähler hängen mit 37,2 Prozent die CDU mit 20,7 Prozent klar ab. Rudersbergs Bürgermeister Raimon Ahrens und Kaisersbachs Bürgermeisterin Katja Müller (beide von den Freien Wählern) haben dort die höchsten Stimmenzahlen.

Kommentar
Tummelplatz für Rathauschefs

Von Armin Fechter

Der Trend, der schon die Europa- und Regionalwahlen beherrscht hat, setzt sich auch auf Landkreisebene fort: CDU und SPD, die alten Volksparteien, müssen herbe, teils auch dramatische Verluste hinnehmen. Immer weniger Wähler trauen den Christ- und Sozialdemokraten zu, die drängenden Probleme der heutigen Zeit zu lösen.

Zu dem Niedergang beigetragen hat mit Sicherheit das Hickhack um die Regierungsbildung nach der Bundestagswahl 2017 und das Gestolper, mit dem in Berlin zunächst (nicht) regiert wurde. Davon profitieren in erster Linie die Grünen, die mit ihrer Haltung zu heiß diskutierten Fragen wie Klima- und Umweltschutz, Verkehr und Energie auf allen politischen Ebenen punkten.

So unbestreitbar solche Einflüsse der Bundespolitik auf kommunale Wahlen aber auch sind – sie können nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich auch bei einer Kreistagswahl noch immer um eine Persönlichkeitswahl handelt. Wie sonst wäre ein Ergebnis wie das für Backnangs OB Nopper erklärbar? Und wie sonst ließe sich auch erklären, dass im Wahlkreis Rudersberg die Freien Wähler weit vor der CDU liegen, wenn nicht durch das Renommee der dortigen Kandidaten?

Tatsache ist dabei aber auch: Diejenigen, die die meisten Stimmen einspielen, sind in aller Regel die Oberbürgermeister und Bürgermeister. Und so wird auch der neue Kreistag wieder einen Tummelplatz für Rathauschefs werden.

a.fechter@bkz.de