Klima: Die Stadt Winnenden macht was

Der Pro-Kopf-Ausstoß an CO2 ist bis 2014 zurückgegangen, steigt jetzt aber wieder – Neues Programm vorgelegt

Klima: Die Stadt Winnenden macht was

Die Schließung der Ziegelei hat den Pro-Kopf-Ausstoß an CO2 drastisch gesenkt.Archivfoto: F. Muhl

Von Martin Schmitzer

WINNENDEN. Die Stadtverwaltung Winnenden will den CO2-Ausstoß weiter mindern und dafür eine Million Euro in einen Fonds geben. Dies erklärten Finanzdezernent Jürgen Haas und Oberbürgermeister Hartmut Holzwarth jüngst. Die Stadt reagiert damit langfristig auf den Klimawandel. Seit 21 Jahren macht Umweltreferent Jürgen Kromer viele kleine und große Vorschläge, wie und wo Energie eingespart und CO2-Belastung vermieden werden kann. Kromer und Stadtwerke-Geschäftsführer Stefan Schwarz arbeiten jetzt weiter daran, dass die Stadt von den drei Tonnen pro Einwohner wieder herunterkommt.

Nur: Es ist oft so beim Einhalten von Grenzwerten: Am Anfang sind große Erfolge möglich, nach einigen Jahren braucht es viele kleine Schritte. Ziel der Stadt ist es, den Wert von 1995 zu halbieren, von damals 5,29 Tonnen herunterzukommen auf 2,64 Tonnen pro Einwohner. Große Schritte waren früher möglich. Im August 2009 hörte die Winnender Ziegelei auf mit der Ziegelproduktion. Sie war der größte Luftbelaster in Winnenden. Mit ihrem Ende ging der Pro-Kopf-Ausstoß markant zurück, aber das ist sozusagen ein Sonderfall.

Politisch bestimmte Einsparungen gab und gibt es auch. Die Stadt sorgte an vielen Stellen für eine Minderung der CO2-Belastung, dämmte die Fassaden ihrer Gebäude, baute Fotovoltaikanlagen auf ihre Dächer, baute eine neue Nahwärmeversorgung mit Holzpellet-Blockheizkraftwerk am Hungerberg auf, stellte einen Ingenieur ein, der mit Regeltechnik die Verbräuche in städtischen Gebäuden senkt. Holzwarth zeigte eine Tabelle der größten CO2-Belaster unter den städtischen Gebäuden von Winnenden: Es waren 2011 das Lessing- und das Büchner-Gymnasium. An beiden Gebäuden geschieht seither viel. Beide werden deutlich weniger Energie verbrauchen, wenn sie durchsaniert sind.

Warum ist eigentlich die lokale CO2-Belastung von 2014 auf 2016 leicht angestiegen? Es ist ja eine Pro-Kopf-Zahl – das Bevölkerungswachstum kann nicht schuld sein. OB Holzwarth sieht zwei Ursachen: Die Digitalisierung verbraucht deutlich mehr Strom. Und: Die Flüchtlinge wirken sich aus, weil sie nicht in energieoptimierten Verhältnissen leben, vermutet Holzwarth. Neue Wohngebiete sind dazugekommen. Aber die wurden energiesparend gebaut, oder nicht? „Ja. Aber die Wohnflächen pro Person nehmen immer noch zu. Und auch die Zahl und Art der Autos, die die neuen Bewohner mitbringen, fließen in die CO2-Bilanz ein“, sagt Umweltreferent Jürgen Kromer. Für die Verantwortlichen ist klar: Sie werden alles tun, um CO2 zu vermeiden. Umweltreferent Kromer hat einen Elf-Punkte-Plan f aufgestellt (siehe Infobox).

Info
Das Elf-Punkte-Programm von Winnenden

Der Gemeinderat wird nächste Woche ein Elf-Punkte-Programm zum Klimaschutz diskutieren, das Umweltreferent Jürgen Kromer aufgestellt hat. Hier Auszüge aus dem Programm:

Klimacheck für Gemeinderatsbeschlüsse: Bevor Räte über einen Neubau entscheiden, erfahren sie, wie der Neubau auf die CO2-Bilanz wirkt.

Klimagerechtigkeit: Die Stadt unterstützt Organisationen, die armen Ländern helfen, mit den Klimafolgen umzugehen.

Energiemanagement: Städtische Gebäude werden energieoptimiert, auch im laufenden Betrieb. Faire und klimafreundliche Beschaffung.

Klimaanpassungsstrategien: Hitzeaktionspläne, Erhalt der Kaltluftschneisen, Starkregenrisikomanagement, Stärkung der Stadtbäume und Neupflanzung von 1000 Bäumen in zehn Jahren.

Klimagerechte Mobilität: Ziel ist, dass 40 Prozent der Fahrten mit Bus, Bahn, Fahrrad oder E-Auto gefahren werden.

Öffentlichkeitsarbeit.

Klimaschutz-Kümmerer: Eine zusätzliche kommunale Fachkraft soll eingestellt werden, die sich ausschließlich dem Klimaschutz widmet.

Jährlicher Klimaschutzbericht im September: Die Pro-Kopf-Emission von 1995 soll bis 2030 halbiert werden. Zielwert: 2,64 Tonnen CO2 pro Einwohner.

Ein Klimaschutzfonds von einer Million Euro wird eingerichtet.