Klavierakademie Murrhardt: Die Magie der Musik

Am Wochenende hat die 20. Internationale Klavierakademie Murrhardt begonnen. Im Zentrum des Unterrichts der drei Professoren für 38 Pianistinnen und Pianisten stehen Hinweise, um ihr Spiel zu vervollkommnen, und Tipps für individuelle Interpretationen.

Klavierakademie Murrhardt: Die Magie der Musik

Professor Jan Jiracek von Arnim unterrichtet die japanische Studentin Michi Arai. Foto: Elisabeth Klaper

Von Elisabeth Klaper

Murrhardt. Die 2001 gegründete Internationale Klavierakademie Murrhardt (IKAM) feiert heuer ihren 20. Geburtstag mit einem Rekord: 38 Studenten aus über 20 Ländern, so viele wie noch nie, machen mit. Der neue Direktor, Professor Christian A. Pohl, freut sich, dass die neue Konzeption der Meisterkurse so gut ankommt. Nun dauern sie eine Woche, und die Unterrichtseinheiten sind frei und flexibel wählbar. Pohl gibt den Pianistinnen und Pianisten einen guten Rat: Als ein Schüler Johannes Brahms fragte: „Meister, wie kann ich mein Klavierspiel verbessern?“, antwortete der Komponist der Romantik: „Gehe zwei Stunden am Tag in die Natur.“ – „Dafür ist Murrhardt ein wunderbarer Ort: Genießen Sie die historisch bedeutende Stadt und die wunderschöne Umgebung“, so Pohl. Anschließend lernen die Teilnehmer auf einem Rundgang mit Musikpädagogin und Mitorganisatorin Julia Kirschbaum die Unterrichts- und Übungsräume kennen.

Im Unterricht erhalten die Studenten wertvolle Hinweise, ihr Spiel technisch und künstlerisch zu vervollkommnen, und Tipps, wie sie sich die Kompositionen erschließen. Professorin Rena Shereshevskaya ist es wichtig, dass sie verstehen, warum ein Komponist ein Werk genau so und nicht anders gestaltet hat. Nur so können sie die Details, Motive und Themen exakt phrasieren und darstellen, damit das Publikum die vielen feinen Unterschiede heraushören kann. Dies erfordert auch Hintergrundwissen darüber, in welcher Epoche und welcher persönlichen Lebenssituation der Komponist das Werk kreiert hat. Die Professorin motiviert die schwedische Studentin Alice Power dazu, neue Ideen für ihre Interpretation von Johann Sebastian Bachs Ouvertüre nach französischer Art, Bach-Werke-Verzeichnis 831, zu finden und zu verwirklichen: „Ziel ist es, dem Publikum die Botschaft des Komponisten ehrlich, aber interessant und innovativ zu vermitteln, denn ohne neue Ideen würde die Musik banal“, auch wenn diese Interpretation nicht der bekannten Form und den Hörgewohnheiten entspreche, erläutert sie.

Balance zwischen Regeln und Freiheit

„Der Respekt vor der Komposition ist mir sehr wichtig: Nur wenn man die Regeln kennt, kann man die Möglichkeiten für Freiheiten bei der Interpretation nutzen“, unterstreicht Professor Jan Jiracek von Arnim. Das bedeute, sich die Noten genau anzuschauen und zu überlegen, wie jeder Takt zu spielen ist, und minutiös an allen Details zu arbeiten. „Es ist ein Balanceakt, den Studenten die Möglichkeit zu geben, sich individuell zu entfalten. Wichtig ist, dass sie am Klavier die Illusion schaffen, dass ihr Spiel wie gesungen oder mit einem Streichinstrument gespielt klingt. Dafür gilt es, beim Musizieren körperlich und emotional involviert zu bleiben und die Spannung zu halten, um die Magie der Musik, die Empfindungen und Emotionen hör- und spürbar zu machen.“

Der japanischen Studentin Michi Arai erklärt er die zentrale Bedeutung des Leitmotivs in Ludwig van Beethovens Sonate Opus 81 a „Les Adieux – Das Lebewohl“: „Das verwandelte Postkutschensignal zur Abfahrt muss immer gut herauszuhören sein.“ Sie solle sich emotional in die Sonate und die darin geschilderte Situation hineinversetzen, um diese stimmig auszudrücken: „Der Schmerz und die Trauer über den Abschied muss hörbar sein, ein Moment der Stille lässt die Einsamkeit nachempfinden“, rät ihr der Professor.

Das öffentliche Veranstaltungsprogramm

Für Besucher offen Wer Interesse hat, kann täglich von 9.30 bis 12.30 Uhr und von 14.30 bis 18.30 Uhr am Unterrichtsgeschehen teilnehmen. Professorin Rena Shereshevskaya unterrichtet am Montag in der Festhalle, am Dienstag und Donnerstag in der städtischen Kunstsammlung in der Stadtbücherei sowie am Freitag und Samstag im Kulturhaus Klosterhof. Professor Jan Jiracek von Arnim unterrichtet am Montag im Kulturhaus, am Dienstag und Donnerstag in der Festhalle sowie am Freitag und Samstag in der Kunstsammlung. Professor Christian Pohl unterrichtet am Montag in der Kunstsammlung, am Dienstag und Donnerstag im Kulturhaus sowie am Freitag und am Samstag in der Murrhardter Festhalle.

Ehrengast Als Ehrengast kommt Professor John Rink von der Universität Cambridge vorbei: Der berühmte Chopin-Forscher und Juror beim Internationalen Chopin-Wettbewerb Warschau wird über seine Jurytätigkeit und seinen Zugang zu Frédéric Chopin berichten. Am Mittwoch, 7. September, hält er von 10 bis 13 Uhr einen Vortrag und leitet nachmittags ab 15 Uhr einen Meisterkurs in der Festhalle. Die Teilnehmerkonzerte am Dienstag, 6. September, und am Donnerstag, 8. September, beginnen jeweils um 19 Uhr in der Festhalle, ebenso das festliche Abschlusskonzert am Samstag, 10. September. Einige der besten Pianistinnen und Pianisten gestalten das Programm, das Publikum vergibt einen Preis in Höhe von 300 Euro an die beliebteste Pianistin oder den beliebtesten Pianisten. Weitere Informationen über die Internationale Klavierakademie, die Professoren und den Verein bietet die Internetseite www.ikam.academy.