Klarer Sieg für den jüngsten Kandidaten

Bürgermeisterwahl Auenwald: Kai-Uwe Ernst ist im zweiten Wahlgang zum neuen Rathauschef gewählt worden. Die Hälfte der Wähler stimmten für den 26-Jährigen. Hauptamtsleiterin Yvonne Bader blieb mit 33,6 Prozent hinter ihren Erwartungen zurück.

Klarer Sieg für den jüngsten Kandidaten

Der neue Bürgermeister von Auenwald Kai-Uwe Ernst bei seinen Dankesworten.Foto: J. Fiedler

Von Florian Muhl

AUENWALD. Zu dem erwarteten Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Kai-Uwe Ernst und Yvonne Bader ist es nicht gekommen. Überraschend hoch ist am Ende der Vorsprung des Finanzwirts aus Berglen. Es ist 19.10 Uhr, als der stellvertretende Bürgermeister und Vorsitzende des Gemeindewahlausschusses, Andreas Weber, in der Auenwaldhalle ans Mikrofon tritt und das Ergebnis verkündet. Matthias Bacher, der auf sich 15,6 Prozent der Stimmen vereinigte, war der Erste, der Ernst mit einem sanften Fauststoß coronakonform gratulierte. Es gibt einen kurzen Beifall der knapp 50 Bürger im Vorraum der Halle.

Dann wird Ernst ans Mikrofon gebeten. „Ich möchte für ganz Auenwald ein guter Bürgermeister werden, auch für diejenigen, die heute noch nicht für mich gestimmt haben“, sagt der 26-Jährige, der ohne Manuskript spricht. „Ich möchte Sie in den kommenden Jahren von mir, meiner Persönlichkeit, aber auch von meiner Arbeit überzeugen. Und ich möchte gemeinsam mit Ihnen Auenwald voranbringen“, so der Wahlgewinner.

„Die vielen Gespräche in den letzten Tagen und Wochen mit den Bürgern haben mir durchweg positive Resonanz gegeben und gezeigt, dass der Wunsch nach Veränderung da ist. Viele wünschen sich frischen Wind von außen und den gibt’s jetzt definitiv“, so Ernst auf Nachfrage unserer Zeitung. Was er zuerst im Rathaus anpacken will? „Die Kommunikation mit den Bürgern verbessern.“

„Für mich war immer klar, dass er der Favorit und der neue Bürgermeister ist“, sagt sein Vater Hans-Dieter Ernst, „er kann es, er ist begabt, und er wird seine ganze Energie aufbringen.“ Auch für den 29-jährigen Bruder Jan-Eric sei klar gewesen, dass er das Rennen machen werde. „Ich hätte allerdings mit einem Kopf-an-Kopf-Rennen gerechnet. Dass es jetzt so eindeutig ausfällt, freut uns umso mehr.“

Enttäuschung auf der anderen Seite bei Yvonne Bader. „Ja natürlich, wenn ich keine Hoffnung gehabt hätte, wäre ich ja nicht angetreten“, sagt die Hauptamtsleiterin der Gemeinde. „Das war sehr ambitioniert, das waren ja nur zehn Tage Wahlkampf, die anderen waren einen Monat voraus und hatten auch andere Möglichkeiten, sich zu präsentieren. Diese Möglichkeiten hatte ich ja gar nicht.“ Trotzdem sei es eine interessante Zeit gewesen, sagt die 49-Jährige. Woran es gelegen hat, dass sie so klar hinter ihren Erwartungen abgeschnitten hat? „Ich weiß es nicht, Auenwald ist immer für eine Überraschung gut“, sagt Bader. Und wie wird das sein als Hauptamtsleiterin mit Herrn Ernst als Chef? „Man kann ja professionell miteinander umgehen.“

„50 Prozent für Ernst, das ist super. Ich hoffe, er wird auch super.“

Matthias Bacher schiebt keinen Frust, er habe das Ergebnis „gut aufgenommen“. Dieses sei so klar und beeindruckend, dass der 59-Jährige für sich folgendes Fazit zieht: „Die Auenwalder haben echt Mut zum Wechsel gezeigt.“ Die absolute Mehrheit von Ernst sieht er als ganz klares Votum, „das ist super. Ich hoffe, er wird auch super.“ Als Quereinsteiger freue er sich über seinen richtig guten Achtungserfolg. Der Diplom-Ingenieur, der jetzt mit seiner Firma weitermacht, hat kommunalpolitisches Blut geleckt. „Ich lasse mich bei der nächsten Gemeinderatswahl aufstellen, weil die sechs Wochen Wahlkampf mir doch eines gezeigt haben: einen ganz anderen Blick aufs Dorf, auf die Gemeinde.“

„Ich bin total überrascht, dass es für Herrn Ernst so eindeutig ausgefallen ist. Ich hätte nicht gedacht, dass er die 50 Prozent knackt“, sagt Barbara Hirzel. „Ein Achtungserfolg für Frau Bader auf jeden Fall. In anderthalb Wochen so einen Wahlkampf auf die Beine zu stellen – alle Achtung und Respekt“, so die Sprecherin der Bürgerlichen Wählervereinigung weiter. Zum jetzt gewählten, neuen Bürgermeister könne sie noch nicht viel sagen. „Ich habe mich über ihn eigentlich nur über seine Homepage informiert, über seine Auftritte in der BKZ und hier beim Forum, weil Herr Ernst auf uns als Fraktion nicht zugegangen ist, er hat sich uns nicht vorgestellt, was alle anderen Kandidaten einschließlich der Herr Ostfalk gemacht haben.“

„Die Bürger haben entschieden, dass es einen Neuanfang geben soll in Auenwald, ohne Vorbelastungen. Und das respektieren wir und das finden wir auch gut“, kommentiert Nicole Birkenbusch den Wahlausgang. „Wir wünschen uns jetzt mit Herrn Ernst und der Verwaltung eine gute Zusammenarbeit“, so die Sprecherin der Neuen Liste Auenwald. Die Verwaltung dürfe jetzt nicht gegen Ernst arbeiten, sondern mit ihm. Wolfram Gruner von der Freien Wählervereinigung Auenwald stimmt voll und ganz zu und kündigt jetzt schon an, dass der Gemeinderat auf diesen letzten Aspekt ein Auge haben wird.

„Mich freut, dass es eine klare Entscheidung gab“, lautet das Fazit von Franz Karl Matyas. „Persönlich hätte ich’s enger erwartet zwischen Ernst und Bader, aber so ist’s ein klarer Wählerauftrag“, so der Sprecher der Unabhängigen Wählergemeinschaft Auenwald weiter. Er habe bereits im Vorfeld eine Entscheidung gegen das Rathaus seitens der Bürger befürchtet beziehungsweise erwartet. Der Wähler habe wohl niemanden aus dem Rathaus wollen, sondern jemand Externen. Das Wahlergebnis spreche also nicht gegen die Person Bader. „Aber in dieser Deutlichkeit hat mich das schon ein bisschen verblüfft.“ Das zeige ganz deutlich, dass zwischen Rathaus und Bevölkerung etwas nicht stimme.

Der amtierende Bürgermeister Karl Ostfalk bleibt noch bis 11. Mai im Amt. Er will ein geordnetes Rathaus übergeben.