„Klassenclown war ich schon immer“

Jörg Burghardt aus Murrhardt arbeitet unter anderem als Zauberkünstler – Momentan ruht seine Tätigkeit weitestgehend

Jörg Burghardt ist als Zauberkünstler, Magier, Comedian, Büttenredner und Messepromoter bundesweit im Einsatz. Normalerweise. Denn momentan ist es dem Murrhardter nicht möglich, auch nur einer dieser Beschäftigungen nachzugehen. Die ungewollte Freizeit nutzt er unter anderem zur Vorbereitung auf die deutschen Meisterschaften der Zauberkunst im Mai 2021.

„Klassenclown war ich schon immer“

Bei der Vorausscheidung zur deutschen Meisterschaft der Zauberkunst in Mindelheim in der Kategorie Comedy zeigte Jörg Burghardt unter anderem, woher die Redewendung „Geld auf den Kopf hauen“ kommt. Foto: privat

Von Lorena Greppo

MURRHARDT. Unter normalen Umständen wäre Jörg Burghardt nicht nur mit den Vorbereitungen auf die deutschen Meisterschaften der Zauberkunst beschäftigt, sondern stünde auch auf allerlei Bühnen in ganz Deutschland. „Das erste Halbjahr war sehr gut gebucht“, berichtet der 54-Jährige, der sich vor 18 Jahren als Zauberkünstler, Magier, Comedian, Büttenredner und Messepromoter selbstständig gemacht hat. Doch dann kam die Coronakrise und „nun liegt alles auf Eis“ – inklusive der Meisterschaften, für die Burghardt sich qualifiziert hat. Diese hätten kommenden Monat in Fürstenfeldbruck stattfinden sollen, wurden nun aber um ein Jahr verschoben. Für den Kirchenkirnberger bedeutet das viel Zeit, um an seiner Nummer zu feilen. Fertig ist sie schon seit Längerem, verrät Burghardt. „Jetzt geht es um das i-Tüpfelchen.“ Er ist im Geschäft ein alter Hase, schon 1999 wurde er bei den deutschen Meisterschaften im Bereich Comedy Zweiter.

Die Zauberkunst sei ihm in die Wiege gelegt worden, erzählt der 54-Jährige. „Mein Vater war Amateur-Zauberkünstler. Als Kind hab ich Requisiten getragen und später haben wir zusammen Shows gemacht.“ Diese Grundlagen habe er weiterentwickelt und mit seiner eigenen Handschrift versehen. Hauptsächlich konzentriere er sich auf Comedy, so Burghardt. Der gelernte Industriekaufmann hat lange im Vertrieb gearbeitet, bevor er 2002 den Schritt ins Profilager der Zauberkünstler gewagt hat. „Um die eigenen Shows zu vermarkten, macht sich die Erfahrung im Vertrieb gut“, sagt er. Und eine Rampensau sei er von klein auf gewesen. „Der Klassenclown war ich schon immer“, erzählt er lachend. Streiche habe er gespielt und Späße gemacht – Klassenkameraden hätten ihm damals geraten, so etwas beruflich zu machen.

Im Vortrag werden etwa 30 Redewendungen erklärt

Aber Jörg Burghardt lässt es nicht mit Zaubertricks auf sich beruhen. In einem seiner Vorträge widmet er sich beispielsweise der Herkunft verschiedener Redewendungen. „Iss deinen Teller leer, dann gibt es morgen gutes Wetter“ – diesen Spruch haben die meisten Kinder schon von ihren Eltern oder Großeltern gehört. „Dabei handelt es sich um einen Übersetzungsfehler aus dem Plattdeutschen“, erklärt Burghardt. Denn das Plattdeutsche „wedder“ heißt gar nicht Wetter, sondern wieder. Sprich: Wer den Teller leer ist, bekommt am nächsten Tag wieder etwas Gutes – nicht gutes Wetter. Dieses ist nur ein Beispiel der etwa 30 Redewendungen, die der Zauberkünstler und Comedian erklärt.

Auf seiner Webseite hat Jörg Burghardt auch einen Zaubertrick namens „Sonne-Mond-Stern“ erklärt, mit dem auch Laien Freunde und Bekannte erstaunen können. Darin geht es darum, aus drei umgedrehten Karten zu erkennen, welche sich das Gegenüber ausgesucht hat. „Der Trick ist nicht zu durchschauen, wenn man ihn nicht kennt“, ist sich der Kirchenkirnberger sicher. Das Ganze sei „ein bisschen Marketing, quasi Mehrwert für die Visitenkarte“, erklärt der 54-Jährige. Als Mitglied des Magischen Zirkels halte er sich nämlich an dessen Statuten, die beinhalten, dass keine Zaubertricks verraten werden dürfen. Indem er den Sonne-Mond-Stern-Trick verrät, entstehe aber keinem anderen Zauberkünstler ein Schaden, denn dieser sei kein Bühnenkunststück, sondern eher für einen kleinen Kreis geeignet. Über seine sozialen Kanäle habe er auch schon Rückmeldung von diversen Bekannten erhalten, die den Trick ausprobiert haben. Die Resonanz bestätige ihn: Die Zuschauer kommen nicht dahinter, was das Geheimnis dessen ist.

Die Liebe führte den Westfalen nach Murrhardt

Zeit hat Jörg Burghardt gerade mehr, als ihm lieb ist, um das eigene Marketing zu optimieren. „Ich rechne nicht damit, dass vor September oder Oktober wieder Shows möglich sind“, sagt er. Die Freizeit vertreibt er sich also auch damit, seine Programme weiter zu üben, zudem treibt er Sport und verbringt gerne Zeit auf dem Balkon, mit der tollen Aussicht nach Altersberg. „Wenn man die Ruhe mag, ist es sensationell, hier zu wohnen“, sagt er über Kirchenkirnberg. Erst im vergangenen Jahr ist er in den Murrhardter Stadtteil gezogen, ursprünglich kommt Burghardt aus Lippstadt in Westfalen. Der Liebe wegen zog der 54-Jährige her. „Meine Partnerin kommt aus Gschwend“, erklärt er. Sie habe in der Nähe ihrer Familie bleiben wollen, er selbst sei durch seinen Beruf nicht standortgebunden. „Ich habe auch kein Problem, mich überall heimisch zu fühlen.“ Dadurch, dass er normalerweise viel auf Achse ist, habe er sich angewöhnt, seine sozialen Kontakte vor allem telefonisch und per E-Mail zu pflegen. Das komme ihm im Moment zudem zugute – das Abstandhalten mache ihm nicht so viel aus wie anderen. „Ich brauche nicht viel, um glücklich zu sein“, sagt Burghardt. Weil er aber seine Priorität beruflich in der Entertainmentbranche gesetzt hat, fiebert auch er dem Zeitpunkt entgegen, wo er wieder auf der Bühne stehen und seine Zuschauer verzaubern kann.

Jörg Burghardts Erklärung eines Zaubertricks ist zu sehen unter: www.joerg-burghardt.de/sonne-mond-stern